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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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um ins Innere zu gelangen, dazu noch eine ähnlich scharfsinnige Strategie, um hinterher wieder rauszukommen, oder man nimmt eine Axt und schlägt die Tür ein. Wir nennen das die ›Methode sicherer Tod‹. Letztendlich ist die zweite Vorgehensweise leichter und konsequenter als dieses ganze Herumgerede, aber man muß eben so tun, als ob.«
    »Also glauben Sie, daß es dazu kommen wird?« fragte Hildy aufgeregt.
    »Keine Ahnung, nicht mein Problem.«
    Nachdem sie noch einmal getankt hatte – Hildy fragte sich, ob man für genügend Gutscheine auch einen Challenger-Panzer bekommen würde, der unter den gegebenen Umständen sicherlich ganz praktisch gewesen wäre –, parkten sie in einer Seitenstraße am Rande von Hampstead Heath und hielten Kriegsrat.
    »Ich sehe die Lage folgendermaßen«, begann der König, »der große Turm, der übrigens selbst dann uneinnehmbar wäre, wenn wir ihn angreifen könnten – was nicht der Fall ist –, wird Tag und Nacht bewacht. Unser Feind hat die beiden chthonischen Geister in seiner Gewalt, die äußerst wichtig für uns sind. Ohne sie haben wir keine Aussicht zu überleben, geschweige denn zu siegen. Wegen der Gefahr, entdeckt zu werden, und weil eine Entdeckung zum jetzigen Zeitpunkt die sichere Niederlage bedeuten würde, können wir die Örtlichkeiten nicht genauer erkunden. Folglich wissen wir absolut nichts über den Turm, was uns bei irgendeinem Plan oder Vorhaben behilflich sein könnte. Wir wissen weder, wie wir hineingelangen können, noch, wie wir wieder rauskommen. Wenn wir etwas unternehmen wollen, müssen wir dieses gerade wegen der Gefahr, entdeckt zu werden, sofort tun. Deshalb will ich nur vernünftige Vorschläge hören.«
    »Warum greifen wir nicht einfach an?« schlug Brynjolf vor. »Dann kämen wir alle nach Walhalla und hätten dort ’ne Menge Spaß.«
    Der Zauberer machte ein Geräusch wie eine abgenutzte Scheibenbremse. Der König nickte und übersetzte: »Der Zauberer meint, daß die Lage noch nicht ganz aussichtslos sei, daß Mut und Weisheit gemeinsam Stein zerbrechen und Stahl verbiegen könnten und wir eine Aufgabe zu erfüllen hätten. Außerdem sei Walhalla heutzutage ziemlich heruntergekommen, weil keiner mehr hingehe. Seiner Ansicht nach sind die Handtücher in den Badezimmern mit Sicherheit durchgescheuert, und er hat es nicht eilig, dorthinzukommen. Er hat mir gesagt, er wisse das alles von Odins Raben, Hugin und Munin, die ihm jeden Morgen die neuesten Nachrichten bringen, und die müssen es ja wissen. Noch jemand?«
    Bevor noch jemand etwas sagen konnte, füllte sich der Innenraum des Lieferwagens mit einem schrillen Pfeifen, und Hildy merkte, daß es aus ihrer Tasche kam. Zuerst dachte sie, es sei das kleine Alarmgerät, das sie zu ihrer eigenen Sicherheit häufig bei sich trug, aber das machte piep-piep, und außerdem hatte sie es in St. Andrews gelassen.
    »Das ist der Seherstein!« rief Brynjolf laut, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Sie meinen, so eine Art Funkrufempfänger?« Hildy wühlte in der Tasche herum und kramte schließlich den kleinen blauen Bergkristall hervor. Er war wieder warm, und das Geräusch ging eindeutig von ihm aus. Voll ängstlicher Erwartung führte sie den Stein ans Auge und sah …
     
    »Wirklich, wir werden mitkommen, ohne Widerstand zu leisten«, versicherte Danny dem Polizisten.
    Der Sergeant stützte sich schmerzvoll auf einem seiner Ellbogen ab. »Ach, das tun Sie ja doch nicht«, stöhnte er. »Das haben Sie schon mal gesagt.«
    »Sie hätten eben nicht versuchen sollen, ihm Handschellen anzulegen«, tadelte Danny. »Das hat ihm nicht gefallen.«
    »Das habe ich gemerkt«, nuschelte der Sergeant und spuckte einen Zahn aus. »Wenn Sie alle so sind, muß ich losgehen und Verstärkung anfordern.«
    »Weigern Sie sich etwa, unsere Kapitulation anzunehmen?« fuhr Ohtar ihn wütend an.
    »Ja«, entgegnete der Sergeant gefaßt, »die nähme ich nicht mal geschenkt.«
    »Wie Sie wollen.« Ohtar tippte mit den Fingern auf einen großen Stein. »Der letzte, der sich geweigert hat, meine Kapitulation anzunehmen, wurde zum Langzeitpatienten. Und ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt wieder gesund wurde.«
    Der Sergeant betrachtete seine zerschundenen und blutenden Kollegen und die acht grimmig dreinschauenden Lachsdiebe, die direkt neben ihnen standen. Er schien kaum eine Wahl zu haben.
    »Also gut, wenn Sie sich sicher sind«, willigte er ein.
    »Wir sind uns sicher«, entgegnete Ohtar ungeduldig.

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