Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Geschirr unter einem betäubten Wachposten zerquetscht wurde. »Doch nicht hier!« Plötzlich fielen ihr Arvarodds magische Glücksbringer ein. Sie fingerte in der Tasche herum und zog den Knochensplitter heraus, der ihr unwiderstehliche Überredungskraft verleihen sollte, und schnappte sich sofort den nächsten Wärter.
    »Kein Diebstahl«, log sie ihn an. »Feuer.«
    Der Museumswärter blickte Hildy in die Augen. Sie umfaßte den Knochensplitter noch fester. »Feuer!« wiederholte sie laut. »Das ist ein Feueralarm.«
    »Oh«, murmelte der Wärter leicht benommen. »Sie haben recht, Miß.« Dann eilte er davon, um seinen Kollegen Bescheid zu geben, und die Kampfhandlungen wurden umgehend eingestellt.
    »Und warum hat er dann die Glasvitrine zerschlagen?« erkundigte sich der Chefwärter.
    »Sie wissen doch, was auf den Hinweisschildern steht«, antwortete Hildy verzweifelt. »Im Brandfall Scheibe einschlagen.«
    Gleich darauf stürmten die Wärter davon, um die Ausstellungsräume zu evakuieren.
    Genau wie Hildy befürchtet hatte, war der Wagen in zweiter Reihe zugeparkt worden. Aber der König war nicht in der Stimmung, wegen einer solchen Kleinigkeit große Umstände zu machen. Mit ein paar gezielten Schwerthieben zerschlug er das gelbe Blech in mehrere Teile und schnippte die Trümmer beiseite. Nach etlichen Beifallsbekundungen vorbeifahrender Verkehrsteilnehmer sprangen der König und seine Begleiter schließlich in den Lieferwagen und fuhren davon.
    »Das war wieder klug und schnell reagiert«, sagte der König anerkennend, als Hildy auf der Waterloo Bridge Gas gab.
    »Was denn?«
    »Die Art, wie Sie die Wärter losgeworden sind.«
    »Ach, das war doch nichts«, wehrte Hildy bescheiden ab. »Das lag allein an diesem Kieferknochen, den ich von Arvarodd bekommen hab.«
    Der König lächelte sie an. »Trotzdem haben Sie meiner Meinung nach mittlerweile so viel geleistet, daß Sie sich einen Namen verdient haben.«
    »Einen Namen?« Hildy atmete tief ein. »Sie meinen, einen richtigen Heldennamen?« Sie errötete vor Freude.
    »Ja«, antwortete der König feierlich. »Wie Harald Blauzahn oder Sigurd der Fette oder wie … Arvarodd von Permia«, fügte er abfällig hinzu. »Ist es nicht so, Jungs?«
    Auf dem Rücksitz brachten die Helden und der Zauberer ihre Zustimmung zum Ausdruck. Tatsächlich hatte sich Arvarodd schon seit einiger Zeit mit dem Problem eines passenden Namens für Hildy beschäftigt; aber selbst der beste, der ihm eingefallen war – Schwanen-Hildy –, schien ihm völlig unpassend zu sein.
    »Von nun an«, sagte der König feierlich, »soll unsere Schwester Hildy Frederikstochter also Vel-Hilda genannt werden, und wir sind von nun an deine Brüder.«
    »Vel-Hilda?« Hildy runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Was heißt das?«
    Der König grinste. »Wie du besser weißt als ich, ist das altnordische Wort vel schön kurz und bedeutet ›gut‹. Dasselbe, Hildy Frederikstochter, kann man von dir sagen. Daher …«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Hildy verlegen.

 
     
10. Kapitel
     
    »Matt!«
    Hätte jemand mit einem Fernglas die verdunkelten Fenster des Gerrards Garth House beobachtet, hätte er den Eindruck gewonnen, jemand gebe mit einer Taschenlampe Lichtzeichen. In Wirklichkeit war der flackernde kleine Lichtpunkt natürlich Prexz, der ungläubig mit den Augen zwinkerte.
    »Neunundneunzigtausendneunhundertneunundneunzig Sätze und neun Spiele für dich«, stellte Zxerp fest, der vor boshaftem Vergnügen fast aus dem Häuschen geriet, »und neun Spiele für mich. Alles Neunen«, fügte er kichernd hinzu.
    »Du schummelst«, murmelte Prexz.
    Aber Zxerp lächelte nur und entgegnete nachsichtig: »Bei ›Koboldzähne‹ kann man nicht schummeln. Glaub mir, ich hab es oft genug versucht. Nein, alter Knabe, du mußt dich einfach mit der Tatsache abfinden, daß ich eine Glückssträhne hab. Und jetzt hör auf herumzunörgeln.«
    »Laß uns ›Schnappdrachen‹ spielen, das ist mal was anderes.«
    »Du bist dran.«
    »Oder ›Kerker und Drachen‹. Du mochtest doch immer ›Kerker und Drachen‹.«
    »Ist es dir vielleicht lieber, ich fange ausnahmsweise mal an?« Zxerp grinste breit.
    Wütend knallte Prexz die Würfel hin und rückte mit seinem Springer sechs Felder vor.
    »›Gehe direkt nach Jotunheim‹«, las Zxerp laut vor. »Pech für dich. Wirklich schade. Macht nichts. Ich bin dran. Auch ’ne Sechs. Ich gewöhne mich allmählich daran. Ich glaube, ich werde deinen Turm

Weitere Kostenlose Bücher