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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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schlagen.«
    »Ich nehme an, das hat etwas mit diesen Dingern da zu tun«, murrte Prexz und zeigte auf die endlose Reihe von Computern.
    »Könnte sein, aber …« Zxerp zitierte die Regel Nummer 138, und Prexz murmelte gleich darauf etwas von Täuschungsmanövern und versuchte dann vergeblich, seinen Springer aus Jotunheim herauszubekommen.
    »Und jetzt dein anderer Turm«, kicherte Zxerp. »Das ist schlimm, wenn man beide Türme verliert. Erinnerst du dich daran, daß das bei mir früher immer genauso war?«
    Plötzlich wurde der ganze Raum hell. Irgendwoher von unten aus dem Flur drangen laute Stimmen und das Klirren von Metall herauf. Zxerp schaute kurz hoch, und Prexz stupste mit dem Zeigefinger schnell seine Königin auf ein schwarzes Feld vor.
    »Du bist dran«, sagte er.
    Aber Zxerp hörte nicht zu. »Irgendwas ist da passiert«, flüsterte er.
    »Ich weiß«, antwortete Prexz. »Du bist dran.«
    »Halt doch mal wenigstens für einen Moment das Maul!« zischte Zxerp. »Da kommt jemand.«
    Die Tür des Büros flog auf. Fünf Männer in Overalls stolperten in den Raum und schlugen dabei vergeblich mit Sträußen von Ringelblumen und Tulpen auf einen riesigen Bären ein. Mit einem Hieb seiner gewaltigen Pranke schleuderte der Bär sie in die Computer, die sofort in tausend Stücke zersplitterten. Der Bär blieb stehen, knabberte einen Moment lang an den Tulpen und stampfte dann auf seine verängstigten Angreifer zu, die hinter dem Plexiglasbehälter der Geister in Deckung gingen. In diesem Augenblick kamen der König, Hildy und der Zauberer hereingestürmt.
    »Hier sind sie!« rief Hildy. Der Bär verschwand, und an seiner Stelle erschien Brynjolf der Verwandler und spuckte Tulpenblütenblätter aus. »Wo wart ihr denn so lange?« fragte Brynjolf.
    Der König schaute auf seinen Mantelkragen, um sich zu vergewissern, daß die Sutton-Hoo-Brosche noch da war, und zog das Kurzschwert. Während er zu dem Glasbehälter hinüberging, hielten sich die Männer in den Overalls die Augen zu und winselten um Gnade, aber er beachtete sie nicht. Schließlich zerschmetterte er mit einem kräftigen Hieb aus dem Handgelenk das Glas.
    »Schnell!« rief er dem Zauberer zu.
    In der Tür tauchte Arvarodd auf. Er hielt in jeder Hand einen Wachposten, und seine Ärmel waren voller Blütenstaub. »Alles klar«, sagte er, »der Rest hat Reißaus genommen. Ich glaube aber nicht, daß die uns noch Schwierigkeiten machen werden.«
    Der Zauberer hatte bereits die Drähte von den Kehlen der Geister entfernt und ersetzte sie nun durch seine eigenen. Prexz wehrte sich einen Moment lang, aber Zxerp war viel zu sehr damit beschäftigt, die Spielsteine in die Schachtel zu stopfen, um auch nur geringsten Widerstand zu leisten. Überall im Gebäude heulten Sirenen.
    »Gut, das wäre also auch erledigt«, stellte der König fest. »Es wird Zeit, daß wir wegkommen.«
    An einem Ende des Korridors kauerte Thorgeir Sturmhund hinter einer Feuerschutztür und horchte. Er hatte noch spät gearbeitet, weil er in der Sache mit dem Japan-Geschäft etwas aufzuholen hatte. Ihm war sofort klar gewesen, was hier vor sich ging, und er hatte sich sofort auf den Weg nach unten gemacht. Auf diese Weise bekam er mit, wie der König und seine Idiotenbande von den automatischen Waffen der Schuldeneintreiber zunächst in das Reich der Volkssagen zurückgeschlagen wurden. Dann mußte er von seinem Versteck aus mit ansehen, wie die Gewehre in Blumensträuße verwandelt wurden und Arvarodd und Brynjolf die verwirrten Wachen auseinandertrieben. Er erkannte die Sutton-Hoo-Brosche an der Brust des Königs, was ihn daran erinnerte, daß er trotz seiner Bemühungen nie den Prototyp des ›Glücks von Caithness‹ hatte finden können.
    Nach seinem Empfinden waren ihm nur zwei Möglichkeiten geblieben. Eine wäre gewesen, dem Gegner entgegenzutreten und zu kämpfen, die andere wegzulaufen. Für die letztere sprach so gut wie alles, aber leider hatte er sie verpaßt. Er seufzte und betrachte seine Krokodillederschuhe, den Savile-Row-Anzug aus reiner Schurwolle und seine Handrücken, die jetzt mit einem zottigen grauen Pelz bedeckt waren. Die Nägel waren wieder zu Krallen geworden, und die Reißzähne, die ihm aus dem Oberkiefer wuchsen, drückten allmählich die Goldkronen aus dem Mund. Er spitzte die Ohren, knurrte leise und wand sich aus seiner menschlichen Kleidung heraus. Wie ein Wolf im Schafspelz, dachte er trübselig. Dann warf er den Kopf in den Nacken und heulte.
    »Du

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