Wer hat Angst vor Beowulf?
auf dem laufenden, klar?«
»Mach ich, Mister Olafsen. Ehm … glauben Sie, ich könnte auch noch Korea haben?« fragte Mr. Fortescue bescheiden.
»Natürlich können Sie das«, willigte Thorgeir großzügig ein. »Solange Sie diesen Wagen nicht aus den Augen verlieren, können Sie Korea haben und die Mongolei dazu.«
»Vielen Dank, Mister Olafsen.«
Thorgeir legte den Hörer auf und fand nach einigem Suchen ein unbeschädigtes Computerterminal. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Wagen wieder aus dem Polizeicomputer gelöscht – was er jetzt am wenigsten brauchte, waren Bullen, die ihm in die Quere kamen. Dann rannte er hinunter in die Tiefgarage und stieg in sein Auto. Kaum hatte er die Wagentür zugezogen, summte das Telefon.
»Sie fahren gerade los«, sagte Mr. Fortescue. »Richtung Ladbroke Grove.«
»Bleiben Sie dran!« beschwor ihn Thorgeir. »Ich bin gleich bei Ihnen. Sie kriegen auch noch Tibet«, fügte er hinzu.
Gerade als die Anzeige auf 11.65 stand, lief das Benzin über. Hildy hängte die Tankpistole wieder in den Halter und ging zur Kasse. So etwas mußte natürlich ausgerechnet ihr passieren – Benzin für ganze fünfunddreißig Pence mehr, und sie hätte zwei Esso-Gutscheine gehabt und wäre nun stolze Besitzerin eines selbstaufrollenden Abschleppseils.
Wäre sie eine echte Wikingerin gewesen, hätte sie natürlich weitergetankt – zum Teufel mit dem vergossenen Benzin und der Feuergefahr! Wagemut war das Markenzeichen eines Kriegers. Hildy blickte auf ihr Spiegelbild in der Schaufensterscheibe der Tankstelle und wünschte sich nicht zum erstenmal, daß da weniger von ihrem Gesicht und dafür mehr vom Rest wäre. Klein, aber oho? Vel-Hilda. ›Kurz und gut‹, hatte der König gesagt. Wohl eher kurz und nicht mal ergreifend. Wahr. Sehr wahr.
Als sie in der Schlange an der Kasse wartete, fiel ihr ein, daß sie die Endsumme auf über zwölf Pfund hochtreiben könnte, wenn sie ein paar Marsriegel kaufen würde. Klugheit und List sind die Markenzeichen des Rechtsanwalts, und man muß nicht wie eins dieser merkwürdigen Wesen auf Titelblättern aussehen, um gerissen zu sein. Der Kassierer nahm Hildys Geld und gab ihr einen Gutschein.
»Entschuldigung«, sagte sie bestimmt, »aber ich hab über zwölf Pfund bezahlt. Ich müßte zwei Gutscheine bekommen.«
»Das gilt nur für Benzin«, entgegnete der Kassierer gelangweilt. »Können Sie nicht lesen?«
Jemand in der Schlange hinter ihr kicherte. Hildy griff nach dem Gutschein und flüchtete nach draußen.
»Was ist los?« fragte der König besorgt. »Du scheinst ja völlig aus dem Häuschen zu sein, Vel-Hilda.«
Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, den König zu bitten, für sie hineinzugehen und dem Kassierer den Schädel zu spalten, aber sie entschied sich dagegen. Das wäre eine Überreaktion, und der weise Mensch weiß auch, wann man etwas nicht tun sollte, wie es in der Edda heißt. »Nein, ich bin die Ruhe selbst«, entgegnete sie. »Und wohin jetzt?«
»Irgendwohin, wo es nett und ruhig ist«, schlug der König vor, »und wo wir vor allem von niemandem gestört werden.«
Hildy nickte und ließ den Motor an. Fast eine Stunde lang fuhren sie schweigend dahin, ohne besonderen Grund in Richtung Chilterns. Die Helden schliefen, und Kotkel las im schwachen Licht von Zxerp und Prexz auf einer Pergamentrolle ein paar Zaubersprüche nach.
»Hier ist es gut«, sagte der König.
Hildy hielt neben einem kleinen Buchendickicht an und schaltete die Scheinwerfer aus. Der Wagen, der seit London hinter ihnen hergefahren war, zog vorbei und verschwand hinter einer Biegung. Hildy atmete erleichtert auf; sie hatte sich deswegen schon langsam Sorgen gemacht.
»Ich nehme nicht an, daß irgend jemand an etwas so Alltägliches wie Essen gedacht hat«, sagte Brynjolf, streckte die Arme aus und gähnte. »Ich hatte einen wundervollen Traum von Rehbraten.«
Hildy runzelte die Stirn und bot ihm einen Marsriegel an.
»Was ist das?« fragte er.
»Das kann man essen«, klärte ihn Hildy auf.
Brynjolf zuckte die Achseln und befolgte ihren Rat. Gleich darauf spuckte er alles wieder aus. »Nein, also wirklich! Ich bin ja für jeden Scherz zu haben, aber das hier …«
»Dann verwandle dich doch selbst in ein Sandwich«, raunzte Hildy ihn an. »Ich bin erschöpft, und ich kann nicht an alles …«
»Also gut«, mischte sich Arvarodd lustlos ein. »Überlaßt das mir. Allerdings wird es dann wieder Kaninchen geben.«
»Wenn
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