Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Regenbogenbrücke«, sagte der König, »überquert man dann, wenn man soweit ist. Wenn wir scheitern, dann überlassen wir diese Welt den Händen ihrer natürlichen Feinde. Aber soweit ich weiß, würde das außer ein paar der führenden Staatsmänner niemand bemerken. Unser Feind ist nicht nur sehr grausam und sehr böse, er ist auch sehr, sehr dumm. Ein guter Zauberer zwar – der beste, den es je gab –, aber ich würde ihm nicht einmal die Leitung einer Hundeausstellung zutrauen, geschweige denn der ganzen Welt. Und ich glaube nicht, daß er sich trotz seiner gewaltigen Zauberkräfte jemals zum Alleinherrscher der Welt aufschwingen kann. Wenn es ihm nicht einmal gelingt, uns zu fangen, dann besitzt er nicht die Mittel dazu. Außerdem meine ich, daß sich die Welt zu sehr verändert hat, obwohl ich nicht annehme, daß ihm das überhaupt klar ist. Mit Sicherheit wird er aber versuchen, so viele Kriege wie möglich anzuzetteln, bis sich die menschliche Rasse selbst vernichtet hat. Und seine magischen Fähigkeiten reichen allemal, um das hinzukriegen. So oder so, ob Alleinherrscher oder Weltuntergang, beides wäre gleich schlimm.«
    »Lassen Sie uns lieber nicht mehr darüber reden«, bat Hildy, »und nachsehen, wie Kotkel zurechtkommt.«
    In diesem Moment kam Arvarodd herbeigeeilt. Brynjolf begleitete ihn und schleppte einen Mann am Kragen mit.
    »Jetzt ratet mal, wer gerade aufgetaucht ist«, frohlockte Arvarodd.
    »Euer Gnaden!« flehte der Mann und verbeugte sich tief vor dem König. »Ich bin gekommen …«
    »Hallo, Thorgeir«, begrüßte ihn der König. »Ich hab dich schon erwartet.«
    »Thorgeir?« Hildy machte große Augen. »Du hast gesagt, Thorgeir sei ein Wolf oder so was Ähnliches.«
    »Nur manchmal«, murmelte der Mann etwas verlegen. »Aber das ist eine lange Geschichte.«
    »Eine hundsgemeine Geschichte ohne jeden Witz«, merkte Arvarodd an. »Wir haben ihn erwischt, als er gerade da drüben im Wald herumgeschnüffelt hat. Nebenbei bemerkt, wir haben keine Kaninchen gefunden, also gibt es diesmal Eichhörnchen.«
    »Ich hab nicht geschnüffelt«, verteidigte sich Thorgeir. »Ich bin gekommen, um euch etwas zu erzählen, das euch möglicherweise gefällt.«
    »Wie hast du uns überhaupt gefunden?« Das Gesicht des Königs war ausdruckslos.
    »Ach, das war ganz einfach«, antwortete Thorgeir. Er strich sich die Jackettaufschläge glatt und setzte sich übertrieben langsam hin; er wollte mit dieser Geste andeuten, daß es ihm nicht das geringste ausmachen würde, wenn alle anderen seinem Beispiel folgen würden. »Ihr hättet nie gedacht, daß ich die ganze Zeit über wußte, wo ihr wart, stimmt’s?«
    »Natürlich hast du das nicht gewußt!« empörte sich der König. »Sonst wären wir längst alle tot.«
    »Sicher, aber nur dann, wenn mein Herr und Meister euren Aufenthaltsort gekannt hätte«, sagte Thorgeir mit gönnerhafter Miene. »Mir war er schon die ganze Zeit bekannt. Solche Dinge überläßt er gewöhnlich mir, müßt ihr wissen, und es hat mich einige Mühe und Arbeit gekostet, ihn im unklaren zu lassen.«
    »Und warum hättest du den Wunsch dazu haben wollen?« fragte der König.
    Thorgeir grinste. »Na, dann rat mal.«
    »Du willst ihn aus irgendeinem Grund an uns verraten, aus Haß, Neid oder Angst oder was weiß ich. Oder du willst nur prüfen, wer von uns die größeren Siegeschancen hat, bevor du dich für eine Seite entscheidest.« Der König hob eine Augenbraue. »Ist es so?«
    »Mehr oder weniger.« Thorgeir kratzte sich am Ohr, wo aus unerfindlichen Gründen eine kleine pelzige Stelle zurückgeblieben war.
    Der König musterte ihn von oben bis unten und sagte dann: »Ich wurde im siebten Jahr der Regentschaft von Ketil Trout geboren. Mit anderen Worten: nicht erst gestern. Was du sagen wolltest: daß es uns dank deiner extremen Nachlässigkeit gelungen ist, sowohl der Aufmerksamkeit deines Herrn und Meisters zu entgehen, als auch die beiden Erdgeister wieder einzufangen, die wir brauchen, um seine Macht zu brechen. Sobald dir klar wurde, daß die Gewinnchancen fifty-fifty stehen, hast du dich entschlossen, lieber auf Nummer Sicher zu gehen. Durch eine glückliche Fügung – ich weiß zwar nicht wie, aber ich glaube, es war wohl wirklich nur Zufall – hast du unseren Aufenthaltsort herausgefunden. Dann hast du dich entschlossen, zu mir zu kommen und mich zu überreden, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort anzugreifen. Wenn ich gewinne, nimmst du für dich in

Weitere Kostenlose Bücher