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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Anfang an abgeneigt, vor allem Sylvia, und beschuldigte sie häufig des Diebstahls, um sie bestrafen zu können.
    Nach der ersten Woche traf das vom Vater der Mädchen versprochene Betreuungsgeld nicht mehr ein. Daraufhin verprügelte die aufgebrachte Baniszewski Sylvia mit einem Holzstock. Auf diese erste Tracht Prügel sollten noch viele weitere folgen. Die Züchtigungen wurden zur Routine und immer brutaler. Baniszewski war gemein und rachsüchtig und davon überzeugt, dass Sylvia
unrein
sei. Das Mädchen musste Todesängste ausgestanden haben. Nach einigen Wochen begann sie ihr Bett einzunässen. Doch es war nicht nur Baniszewski allein. Die Misshandlungen eskalierten, und Gertrude fing an, ihre eigenen Kinder und andere aus der Nachbarschaft mit einzubeziehen, die sie ermunterte, grausame Quälereien an Sylvia zu verüben. Es fällt mir schwer weiterzulesen und noch schwerer zu glauben, was ich da lese. Das Mädchen wurde gefesselt. Mitunter von einem Dutzend Kinder. Und die taten unvorstellbare Dinge. Drückten brennende Zigaretten auf Sylvia aus. Schnitten und schlugen sie. Zogen sie an den Haaren und spuckten sie an. Sie zwangen das Mädchen, sich auszuziehen und vor allen zu tanzen. Zwangen sie, sich eine Colaflasche in die Scheide einzuführen.
    Ich muss die Augen abwenden, als ich das lese. Ich starre aus dem Fenster und sauge an meiner Unterlippe. Ich versuche meine Phantasie loszureißen. Trotzdem wende ich mich den Seiten wieder zu. Irgendetwas in mir ist wild entschlossen, weiterzulesen, auch wenn ich weiß, dass ich es besser nicht tun sollte.
    Sylvias Qualen wurden immer schlimmer. Tag für Tag wurde sie getreten und geboxt, geschlagen und verbrannt. Die Jungen benutzten ihren zerbrechlichen Körper für Judoübungen. Sylvia war für sie nichts als eine grausige Beute. Auf Baniszewskis Geheiß hin wurde sie systematisch gefoltert. Sie legten Sylvia in die Badewanne, die mit brühend heißem Wasser gefüllt war, und drückten sie hinab, um sie von ihren Sünden reinzuwaschen. Anschließend rieben sie Salz in ihre offenen Wunden.
    Schließlich versuchte Sylvia zu fliehen, doch sie wurde auf der Treppe erwischt. Sie schaffte es nicht einmal bis in den Vorgarten. Baniszewski zerrte sie wieder ins Haus und stieß sie die Kellertreppe hinab. Von da an musste sie mit den Hunden im Keller leben. Baniszewski behandelte sie wie eines ihrer Tiere. Schlimmer noch. Sie fingen an, Sylvia über Nacht anzubinden. Sie bekam nichts mehr zu essen, nur noch Kräcker, und durfte sich nichts mehr anziehen. Sie verboten ihr, auf die Toilette zu gehen, und zwangen sie, ihren eigenen Kot und ihr Erbrochenes zu essen und ihren Urin zu trinken.
    Wenige Tage bevor sie starb, wurde sie an Händen und Füßen gefesselt, während Baniszewski eine Nähnadel heiß machte. Dann ritzte sie Sylvia Buchstaben in den Bauch. Weil ihr vom Geruch des verbrannten Fleisches schlecht wurde, musste sie aufhören und die Nadel einem der älteren Jungen aus der Nachbarschaft übergeben. Er solle Sylvia die Worte
Ich bin eine Prostituierte und stolz darauf
in die Haut brennen, befahl Baniszewski ihm. Er musste die Arbeit unterbrechen, um nachzufragen, wie man
Prostituierte
schreibt. Baniszewski schrieb es ihm auf, und er brachte die Aufgabe zu Ende.
    Sylvia hatte Jenny erzählt, dass sie bald sterben würde. Sie wisse es genau, sagte sie. Sie musste solche Angst gehabt haben. Es klang, als würde sie aufgeben. Sie hatte zu viel durchgemacht. Sie kapitulierte.
    Ihr einziger Akt des Widerstands bestand darin, eine Nacht lang mit einer Schaufel gegen die Kellerwände zu schlagen. Doch niemand kam. Niemand rettete sie.
    Sie starb im Bad. An Hunger und Schock. Sie glitt einfach davon. Als man sie entdeckte, packten Baniszewski und ihre Töchter Sylvias Leichnam, warfen ihn auf eine schmutzige Matratze am anderen Ende des Flurs und verschränkten ihr die Arme auf der Brust. Dann ließ sie den gleichen Jungen die Polizei verständigen.
    Sie fanden einen winzigen Körper voller Schürfwunden, Blutergüsse und Brandwunden, der noch nass vom Baden war. Sylvia hatte offene Wunden von den Verbrühungen und war über und über mit verschrumpelten Zigarettenbrandmalen bedeckt. Sie hatte Zahnlücken. Zwei blau geschlagene Augen. Ihre Nägel waren abgebrochen, und sie hatte sich die Unterlippe durchgebissen.
    Ehe die Polizei wieder ging, zupfte Jenny Likens einen Polizisten sachte am Hemd und sagte:
Wenn Sie mich hier rausholen, erzähle ich Ihnen alles.
Noch am

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