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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Elend. Vielleicht bleiben die Leute deshalb in Corrigan und ziehen sich die Hüte tief ins Gesicht. Je weniger man weiß und je weiter man weg ist, desto leichter ist es, mit den Achseln zu zucken und einfach weiterzumachen. Deshalb bleibt Corrigan eine Stadt aus Entenmuscheln. Ein Haufen harter Schalen, die sich irgendwo festsaugen, sich abschotten und es vorziehen, nichts über das Sterben zu wissen. Und so wie ich mich gerade fühle, kann ich ihnen das nicht verdenken.
    Ich lasse meinen Stift zwischen den Fingern hin und her sausen, sodass es aussieht, als wäre er aus Pudding. Es ist, als wolle mir jemand die Eingeweide herausreißen. Als habe sich irgendeine Promenadenmischung in meinem Gedärm verbissen und stehe wütend und geduckt vor mir und ziehe und zerre daran. Wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten aufgeben, mich dem Hund überlassen, damit er mich aufribbelt wie einen alten Wollpulli, bis ich leer und leicht bin.
    Was ist das für eine lausige Welt? War sie schon immer so, oder ist ihr in den letzten Tagen das Fundament weggebrochen? War sie schon immer so ungerecht? Was sorgt dafür, dass sich die Waagschale derartig absenkt? Ich verstehe das nicht. Was für eine Welt lässt zu, dass ein hübsches Mädchen geschlagen und erhängt wird? Was für eine Welt bringt Leute wie Fish und Cooke hervor, lässt sie schwären und hassen, lässt sie Unschuldige quälen und gute Menschen in Angst und Schrecken versetzen? Was für eine Welt versetzt jemandem Schläge, weil er sich gebildet ausdrückt?
    Verbosität. Verbosität.
    Eine Welt, die Eltern tötet und Kinder zu Waisen macht, die Cricketbälle fortkickt und die zwischen messerscharfen Zähnen Lügen ausspuckt. Eine Welt, die dafür sorgt, dass sich ein anständiger Mensch sein Leben lang wie Dreck fühlt, weil er ärmer oder brauner oder elternlos ist. Die drei Milliarden Menschen beherbergt, von denen einer so einsam ist wie der andere. Eine Welt, die zu drei Vierteln aus Wasser besteht, das dennoch nicht das kleinste bisschen Durst zu löschen vermag.
    Zum Teufel damit. Dieses dämliche Spiel wird von nichts und niemandem gelenkt. Es kann nicht sein. Und wenn es so wäre, dann ist der Bastard grausamer, als alle glauben. Es ist Timing und Zufall, nicht wahr? Glück oder Pech. Man weicht der Kugel aus oder wird getroffen.
    Laura Wishart wurde getroffen. Sie ist tot. Wirklich tot. Ich habe sie mit Jasper Jones bestattet. Habe sie berührt, als sie noch warm war. Habe sie getragen. Und jetzt sind sie draußen und suchen nach ihr. In diesem Moment. Die Polizei, die Journalisten, Corrigan. Und ich habe Angst, dass sie sie finden. Irgendwie. Denn dann werden sie uns finden.
    Es gibt nur eine Person, die weiß, was passiert ist, und es ist mir ein Rätsel, wie Jasper und ich ihr auf die Spur kommen sollen. Es scheint mir eine schier unlösbare Aufgabe zu sein.
    Was ist, wenn es uns nicht gelingt? Wenn sie die Suche aufgeben und Jasper und ich uns schließlich unsere Niederlage eingestehen müssen? Lassen wir zu, dass sich die Wisharts selbst dann noch an ihre kümmerliche Hoffnung klammern, wenn Laura nur noch ein an einen Stein gefesseltes einsames Bündel Knochen ist? Überlassen wir sie einem Leben voller Spekulationen und Gebete? Ist es gut, den Glauben in ihnen aufrechtzuerhalten, dass Laura es bis in die Stadt geschafft hat, dass sie immer noch irgendwo dort draußen ist? Dass die Chance besteht – und sei sie noch so klein –, sie könnte dort draußen ihr Leben leben und es könnte ihr gutgehen? Ich frage mich, ob es tröstlich oder quälend wäre, es nie wirklich zu wissen, nie mit der Sache abzuschließen.
    Ich nehme an, mit der Zeit würde man dieses schimmernde Narrengold bewahren wollen, so wie man sich tief in einer Höhle an eine Kerze klammert. Irgendwann würde die Hoffnung, der Glaube, zu einer Art Wahrheit werden.
Sie wird wiederauftauchen. Sie wird wiederauftauchen
wären mehr als nur bittersüße Worte.
    Andererseits würde man sich nie davon lösen können, nicht wahr? Man könnte sich im Herzen nie damit abfinden, würde sein Leben lang hin und her taumeln zwischen jenem flackernden Schimmer und dem dunklen Tunnel, in dem man feststeckt. Man würde stets bei dieser kleinen konservierten Lüge Zuflucht suchen, statt auf das echte Licht am Ende des Tunnels zuzustreben.
    Ich glaube, es wäre ein schaler Trost. Und das Schlimmste daran wäre vermutlich die bohrende Ungewissheit. Man wäre den wildesten Phantasien ausgeliefert, wäre

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