Wer hat Angst vorm bösen Mann?
North Street eingeladen hatte, zum Biertrinken und Videoschauen. Dort habe er ihn aber mit einem Messer bedroht, ihm die Handschellen angelegt und davon geredet, ihm «das Herz herauszuschneiden und es zu essen». Nur mit Mühe habe er den Mann niederschlagen und fliehen können. [22]
Die Polizisten gingen zu der besagten Wohnung. Dort öffnete ihnen ein netter, zuvorkommender blonder Mann und erzählte ihnen in ruhigem und höflichem Ton, dass er sich betrunken habe, weil er seinen Job in einer Schokoladenfabrik verloren habe. Deshalb habe er auch die Nerven verloren. Er bat die Beamten, kurz vor der Tür zu warten, er werde rasch den Schlüssel für die Handschellen suchen. Doch der Polizist Mueller folgte ihm in die Wohnung. Ihm fiel die Diskrepanz zwischen den sauberen und geschmackvoll eingerichteten Zimmern mit Zierfischen im Aquarium und dem unerträglichen Gestank und den unzähligen Fliegen auf. Dann entdeckte er ein Polaroidfoto, das die Häutung eines Menschen zeigte und offensichtlich in diesem Apartment aufgenommen war. Während Mueller den widerspenstigen Dahmer überwältigte und ihm Handschellen anlegte, ging Rauth zum Kühlschrank und öffnete ihn. Er schrie laut los: «Scheiße, da ist ein Kopf im Kühlschrank!» [23]
Die hartgesottenen Beamten kämpften mit ihrer Übelkeit. Der widerliche Geruch kam von abgetrennten, verwesenden Köpfen, die fein säuberlich in Gefrierbeuteln eingepackt im Kühlschrank lagen, neben Senf, Ketchup und «A 1 »-Steaksoße. Im Kleiderschrank fanden die Polizisten einen Suppentopf mit abgehackten, verwesten Händen und einem Penis sowie mehrere Glasbehälter mit männlichen Genitalien, konserviert in Formaldehyd. Überall lagen Fotos, die Dahmer während der verschiedenen Todesstadien seiner Opfer aufgenommen hatte. Eines zeigte einen Mann, der vom Hals bis zur Leiste aufgeschlitzt war – wie ein ausgeweidetes Tier. Überreste von elf Leichen, auch der von Konerak, fanden sich in der Wohnung. In einem weiteren Schrank hatte Dahmer einen satanistischen Altar aus Schädeln und Kerzen gebaut, der ihm «Macht und Energie gab, um seine soziale und finanzielle Situation zu verbessern». [24]
Dahmer hatte bereits seit dem vierzehnten Lebensjahr Phantasien, in denen er Männer tötete und sich an den Leichen verging. Er sah das Bild eines bei einem Motorradunfall getöteten Jungen und verliebte sich in ihn. Mit achtzehn setzte er seine Vorstellungen zum ersten Mal in die Tat um. Im Juni 1978 nahm er den sechzehnjährigen Tramper Steven Hicks im Auto mit. Sie hatten Sex und tranken Bier, aber dann wollte Steven gehen. Jeffrey konnte den Gedanken nicht aushalten, dass Hicks ihn verlassen wollte. Er erschlug ihn mit einer Hantel und zerstückelte die Leiche. Hier wurde die erste Gelegenheit verpasst, Dahmer zu stoppen: Polizisten hielten ihn an, weil er die Mittellinie überfahren hatte. Sie glaubten dem netten Jungen, dass sich in den Plastiksäcken im Kofferraum nur Müll befand – er kam mit einem Strafzettel davon.
Später besuchte er die Universität, fiel durch seine Prüfungen und wurde für die US Army rekrutiert. Er war in Deutschland stationiert, beging dort aber wahrscheinlich keine Morde, wie eine intensive Untersuchung der deutschen Polizei ergab. Wegen Alkoholabhängigkeit wurde er entlassen.
Zurück in den USA , grub er die Leichenteile von Hicks wieder aus, zertrümmerte sie mit einem Vorschlaghammer und verstreute die unkenntlich gemachten Körperteile im Wald.
Jeffrey Dahmer
Der große blonde Gentleman
Dahmer hatte eine einfache, aber wirksame Methode: Er wählte seine Opfer in Schwulenbars oder Saunas aus und lockte sie in seine Wohnung mit dem Versprechen, ihnen Geld zu geben, wenn sie für Polaroidfotos posierten. Er sah so gut aus, dass er keine Probleme hatte, die Jungen abzuschleppen. Er gab ihnen Drinks, die zerstoßene Schlaftabletten enthielten, strangulierte sie mit einem Lederriemen, masturbierte auf die Leichen oder verging sich an den Toten, zerstückelte ihre Körper und warf sie auf den Müll. Manchmal behielt er die Schädel oder andere Körperteile als Souvenirs. Mit den Jahren perfektionierte er die Kunst der Leichenpräparation.
Er war von der Farbe und Konsistenz von Eingeweiden fasziniert. Die Hitze, die von den frischgetöteten Körpern ausging, erregte ihn sexuell. Er legte die Leichen mit Eis in die Badewanne, damit sie sich länger hielten, während er zur Arbeit musste. Er bekam eine Erektion, wenn er das Fleisch eines
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