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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Borwin Bandelow
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Angstsystems vermitteln soll, scheint bei Antisozialen regelhaft immer zugunsten des EOS zu entscheiden.

Monströse Mutationen
    Bislang sind das unsere Erkenntnisse zu den Ursachen antisozialen Verhaltens: Mehrere Risikofaktoren arbeiten zusammen, wenn ein monströses Mördergehirn entsteht. Gene lauern im Hinterhalt, bis sie auf die richtigen Umweltbedingungen treffen und sich dann entfalten können. Zusätzlich können Hirnschädigungen zur Enthemmung von bestimmten Gehirnstrukturen beitragen. Alle diese Faktoren addieren sich aber nicht einfach, sondern sind auf komplexeste Weise miteinander verwoben. Zeigten durch genetische Verhältnisse bereits die Eltern antisoziale Züge, wirkt sich das auf die Fähigkeit aus, einem Kind Liebe und Geborgenheit zu geben. War der Vater antisozial, hatte das Kind eine höhere Chance, geschlagen zu werden. Aber umgekehrt kann ein Sohn, der mit Aggressionsgenen geboren wurde, auch Gewalt herausfordern, wenn er sich allen friedlichen Erziehungsversuchen widersetzt. Hirnschädigungen eines Kindes können zudem mit einer psychischen Grunderkrankung der Mutter zusammenhängen. So hat vielleicht eine alkoholsüchtige Mutter während der Schwangerschaft weiter getrunken und auf diese Weise das Baby schon im Mutterleib beeinträchtigt. Und es ist klar, dass eine Umgebung, in der Liebe, Geborgenheit, Harmonie und gegenseitige Achtung fehlen, grundsätzlich einen fatalen Einfluss auf die Seele eines sich entwickelnden Kindes hat.
    Störungen der Persönlichkeit müssen aber letztlich nicht immer eine konkrete, bestimmbare Ursache haben. Wenn erbliche Dispositionen etwa zur Hälfte das Problem erklären, so heißt das nicht automatisch, dass die andere Hälfte durch negative Umweltbedingungen entsteht, etwa durch eine verrohte familiäre Umgebung. Es ist ebenso möglich, dass sich fehlerhafte Verschaltungen im Gehirn durch subtile Hirnschädigungen bilden, ohne dass genetische oder soziale Ursachen dafür verantwortlich sind.
    Wenn sich ein Mensch entwickelt, werden nicht nur Chromosomen zusammengewürfelt, also jene Strukturen, die die Erbinformationen enthalten, sondern es finden auch Mutationen statt. Das ist jetzt nicht so gemeint, dass unter dem Einfluss von Atomstrahlen ein Frankenstein-Mutant geschaffen wird. Es handelt sich bei diesen Mutationen um einen durchaus natürlichen, alltäglichen Prozess, bei dem sich durch Launen der Natur Abweichungen in den Nervenzellen eines Gehirns ergeben. So wie ein Wolfgang Amadeus Mozart, ein Johann Wolfgang von Goethe, ein Mahatma Gandhi oder ein Thomas Alva Edison als Ausnahmemenschen entstanden sind, sorgen zufällige Kapriolen der Natur dafür, dass es auch einen Unterweger oder einen Dahmer geben kann.
    Die beste Erklärung für die Bildung unsozialen Verhaltens ist somit eine, die ein vielschichtiges Zusammenspiel von genetischen, medizinischen und Umwelteinflüssen annimmt.

Auge um Auge
    Lesen wir in der Zeitung von einem brutalen Vergewaltiger, von einem Pädophilen [4] , der sich in Thailand Kinder für seine Lustbefriedigung erkauft, oder von einem sadistischen Frauenmörder, der Leichen schändet, steckt dahinter oft eine antisoziale Persönlichkeitsstörung. Sexuelle Enthemmung ist ein Hauptmerkmal dieser Erkrankung, und daher wundert es nicht, dass die Betroffenen gegen die sexuelle Selbstbestimmung verstoßen.
    Aber nicht jeder Sexualtäter hat eine antisoziale Persönlichkeit und ein langes Vorstrafenregister, und umgekehrt ist nicht jeder Antisoziale ein Vergewaltiger. Gerade unter den Pädophilen gibt es den biederen Familienvater mit Frau und zwei kleinen Kindern, der in der Freizeit mit seinem Opel-Kombi ruhelos die Dörfer abfährt, auf der Suche nach einem allein spielenden kleinen Jungen. Es findet sich da der freundliche Erzieher im Kinderheim, der immer zu allen nett ist und seine Schützlinge mit in die Dusche nimmt, oder der kirchliche Würdenträger, der im Priesterseminar Jungen im Schlaf streichelt. Aber auch Serienmörder führen oft ein unscheinbares Leben, denn ihr «Berufsbild» erfordert eine unauffällige Fassade sowie ein hohes Maß an Strukturiertheit und Organisation – sonst würden sie ja Fehler begehen und rasch gefasst werden.
     
    Sexualstraftaten erregen von allen kriminellen Handlungen die stärkste Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, besonders dann, wenn Kinder ermordet wurden. Darstellungen in der Presse lassen vermuten, dass die Häufigkeit solcher Straftaten ständig zunimmt. Dabei sind

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