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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Borwin Bandelow
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knien und um Erlaubnis bitten, wenn sie auf die Toilette wollte. Colleen musste das ungeheuerliche Paar mit «Madam» und «Master» anreden.
    Doch Janice Hooker stand gleichfalls unter dem Bann des Folterers. Immer wieder fesselte und peitschte er seine Ehefrau. Sie kam ebenfalls auf die Streckbank und wurde selbst während ihrer Schwangerschaft an den Handgelenken aufgehängt. Er zwang sie, eine Gasmaske aufzusetzen. Und auch sie tauchte er bis kurz vor dem Ertrinken unter Wasser. Manchmal verlangte er von ihr, drei Tage nichts zu essen oder zu trinken. Janice bat ihn schließlich in ihrer Verzweiflung, sie zu erwürgen. Er versuchte es, aber sie starb nicht.
    Cameron Hooker hatte Janice vor Colleens Entführung versprochen, dass sie nicht nur ein weiteres Kind bekommen könne, sondern auch weniger Torturen ertragen müsse, wenn er sich dafür eine Sklavin halten könne. Er werde keinen Sex mit der Fremden haben, sondern sie nur für seine Foltergelüste benützen, hatte er versichert. Beide Versprechen hielt er nicht ein.
    Janice wusste, dass die Geschichte mit der Company erdacht war. Sie war nicht wie Colleen angekettet und hatte in all den Jahren die Möglichkeit, Cameron jederzeit zu verlassen. Sie ließ dennoch, aus Furcht vor ihm, alles über sich ergehen. Hooker überzeugte die stark gläubige Janice mit dem Argument, in der Bibel stehe, dass das Weib in die Hölle komme, wenn es sich nicht dem Mann unterwerfe.
    Nach langen Jahren im Holzsarg wurden der Sklavin Colleen mehr Freiheiten zugestanden. Zunächst durfte sie im Haus frei herumlaufen und dort Hausarbeiten verrichten. Später konnte sie unbeobachtet im Hof arbeiten, auf die Hooker-Kinder – zwei Mädchen – aufpassen, draußen joggen und mit den Nachbarn sprechen. Die Tür stand permanent offen, und sie hatte Zugang zu einem Telefon. Trotzdem machte sie keine Anstalten, zu fliehen. Die Angst vor der Company war so übermächtig, dass Colleen es nicht wagte, davonzulaufen. Hooker schickte sie sogar in die Stadt Reno zum Betteln. Ein Polizist wies sie darauf hin, dass dies verboten sei. Doch aus Angst gab sie sich ihm nicht zu erkennen.
    Eines Tages durfte sie mit Janice in eine Bar gehen. Die beiden Frauen lernten dort zwei Männer kennen. Während Janice mit einem der Männer schlief, ließ sich Colleen von dem anderen küssen – aber danach kehrte sie zurück in die Sklaverei.
    In der Zeit, in der sie frei herumgehen konnte, wurde sie weiter vergewaltigt und gefoltert. Dann, nach vier Jahren Gefangenschaft, erlaubte Hooker ihr sogar, ihre Familie zu besuchen. Vorher warnte er sie, dass das Haus ihres Vaters von der Company verwanzt sei, alle würden sterben, sollte sie sich ihren Eltern offenbaren. Und so teilte sie ihrem Vater und ihrer Mutter auch nichts über ihre Torturen mit, sondern behauptete lediglich, Hooker sei ihr Freund Mike.
    Nach dem elterlichen Besuch schloss Hooker seine Sklavin wieder in die Holzkiste unter dem Wasserbett ein, in dem er mit seiner Frau schlief. Dort musste sie die nächsten drei Jahre wieder dreiundzwanzig Stunden am Tag nackt ausharren. Erst 1984 durfte sie ihren hölzernen Sarg ein zweites Mal verlassen, sich frei im Haus bewegen und die beiden Kinder versorgen.
    Als Cameron Hooker gegenüber Janice davon sprach, sich vier bis fünf weitere Sexsklavinnen anzuschaffen und sich Colleen als Zweitfrau nehmen zu wollen, eröffnete die Ehefrau der Entführten, dass die Geschichte mit der «Firma», die ihr Hooker immer wieder eingetrichtert habe, gar nicht stimme.
    Mit einem Schlag wurde Colleen klar, dass sie jahrelang einem Lügengespinst aufgesessen war. Zusammen mit Janice floh sie zunächst zu deren Eltern, und am nächsten Tag nahm sie einen Bus zu ihrer eigenen Familie. Dort sprach sie monatelang kein Wort darüber, dass sie einem Sexgangster entkommen war. Von zu Hause rief sie Hooker an, dass sie nicht mehr zu ihm zurückkehren werde, worauf der Entführer in Tränen ausbrach. Sie versprach ihm, ihn nicht anzuzeigen. Und sie hielt diese Zusicherung, um, wie sie später sagte, ihm eine Chance zu geben, sich zu bessern. Außerdem habe sie nichts verraten, um Janice zu schonen, die sie ja schließlich zur Flucht ermutigt hatte. Aber es scheint wahrscheinlicher, dass Colleen selbst noch nach ihrer Flucht unter dem unheimlichen Bann von Hooker stand. So rief sie ihren einstigen Entführer in den Wochen nach ihrer Flucht regelmäßig an.
    Janice zog bereits nach einer Woche wieder reumütig bei Cameron ein.

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