Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
entspann dich doch endlich.“ Raoul trat ins Wohnzimmer und kam zu ihr. Nachdem er ihr beide Hände auf die Schultern gelegt hatte, beugte er sich vor und gab ihr einen Kuss. „Sie werden dich lieben.“
„Hast du dafür Beweise? Das würde mir schon sehr viel weiterhelfen.“
„Sie lieben dich bestimmt“, wiederholte er.
„Nur weil du es immer wieder sagst, wird es nicht automatisch wahr. Auch wenn ich dir noch so oft versichern würde, ich sei eine Giraffe, würdest du es mir doch nicht glauben.“
Er musterte sie. „Hast du heute Kaffee getrunken?“
„Nein. Ich bin nicht vom Koffein aufgeputscht. Ich schaffe das ganz alleine.“
„Du solltest es mal mit Atmen versuchen.“
Als wenn das helfen würde. „Was ist, wenn ich sie gar nicht kennenlernen würde?“, fragte sie. „Ich bin sicher, dass es ganz furchtbar nette Leute sind, aber das ist alles so unnötig. Ich nehme dir nur Zeit weg, die du mit ihnen allein verbringen könntest. Warum triffst du dich nicht mit ihnen und erzählst mir dann davon? Du kannst auch Fotos machen. Dann ist es so, als wäre ich dabei gewesen.“
„Mir wäre es lieber, wenn du wirklich dabei bist.“
„Denk an die Babys. All dieser Stress kann nicht gut für sie sein. Ich glaube, mir wird schlecht.“
„Entspann dich“, meinte er leise, ehe er sie erneut küsste.
Es war ein wundervoller Kuss, verdammt. Ein ausgiebiger, der ihr die Knie weich werden ließ.
„Du schummelst“, warf sie ihm vor, als er sich wieder aufrichtete.
„Wieso? Wenn es hilft.“
„Trotzdem ist es geschummelt.“
Er schaute ihr in die Augen. „Ich werde dich heiraten, Pia. Hawk und Nicole sind meine Familie, also gehören sie auch bald zu deinem Leben. Warum willst du das Unausweichliche rausschieben?“
„Weil ich mich dann besser fühlen würde.“ Sie hörte, dass ein Wagen die Auffahrt hochfuhr. Ihr Magen verkrampfte sich. „Ich glaube, sie sind da.“
Raoul nahm aufmunternd ihre Hand, und gemeinsam gingensie zur Haustür und traten nach draußen.
Ein großer BMW hielt vor dem Haus. Pia war sich sicher, dass er auch irgendeinen Namen oder eine Nummer hatte, aber sie konnte diese ganzen Luxusautos nicht voneinander unterscheiden. Der Wagen war grün, aber das war auch alles, was sie darüber sagen konnte.
Während sie ernsthaft überlegte, ob sie sich gleich übergeben musste, sah sie einen großen, gut aussehenden Mann aus dem Wagen steigen. Nach allem, was sie über Hawk wusste, musste er Ende vierzig sein, doch er sah sehr viel jünger aus. Auf der Beifahrerseite stieg seine Frau aus. Sie war eine schöne, elegante Blondine. Obwohl sie Jeans und Bluse trug, sah sie trotzdem kultiviert und weltgewandt aus – so wie die Art von Frau, die immer wusste, was sie sagen musste.
Pia unterdrückte ein Aufstöhnen.
„Da seid ihr ja“, rief Raoul ihnen zu, als er die Verandastufen hinuntereilte. Er ging zu Hawk, und die beiden Männer umarmten einander. Nicole gesellte sich zu ihnen. Liebevoll küsste Raoul sie auf die Wange, während sie ihn einen Moment lang an sich drückte, bevor sie sich wieder von ihm löste.
„Das Kleinstadtleben scheint dir zu bekommen“, sagte sie. „Du siehst gut aus.“
„Wie immer“, antwortete Raoul lachend. „Kommt, ich stelle euch Pia vor.“
Pia hatte sich lange mit der Frage gequält, was sie anziehen sollte. Schließlich wollte sie einen guten Eindruck machen, ohne dass es zu aufgesetzt wirkte. Außerdem musste sie ja die Schwangerschaft in Betracht ziehen. Auch wenn sie manchmal schon das Gefühl hatte, aufgequollen zu sein, war ihr Körper noch mehr oder weniger unverändert. Schließlich hatte sie sich für eine grüne Tunikabluse und schwarze Jeans entschieden. Da sie vorhatten, einen Stadtrundgang zu machen, hatte sie flache Schuhe dazu gewählt.
„Hallo“, sagte sie und hielt Hawk die Hand hin. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“
„Hast du sie nicht gewarnt?“, fragte Hawk an Raoul gewandt und ignorierte Pias ausgestreckte Hand. Stattdessen umschlang er ihre Taille und zog sie in die Arme. „Willkommen in der Familie, Pia.“ Er wirbelte sie einmal herum, bevor er sie wieder auf die Füße stellte.
„Danke“, brachte sie heraus, mühsam darauf bedacht, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
„Du machst dem armen Mädchen Angst“, schalt Nicole, als sie näher trat und Pia ein wenig vorsichtiger umarmte. „Typisch Mann, nimm es ihm nicht übel.“
„Natürlich nicht“, sagte Pia und kam sich ein wenig
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