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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht wahr? Aber es ist irgendein Verbrechen geschehen —
und sie braucht meine Hilfe. Das ist doch sonnenklar. Da brauch’ ich doch gar
nicht weiter nachzudenken. Ich muß so schnell wie möglich dort sein. Erklär’
das Gaby und Karl, wenn du dich nachher mit ihnen triffst. Wir können ja
telefonieren, wenn ich angekommen bin. O. K.?“

5. Autoknacker mit Ohrring
     
    Der Intercity raste durch den
Nachmittag, draußen flog deutsche Sommerlandschaft vorbei, aber Tim hatte
keinen Blick dafür.
    Klößchen hatte ein spannendes Abenteuer-Buch
obenauf in Tims Leinentasche gepackt. Der TKKG-Häuptling versuchte zu lesen,
aber seine Gedanken eilten voraus. Seit zwei Stunden las er an der ersten Seite
herum — wie ein Kindergarten-Zwerg im Vorschulalter. Tims Gedanken waren bei
seiner Mutter.
    Was ist passiert? Wo muß ich
suchen? Wen kann ich fragen? Läßt sich die Spur aufnehmen — am Parkplatz bei
der Firma?
    Quälend langsam verging die
Fahrt. Tim verfluchte jeden Haltebahnhof. Der Zug rollte
in ein Schlechtwetter-Gebiet, und als er um 19.12 Uhr in den heimatlichen
Großbahnhof einfuhr, schwammen fettige Wolken über den Dächern, und die Luft
roch wie ein ungelüftetes Klassenzimmer.
    Tim sprang auf den Bahnsteig.
Grelles Neonlicht überall, obwohl außerhalb der riesigen Halle noch Tag war.
Lautsprecherdurchsagen, die niemand verstand. Gedränge, Geschiebe. Und die
Kofferkarren kosteten eine Mark.
    „Tim! Hier!“
    Marion Thebes eilte ihm
entgegen.
    Stark! dachte er. Sie holt mich
ab. Susannes beste Freundin ist ein Klasse-Charakter.
    Ihr rotes Haar leuchtete. Sie
trug einen grün-blau gemusterten Sommeranzug, mit breitem roten Gürtel. Unter
ihrem gepflegten Make-up war sie kummerblaß.
    Sie schloß Tim in die Arme und
hätte beinahe geschluchzt. Aber dann lächelte sie ihn an.
    „Du bist schon wieder
gewachsen. Man könnte dich für 17 halten. Sag mir rechtzeitig, wann ich dich
siezen muß. Hast du Hunger? Wir können bei mir essen. Oder unterwegs. Und...“
    „Lieb von dir, Tante Marion.
Aber ich kriege nichts runter. Gibt es irgendwas Neues?“
    „Ich habe noch mal bei der
Vermißtenstelle vorgesprochen. Inspektor Frederlein — das ist der zuständige
Beamte. Er ist zugänglich, aber irgendwie abgestumpft. Jedenfalls reißt er sich
kein Bein aus. Was sollte er auch tun? Ich habe ihm ein Foto von Susanne
gebracht. Die Besatzungen der hiesigen Streifenwagen sind angewiesen, nach
einer vermißten weiblichen Person Ausschau zu halten. Frederlein meint, es sei
noch zu früh, um Susannes Foto in der Zeitung zu veröffentlichen. Vor Montag
geht das ohnehin nicht.“
    Tim nickte. Seltsam, dachte er.
Jetzt, da ich hier bin, werde ich ruhiger. Jetzt kann ich handeln.
    „Erst mal, Tante Marion, sehe
ich mich zu Hause um. Vielleicht finde ich einen Hinweis. Sprechen will ich mit
dieser Doris Kindler, mit dem Pförtner und mit Susannes Boss. Vielleicht hat
sie irgendeine Bemerkung gemacht, die mir weiterhilft. Hast du unseren
Wohnungsschlüssel mit?“
    Marion bejahte. „Den Mortius
habe ich heute nachmittag angerufen. Er war erschrocken, gibt sich aber
zuversichtlich. Ich sagte ihm, daß du kommst. Kennst du ihn schon?“
    Tim schüttelte den Kopf,
während sie zum Ausgang gingen. „Nur seinen Sohn. Der hat mir ein Ding
serviert, an dem ich schwer trage. Ich hätte ihn reinreißen können, aber ich
wollte Susannes Chef nicht gegen uns aufbringen.“
    Marion erfuhr, was sich
zugetragen hatte, machte eine angewiderte Miene und sagte ihre Meinung.
    „Das ist sehr viel
Rücksichtnahme, Tim. Die ganze Familie Mortius kann dir dankbar sein. Aber die
besteht ja nur aus Vater und Sohn. Frau Mortius ist vor Jahren an einer
heimtückischen Krankheit gestorben. Jetzt hat der Firmenchef eine
Lebensgefährtin. Edith Pressler. Den Namen solltest du dir merken. Wenn du
Mortius zu Hause aufsuchen willst, wird dir die Frau sicherlich begegnen.“
    „Ist an der was Besonderes?“
    „In der Neuzeit-Chemie wird
erzählt, sie sei wunderschön, aber charakterlich eine rechte Pestbeule.“
    „Dann paßt sie als Stiefmutter
zu Adolf junior.“
    Marions Wagen — ein kleines,
japanisches Coupé — stand auf dem Bahnhofsvorplatz, wo die Menge der parkenden
Fahrzeuge den Überblick erschwerte.
    Marions Zwergdackel ,Goliath’
schlief auf dem Rücksitz, zusammengerollt, mit dem Schwanz vor der Nase. Aber
möglicherweise stellte sich das achtmonatige Hundebaby nur schlafend. Weil es
Angst hatte. Denn an dem spaltweit geöffneten

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