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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stellte das Hundebaby auf die Pfoten. Er schob den Schlüssel ins
Schloß.
    „Mir wäre es lieber, Tante
Marion, wir hätten heute einen normalen Wochentag. Da sind wenigstens alle zu
Hause, und ich stoße nicht auf verschlossene Türen. Trotzdem...“
    Er hielt inne.
    Es war deutlich zu hören: In
der Diele hinter der Tür klingelte das Telefon.

6. Was steckt wirklich dahinter?
     
    Zu viele Gefühle und
Empfindungen stürmten auf Tim ein: endlich wieder zu Hause. Der
unverwechselbare Duft in der Diele — immer ein bißchen nach dem Holz der
getäfelten Wände. Die Sorge um seine Mutter. Jetzt das Schrillen des Telefons.
Der Anruf konnte harmlos sein, unwichtig. Oder ein Lebenszeichen von Susanne.
Vielleicht aber hatte der Internatsdirektor Dr. Freund Tims Flucht bemerkt —
und rief erst mal hier an, um nicht gleich die Polizei zu alarmieren.
    Tim stürmte zum Apparat,
während Marion hinter ihm Licht machte.
    Mit dem Hörer am Ohr, sprach
Tim so tief wie er konnte.
    „Ja, bitte?“
    „Wer ist dort?“
    Eine gequetschte Männerstimme
war das, mit verstopfter Nase und kurzer Atmung.
    Kein Pauker. Deren Stimmen
kannte Tim alle.
    „Peter Carsten.“
    „Der Sohn, wie? Hör genau zu!
Ich sage alles nur einmal. Wir haben deine Mutter. Noch geht es ihr gut. Aber
das muß nicht so bleiben. Kein Wort zur Polizei, daß ich dich angerufen habe.
Ist das klar?“
    „Ich habe verstanden.“ Tims
Herz hämmerte an die Rippen.
    „Wieso bist du zu Hause? Ich
denke, du steckst in einer Heimschule.“
    „Ich bin eben angekommen. Ich
hörte, daß meine Mutter verschwunden ist. Wenn Sie sich darüber wundern, daß
ich da bin, wen haben Sie denn hier erwartet?“
    „Deine Mutter meint, ihre
Freundin könnte in der Wohnung sein.“
    „Marion Thebes steht neben mir.
Haben Sie eine Nachricht für sie?“
    „Nur das, was ich dir sage: Die
Polizei bleibt aus dem Spiel!“
    „Meine Mutter ist aber schon
als vermißt gemeldet.“
    „Dann mach das rückgängig. Ruf
bei den Bullen an, sag, deine Mutter sei wieder da!“
    „Was wollen Sie von ihr? Was
hat sie Ihnen getan? Bitte, schonen Sie meine Mutter! Ich mache, was Sie
wollen, aber lassen Sie Susanne frei. Wir...“
    „Sabbel mir nicht die Ohren
voll! Ob du deine Mutter wiedersiehst, hängt von dem Geld ab. Umsonst ist der
Tod. Klar? Wir fordern 500 000 Mark.“
    „Was?“
    „Hörst du schlecht? Wir kriegen
500 000 Mark für deine Mutter.“
    „Das ist völlig unmöglich. Wir
haben kein Geld. Nichts. Susannes Gehalt reicht gerade so hin.“
    Der Kerl lachte. „Da täuschst
du dich aber. Deine Mutter macht krumme Geschäfte. Sie hat das Geld. Sieh mal
nach! In den nächsten Tagen melde ich mich wieder.“
    Es klickte in der Leitung. Die
Verbindung war unterbrochen. Langsam legte Tim den Hörer zurück.
    Marion, die neben ihm stand,
hatte mitgehört.
    Goliath hakte seine spitzen
Zähne in Tims blaue Wollsocke und zerrte Fäden heraus.
    Tims Hände zitterten. Er
spürte, daß er kein Blut im Gesicht hatte, sicherlich bleich war wie ein
Todkranker. Tiefatmend versuchte er seine Gedanken zu sammeln. Aber aus allen
Gehirnwindungen sprangen Ideenfetzen hervor und liefen wirr durcheinander.
    Marion wischte sich Tränen aus
den Augen. Erst nach einer Weile konnte sie reden.
    „Aber... jetzt... jetzt wissen
wir wenigstens, daß sie... daß es ihr gutgeht... Ich meine“, sie schluckte und
mußte das Zittern in ihrer Stimme unterdrücken, „sie lebt.“
    „Ja“, sagte Tim. „Sie lebt. Das
fühle ich einfach. Deshalb kann ich das behaupten. Denn sonst... Was so ein
Dreckskerl von einem Kidnapper sagt, darf man nicht glauben. Für Kidnapper ist
ein erwachsener Mensch, den er entführt hat, immer gefährlicher als ein Kind
oder ein Baby. Weil ein Erwachsener mehr sieht, sich mehr merkt — dem fällt
mehr auf. Was später dazu beitragen kann, daß der Entführer entdeckt wird.
Deshalb... Aber so was muß ja nicht sein. Wenn er sich wieder meldet, will ich
mit Susanne sprechen.“
    „Du hast es gut gemacht. Du
warst kaltblütig.“
    „Nur äußerlich, Tante Marion.
Zum ersten Mal habe ich eine solche Angst, daß ich mich selbst nicht mehr
kenne.“
    Er begann, langsam durch die
Wohnung zu gehen.
    Goliath ließ die Socke nicht
los und wurde vorsichtig mitgeschleift.
    Nichts hatte sich verändert.
Die Küche war sauber und aufgeräumt, ebenso das hellgrün gekachelte Bad mit der
rosefarbenen Wanne und dem schrägen Dachfenster. In Susannes Schlafzimmer lag
ein blauer Morgenmantel

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