Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
über dem Bett. Das Foto von Tims Vater stand auf dem
Nachttisch. Tim warf nur einen Blick in sein eigenes Zimmer, wo Sportpokale auf
einem Regal von seinen Erfolgen als Judoka und Leichtathlet kündeten. Der
Wohnraum hatte südseitig einen kleinen Balkon, auf dem — wie Tim durch die
Glasfront sah — noch mehr Topfpflanzen standen als während der Osterferien:
Kakteen, Palmen, Röschen, auch Gewürze wie Schnittlauch und Kapuzinerkresse.
    „Was meint der Kerl?“ sagte
Tim. „Susanne mache krumme Geschäfte, habe das Geld, ich solle nachsehen.“

    „Völliger Unsinn!“
    Marion hatte sich auf die
Ledercouch gesetzt und schlang die Hände um die Knie.
    „Ich steh’ völlig im Wald“,
sagte Tim. „Verstehe rein gar nichts. Susanne ist entführt worden. Die Kidnapper
verlangen eine halbe Million. Die hat man ja. Vielleicht nicht in der
Portokasse, aber bestimmt auf dem Sparbuch. Wahnsinn! Diese Verbrecher können
nicht im Ernst meinen, daß eine Hauptbuchhalterin über soviel Geld verfügt. Und
Kidnapper entführen doch nicht einfach irgendwen, sondern wissen über das
Vermögen ihres Opfers genau Bescheid.“
    Er ließ sich in einen Sessel
fallen und streckte die Beine aus. „Susanne hat nie auch nur eine einzige Mark
veruntreut“, sagte Marion. „Das ist absolut sicher.“
    „Eben. In die Richtung brauchen
unsere Gedanken also gar nicht zu joggen. Weshalb dann die Entführung? Haben
sie Susanne mit jemandem verwechselt? Das halte ich für ausgeschlossen. Meine
hübsche, aparte Mutter hat keine Doppelgängerin. Außerdem sind den Kidnappern
Namen und Adresse sowie Arbeitsplatz bekannt — ja, auch der Arbeitsplatz, denn
ich meine, die Entführung kann sich nur auf dem Parkplatz bei der
Neuzeit-Chemie abgespielt haben. Gestern, spätnachmittags. Ich kenne den
Parkplatz. Auf drei Seiten dichte Hecke als Abgas-Schutz, auf der vierten Seite
die Fabrikmauer. Vor der Ein-Ausfahrt — etwas zur Straße hin versetzt — wachsen
Kiefern. Von der Straße aus sieht man also nichts. Nur wer auf dem Parkplatz
ist, bemerkt, was dort geschieht. Susanne, sagst du, sei eine der letzten
gewesen. Vielleicht sogar die Letzte. Da hatten’s die Kidnapper leicht.“
    „Was machen wir jetzt?“
    „Auf jeden Fall halten wir die
Polizei raus. Das heißt, wir nehmen die Drohung ernst. Den Inspektor Frederlein
wirst du jetzt nicht erreichen, aber vielleicht seinen Stellvertreter. Sag,
Susanne sei wieder da. Es ist besser, du machst das. Weil du die
Vermißtenanzeige aufgegeben hast. Mich kennt dort niemand. Wahrscheinlich würde
man mir nicht glauben, und Susanne müßte persönlich vorsprechen.“
    „Du meinst, das... ist
richtig?“
    „Ich gehe kein Risiko ein,
Tante Marion. Nichts, was Susanne gefährden könnte. Mit meinen Ermittlungen
setze ich woanders an.“
    „Wo?“
    „Ich suche nach dem Grund der
Entführung. Wenn ich den finde, kenne ich auch die Täter.“
    Marion schob die Brauen
zusammen. „Den Grund?“
    Tim hob einen Daumen, was
soviel wie erstens bedeutete. „Das mit dem Lösegeld ist Schwachsinn. Damit soll
sicherlich nur das wahre Motiv verschleiert werden.“
    Er streckte den Zeigefinger.
    „Verwechslung können wir
ausschließen. Also muß es den wirklichen Grund geben.“
    Der Mittelfinger wurde
entrollt.
    „Da können wir mit den
Vermutungen ins Kraut schießen, Tante Marion. Susanne weiß vielleicht etwas,
besitzt vielleicht etwas. Darum geht’s. Übelmenschen haben sie in ihre Gewalt
gebracht. Susanne soll also kaltgestellt werden. Oder man will sie zur
Herausgabe zwingen.“
    „Aber sie hat nie etwas
angedeutet, Tim.“
    „Vielleicht wollte sie dich
nicht hineinziehen.“
    „Wir sprechen doch sonst über
alles. Unsere Vertrautheit schließt nichts aus.“
    Tim hob die Achseln.
„Trotzdem!“
    Er schlüpfte aus seinen
Turnschuhen, zog die zerzausten Socken aus und überließ sie Goliath.
    „Ich muß ihm das abgewöhnen“,
sagte Marion. „Er zerfetzt allen Männern die Strümpfe.“
    Tim stand auf. „Es ist zwar
keine Besuchszeit mehr. Aber die Umstände entschuldigen mich. Mit meinen
Nachforschungen beginne ich bei Adolf Mortius senior, dem Chemie-Industriellen.
Könntest du hierblieben, Tante Marion, und Telefondienst machen? Bestimmt werden
meine Freunde mich anrufen.“
    „Selbstverständlich.“ Marion
lächelte. „Ich muß niemanden vertrösten. Mein Bekannter ist bis Mittwoch
verreist.“

7. Salmonellen oder schwänzen?
     
    Erst gegen Abend konnte
Klößchen die andere Hälfte

Weitere Kostenlose Bücher