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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wir ihm den Rücken stärken.“
    „Wir können nicht darauf vertrauen“,
sagte Karl, „daß morgen abend Frau Carsten wieder da und alles in schönster
Ordnung ist. Nein, es wird Tage dauern. Und der Ausgang ist sowieso ungewiß.
Wenn wir länger als bis Montagfrüh bei Tim bleiben, haben wir zwei Probleme:
Wie sagen wir’s unseren Eltern? Und wie unseren Paukern?“
    Klößchen grinste. „Hauptsache,
wir fahren erst mal zu Tim. Und zwar morgen früh mit dem ersten Zug. Dort
können wir dann entscheiden, ob wir ab Montag früh krank sind. Es muß natürlich
was Ansteckendes sein, das uns gemeinsam befällt. Die Pest, Keuchhusten,
Blutvergiftung oder Salomon-Ellen — oder wie das heißt.“
    „Falls du Salmonellen meinst“,
sagte Karl. „Das sind Bakterien, die eine üble Darmerkrankung hervorrufen.“
    „Die meine ich“, nickte
Klößchen, „und die kriegen wir. Wer will denn von hier aus nachprüfen, ob wir
wirklich den ganzen Tag auf dem Klo sitzen oder Tims Mutter suchen. Unseren
Eltern werden wir natürlich fernmündlich mitteilen, was Wahrheit ist.“
    „Ich sag’s meiner Mutti schon
jetzt“, entgegnete Gaby. „Bestimmt versteht sie uns. Das schließt ein, daß wir
Tim helfen dürfen. Dann verspreche ich auch gern, daß ich mich nicht in Gefahr
begebe, sondern nur dabei bin — als Tims moralische Stütze.“
    Karl fand das gut. Klößchen
brummte zustimmend.
    „Aber kein Pauker nimmt uns die
Salmonellen ab“, wandte Karl dann noch ein, „wenn wir nicht eine ärztliche
Krankheitsbescheinigung vorlegen. Wie kriegen wir die? Überhaupt nicht. Kein
Arzt macht das. Aber das soll unser Problem jetzt nicht sein. Notfalls riskiere
ich eben, daß ich dran bin wegen Schwänzen. Deshalb fliege ich nicht von der
Schule, denn ich habe noch keinen Verweis. Dasselbe gilt für euch.“

8. Kleines Geschenk
     
    Tim hatte gewählt, hielt den
Hörer ans Ohr und wartete. Marion war in der Küche, brühte rasch eine Tasse Tee
für ihn auf und bereitete ein Schinkenbrot.
    Die Aufregung verschloß zwar
Tims Magen, als drücke eine Faust die Speiseröhre zusammen. Andererseits hatte
der TKKG-Häuptling seit seinem Butterbrot heute morgen nichts zu sich genommen;
und irgendwann würde der Hunger über die Aufregung siegen.
    „Bei Mortius“, perlte eine
Stimme durch die Leitung, „Edith Pressler.“
    Die wunderschöne Pestbeule,
dachte Tim.
    „Ich bin Peter Carsten“, sagte
er, „der Sohn von Susanne Carsten — der Hauptbuchhalterin bei der Neuzeit-Chemie.
Sie wissen sicherlich, daß meine Mutter seit gestern vermißt wird. Inzwischen
hat sich etwas Neues ergeben — eine dramatische Wendung, sozusagen. Deshalb
möchte ich, bitte, Herrn Mortius sprechen — möglichst
sofort.“
    „Du bist Tim, nicht wahr?“
    „Das ist mein Spitzname.“
    „Hm. Herr Mortius erwartet zwar
heute abend einen wichtigen Besuch — aber wenn du gleich herkommst..."
    „Bin schon unterwegs.“
    „Du weißt, wo die Privatadresse
ist?“
    „Kranich-Allee 16. Das schaffe
ich in zehn Minuten. Wiederhören.“
    An der Wohnungstür stand Marion
mit dem Tee.
    Tim trank zwei Schlucke. Und
einmal biß er vom Brot ab. „Ich muß noch mein Tourenrad aus dem Keller holen.
Bis nachher, Tante Marion.“
    „Soll ich deinen Freunden alles
sagen, falls sie anrufen?“
    „Alles. Zwischen uns gibt es
keine Geheimnisse.“
    Sein Tourenrad war alt und
nicht zu vergleichen mit dem flotten Renner, den er im Internat hatte. Aber der
Transport hin und her lohnte sich nur für die Sommerferien. Wenn Tim sonst
ferienhalber zu Hause war, begnügte er sich mit der alten, knarrenden
Tretmühle.
    Draußen dunkelte es. Die
schwarzen Wolken über der Stadt rochen nach Schwefel. Ein paar laue
Regentropfen fielen, und Tim dachte an seine Mutter. Wo wurde sie gefangen
gehalten? War sie unversehrt? Hatte sie Angst? Hoffentlich keine Todesangst!
Oder drohten ihr diese verdammten Verbrecher?
    Wer auch immer das ist, dachte
er, ich werde es erfahren. Und dann mache ich sie nieder.
    Die Kranich-Allee war das
feinste Wohnrevier, das die Stadt zu bieten hatte. Im Südosten gelegen, wo die
Bodenpreise unerschwinglich sind, hatten sich hier die Reichen und ganz Reichen
ihre Residenzen erbaut. Ein Privatpark neben dem andern. Edelhecken, Mauern,
Pfeiler aus Marmor, schmiedeeiserne Gittertore vor unendlichen Zufahrten.
Villen, die wie tolle Strandhotels aussahen und kaum weniger Zimmer hatten.
Private Tennisplätze, Swimmingpools, Gartenhäuser und Parkwege zum

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