Wer hat Tims Mutter entführt?
der TKKG-Bande zusammentrommeln, nämlich Gaby und
Karl.
Diese späte Zusammenkunft —
noch dazu an einem Samstag — hatte Gründe.
Gaby half ihrem Vater, dem
Kommissar, nachmittags beim Kofferpacken. Anschließend setzte sich die
dreiköpfige Familie zum Kaffee zusammen, dann wurde der Kommissar von seinen
beiden Damen zum Bahnhof gebracht.
Emil Glockner verreiste
dienstlich nach Norditalien. Er war einer speziellen Einsatzgruppe zugeteilt
worden, die verhindern sollte, daß verbrecherische mafia-ähnliche
Organisationen sich in aller Welt ausbreiten. Es betraf Drogenhandel,
Glücksspiel, organisierten Einbruch, Verbreitung von Falschgeld und andere
Zweige der Kriminalität. Die
deutsche Einsatzgruppe sollte vor Ort geschult werden und sich die Erfahrungen
der italienischen Kollegen aneignen. Erst in einer Woche wurde der Kommissar
zurückerwartet.
In der alten Villa der
Viersteins stand an diesem Nachmittag ausländischer Besuch auf dem Programm.
Der Professor hatte Kollegen aus Tokio, New York und Mexiko-City zu einem
Gedankenaustausch — bei selbstgebackenem Rhabarber-Kuchen und Tee — zu sich
gebeten. Die Professoren für Mathematik, Weltraumforschung und Kernenergie
waren weltbekannte Kapazitäten ( Super-Fachleute ), weshalb Karl — den
bekanntlich kein Klammerbeutel gepudert hat — unbedingt dabeisein wollte. Er
durfte, hatte sich drei Dutzend hochwissenschaftliche Fragen zurechtgelegt und
verstand — da das Gespräch in Englisch geführt wurde — auch fast alle
Antworten.
Weder Gaby noch Karl ahnten zu
dieser Zeit etwas von der Tragödie um Tims Mutter.
Aber jetzt saßen die drei
TKKG-Mitglieder in Gabys Zimmer. Klößchen hatte berichtet — auch von Adolf
Mortius juniors gemeinem Rennrad-Diebstahl. Atemlose Stille machte sich breit
nach Klößchens letztem Wort. Und Oskar, Gabys schwarzweißer Cocker-Spaniel, hob
verwundert den Kopf. Der drollige Vierbeiner spürte offenbar, daß sein Frauchen
in stummem Entsetzen erstarrte.
„Es reißt mir die Eingeweide
raus“, sagte Karl nach einer Weile. „Verdammnis! Tim hat recht. Es muß ein
Verbrechen sein. Das ist die einzige Erklärung. Logo, daß er sofort abzischt.
Aber damit gerät er — internatsmäßig — in eine hoffnungslose Lage. Trotzdem
handelt er natürlich richtig. Aber klopf das mal in einen Paukerschädel rein.
Ich meine, Hängebauch wird es niemals billigen. Der Direx ist da anders. Aber
auch er kann nicht um seine Vorschriften herum.“
Gaby pustete gegen ihren
goldblonden Pony und schluckte, um die Kehle freizumachen.
„Die arme Frau Carsten! Ich mag
sie wahnsinnig gern.“
„Wir alle mögen sie wahnsinnig
gern“, sagte Karl.
„Und sie mag uns.“ Klößchen riß
eine Schoko-Tafel auf, starrte sie an, schloß das Papier wieder und verstaute
das Kakao-Produkt in seiner Hosentasche. „Keinen Hunger! Ich glaube, das war
noch nie da.“
„Morgen ist Sonntag“, sagte
Gaby. „Und dann noch fünf Tage Schule. Wie machen wir das?“
„Ich denke schon darüber nach“,
nickte Karl. „Daß wir Tim nicht hängen lassen, ist selbstverständlich. Daß wir
zusammenhalten, war noch nie so wichtig wie jetzt. Aber die verdammte Schule!“
„Und ausgerechnet jetzt ist
mein Papi in Mailand!“ Gabys nackter Fuß stampfte auf den Teppich. Sie trug
Jeans und T-Shirt, ließ aber ihre rosigen Füße im Naturzustand.
Oskar mißverstand das. Er
meinte, sie rufe ihn zu sich. Also setzte er sich vor sie, den Kopf auf ihren
Knien, und sah sie an.
„Ich war vorhin beim Direx“,
sagte Klößchen. „Vorsorglich. Habe gesagt, daß ich das Wochenende zu Hause
verbringe — also in der prächtigen Schokoladen-Fabrikanten-Villa meiner Eltern
hier in der Stadt. Damit rette ich mich bis Montagfrüh aus der Bewachung. Tim
konnte ich natürlich nicht entschuldigen. Hätte er selbst machen müssen.
Spätestens heute abend beim ,Licht-aus!’ merkt Hängebauch, daß null Personen im
Adlernest sind. Ich wette, Dr. Josef Volgsam nimmt seinen Bauch in die Arme und
tanzt Samba vor Freude. Weil er meint, der gehässige Kerl, daß das für Tim nun
das endgültige Aus ist.“
„An die Folgen dürfen wir noch
nicht denken“, sagte Karl, „sonst bleiben alle Entschlüsse im Denkansatz
stecken. Morgen früh fahre ich zu Tim.“
Klößchen nickte. „Völlig klar.
Ich auch.“
Beider Augen richteten sich auf
Gaby.
„Denkt ihr, ich lasse meinen
Freund in seiner Not allein?“ fragte sie kühl. „Jetzt braucht er uns alle. Und
sei ‘s nur, damit
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