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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dort?“
    „Ich habe ihm gesagt, was mit
meiner Mutter geschehen ist. Er billigt es offenbar, daß ich die Polizei nicht
einschalte. Tja, und dann habe ich eine Überraschung erlebt.“
    Der Kidnapper lachte. Dabei
rasselte seine Lunge. Oder war’s das Verzerrergerät, in das er reinsprach, um
seine Stimme unkenntlich zu machen?
    „Eine Überraschung? Laß mich
raten! Bestimmt war Mortius sehr erschrocken, als er davon hörte. Ist er in
Tränen ausgebrochen? Oder hat er getobt? Jedenfalls — das rate ich nun — wird
er eine Menge tun, damit deine Mutter unbeschadet zurückkehrt. Richtig? Ich
denke sogar, daß ihm das 500 000 Mark wert ist. Richtig?“
    Der weiß das, dachte Tim. Alle
haben Durchblick, nur ich fische im trüben. Verdammt!
    „Mortius hat gesagt, daß er die
500 000 zur Verfügung stellt. Aber — noch habe ich sie nicht.“
    „Keine Sorge. Die gibt er dir.
Wir wußten es, Junge! Wir wußten es!“
    „Woher?“
    „Mortius hat ein Auge auf deine
Mutter geworfen. Nein, alle beide. Man könnte sagen, er ist ganz schön
verknallt auf seine alten Tage. Das hat sich ziemlich weit rumgesprochen.
Verknallt, ja, das ist er. Kein Wunder! Deine Mutter ist eine entzückende
Person. Wir geben uns alle Mühe, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Was
aber nicht ausschließt, daß wir sie töten — wenn du uns an die Karre fährst.
Klar?“
    „Ja.“ Tim schloß die Augen und
versuchte, mit asiatischer Kampfkunst-Tiefatmung Ruhe zu bewahren.
    „Siehst du“, ließ der Kidnapper
sich vernehmen. „Ich behalte recht. Deine Mutter hat das Geld. Damit habe ich
nicht gemeint, daß es bei ihr unter dem Kopfkissen liegt. Es steht ihr zur
Verfügung. Das meinte ich.“
    „Sie haben außerdem gesagt, sie
mache krumme Geschäfte.“
    „Da mußt du sie schon selber
fragen, wenn du Einzelheiten wissen willst. Wir beide haben jetzt ein anderes
Thema. Das Geld!“
    „Es... geht also nur um das
Geld?“ fragte Tim vorsichtig. „Worum denn sonst? Wir brauchen dringend eine
halbe Million. Ist dir daran was unklar?“
    „Nein, nein. Schon gut! Also,
ich höre.“
    „Morgen abend bringst du uns
die Kohle. Verstanden?“
    „Wenn ich sie von Mortius
kriege, will ich sie gern weiterreichen.“
    „Kennst du das
Fellgerber-Viertel hinter dem Bahnhof?“
    „Kenne ich.“
    Es war eine verrufene Gegend:
Schuppen, baufällige Häuser — in denen niemand mehr wohnte — , ein Wirrwarr von
Höfen, Gassen und Durchwegen. Seit Jahren — so plante die Stadtbaubehörde —
sollten diese modrigen Armenhäuser aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert
abgerissen und die ganze Gegend saniert (bessere Lebensverhältnisse schaffen )
werden. Aber es fehlte am Geld. Und so blieb alles beim alten.
    „Um 23.30 Uhr“, wies der
Kidnapper ihn an, „gehst du durch die Flintenschuß-Gasse in Richtung alte
Abdeckerei. Auf halbem Weg ist links ein runder Torbogen. Der Durchweg führt
unter dem Sudfrei-Haus durch und ist eigentlich gesperrt. Aber die Bude wird
schon nicht einstürzen, wenn du zu dem Hinterhof gehst. Links an der Mauer,
gleich hinter dem Durchweg, hängt ein Seil herab. An das bindest du die Geldtasche.
Klar?“
    „In der ganzen Gegend ist keine
Beleuchtung. Finde ich das Seil?“
    „Nimm eine Taschenlampe mit.
Und nochmals schärfe ich dir ein: Wenn sich ein Polizist — uniformiert oder in
Zivil — blicken läßt, hast du die längste Zeit eine Mutter gehabt.“
    „Wegen mir wird kein Polizist
dasein“, erwiderte Tim. „Wie geht es meiner Mutter?“
    „Ich sagte es doch. Wir
verwöhnen sie.“
    „Ich möchte mit ihr sprechen.“
    „Sonst noch was? Wie wäre es
mit ein bißchen Hafturlaub? Oder eine Besuchsstunde in ihrem Verlies?“ Er
lachte.
    „Lassen Sie meine Mutter frei,
sobald Sie das Geld haben?“
    Wieder lachte der Kidnapper.
„Nicht sofort, mein Freund. Wir müssen sicher sein, daß uns niemand beobachtet
hat. Ein oder zwei Tage kann ‘s noch dauern. Aber das braucht dich nicht zu
beunruhigen.“
    Er legte auf.
    Tim sah Marion und Anna an. Sie
standen neben ihm und hatten — weil er den Hörer etwas vom Ohr wegdrehte — den
größten Teil des Gesprächs mitgekriegt.
    Goliath, der auf dem Teppich
geschlafen hatte, trollte heran und begann, sich für Tims frische Socken zu
interessieren.
    Tim nahm ihn auf den Arm.
    „Sie wissen, daß ich bei
Mortius war. Sie beobachten mich also. Ich habe nichts bemerkt. Aber auch nicht
darauf geachtet. Mortius sei in Susanne verschossen. Das Recht hat er. Daran
kann

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