Wer hat Tims Mutter entführt?
Mortius und sah, wie der Wagen hinter den Sträuchern — der
Einfahrt-Sichtblende — verschwand.
„Was tut man nicht für 30
Millionen Dollar.“ Martin Dramp, immer noch rotweiß gekleidet, feixte. „Und du
brauchst nichts zu versteuern,
Adolf. Niemand erfährt davon, wenn dieser Banditenchef die Kohle auf dein Konto
in der Schweiz überweist.“
„Keine Sorge, du kriegst deinen
Anteil.“ Mortius’ tiefliegende Augen blickten finster. Er drehte sich um und
stampfte ins Haus zurück.
„Ich hätte die beiden andern“,
sagte Edith, „für Leibwächter gehalten. Sind sie wohl auch. Aber außerdem seine
beiden wichtigsten Regierungsmitglieder. Ehemalige Miliz-Offiziere. Das muß
wirklich eine Bande von Blutsaugern sein — dort in K., diesem schönen Land mit
den wundervollen Stränden.“
„Ich“, lachte Martin,
„verbringe meinen nächsten Urlaub woanders.“
Er schloß die Tür.
Mortius trat zu dem offenen
Kamin, dessen Feuer niedergebrannt war, und stützte eine Hand auf den Sims.
Edith begann, Gläser und Teller
zusammenzuräumen.
Niemand außer den dreien war im
Haus. Weder die Köchin noch die Haushälterin, auch der Chauffeur nicht, der in
den beiden Zimmern über der Garage wohnte.
Alle hatten heute frei. Denn
Mortius wollte keine Zeugen bei seinem Gespräch mit Fuentedos, der stählernen
Eidechse.
„Laß das Zeug stehen, Edith.
Wir müssen erst mal über den Bengel sprechen.“
Martin zündete eine Zigarette
an und ließ sich in einen Sessel fallen.
Edith leckte etwas Kaviar vom
Handrücken, wo er kleben geblieben war, als sie die Teller zusammenstellte.
Jetzt merkte sie, daß es von Fuentedos’ Teller stammte. Beinahe hätte sie’s
ausgespuckt.
„Dieser Tim Carsten ist eine
Überraschung“, sagte Martin durch eine Wolke Zigarettenrauch. „Ein verdammt
schlauer Bursche.“
„Ein richtiger kleiner
Detektiv“, Edith strich ihr grünes Abendkleid glatt und untersuchte die linke
Seite in Höhe der Hüfte. Vielleicht hatte das Gezwicke des Generals
Druckstellen hinterlassen.
„Er ist zu schlau“, sagte
Mortius.
„Wir müssen uns nicht an
unseren Plan halten.“ Edith flegelte sich auf eine Couch und streckte die
gespreizten Beine weit aus, was wenig damenhaft wirkte.
„Ich weiß“, knurrte Mortius,
„dir wäre es am liebsten, wenn wir Susanne Carsten beseitigen.“
„Es wäre das Klügste.“
„Aber vielleicht geht es auch
anders. Sie umbringen — nun gut, das ist unser letztes Mittel. Vorher versuchen
wir es nach meinem Plan.“
Martin schüttelte den Kopf.
„Adolf, diese Frau hat dich in der Hand. Wenn sie den Mund aufmacht, bist du
geliefert. Eine verdammte Panne hat dazu geführt. Aber das ist nun nicht mehr
zu reparieren. Die Frau sitzt in ihrem Kerker. Sie weiß nicht, wer sie entführt
hat. Sie war sofort bewußtlos, als ich ihr das Chloroformtuch aufs Gesicht
gedrückt habe — von hinten. Aber sie ist nicht blöd. Sie kann sich denken, daß
da ein Zusammenhang besteht.“
Mortius sah, daß eines der
Champagnergläser noch halbvoll war. Er wußte nicht, wer daraus getrunken hatte.
Aber es gehörte zu seinen Grundsätzen — und zu seinem Geiz — , nichts zu
verschwenden. Genußvoll schlürfte er das schon ziemlich abgestandene Getränk.
„Wir müssen Zeit gewinnen“,
sagte er. „Wir müssen das Geschäft mit Fuentedos abwickeln und in unserer
italienischen Zweigstelle alle Spuren beseitigen, die auf Silent Warrior
hinweisen. Das ist kinderleicht. Dann wird Susanne Carsten von den Kidnappern
entlassen — wer auch immer das sein mag — , und sie ist mir unendlich dankbar,
weil ich das Lösegeld für sie gezahlt habe. Ich..
„Das ist sowieso der beste
Trick aller Zeiten“, platzte Martin dazwischen. „Ein Jammer, daß man das
niemandem erzählen darf. Du stellst das Lösegeld bereit, der Bengel bringt es
den vermeintlichen Kidnappern, das aber sind wir, und schon ist das Geld wieder
da, nämlich bei uns.“ Er wandte sich an seine Schwester. „Das sind eben die
genialen Unternehmer unserer Wirtschaft. Sie spenden eine halbe Million, indem
sie die von ihrer linken Tasche in die rechte stecken. Hahahahaha!“
„Ich“, fuhr Mortius ohne einen
Ausdruck von Heiterkeit fort, „nehme an, daß Susanne Carsten mich dann nochmals
auf den Silent Warrior ansprechen wird. Sie hat nämlich Charakter, die Frau. So
einfach käuflich ist sie nicht. Aber dann kann ich erklären, daß alles ein Witz
ist, mit dem mich Vito Tagletti — unser Produktionsleiter in
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