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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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abermals, weil
Marion ihm — versehentlich — auf die Schwanzspitze trat.
    Rasche Schritte entfernten
sich.
    Sie nahm Goliath auf den Arm
und drehte sich um, sah aber nur noch zwei Schatten, die hinter der Ulme
verschwanden.
    Marions Herz hämmerte. Der
brutale Überfall machte ihr bewußt, wie gefährlich die nächtlichen Straßen
einer Großstadt sind. Besonders für Frauen.
    „Goliath“, flüsterte sie. „Ich
wünschte, du wärst ein Dobermann, ein Rottweiler oder Schäferhund.“
    Sie trug ihn zur Haustür und
klingelte.
    Tims Stimme drang aus der
Gegensprechanlage.
     
    *
     
    Dr. Josef Volgsam, genannt
Hängebauch, wartete bis spät in die Nacht, ehe er sein Zimmer im Pauker-Silo
verließ und über den Hof zum Hauptgebäude schlurfte.
    Schlau fühlte er sich, der
unbeliebte Pauker, äußerst schlau.
    Der aufgetriebene Bauch
sprengte fast den mittleren Jackenknopf ab. Aber selbst hier, im Dunkeln,
gestattete sich Volgsam nicht, die Jacke zu öffnen.
    Schnaufend stieg er die Treppe
hinauf, überall Stille. Nur in der Bude WIGWAM redete Klaus-Peter Galusche im
Schlaf. Meistens stießen ihn seine Budenkameraden an oder hielten ihm die Nase
zu. Aber heute durfte er reden. Offenbar schliefen die andern sehr tief.
    Im zweiten Stock folgte
Hängebauch dem Flur bis zum Ende. Nur das bläuliche Notlicht brannte. Es
reichte aus, um den Flur zu finden. Wer mehr erkennen wollte, mußte sich auf
Geruchsund Tastsinn verlassen.
    Vor dem ADLERNEST blieb
Hängebauch stehen. Er lauschte. Daß Klößchen sich abgemeldet hatte, wußte er.
Aber seinen erklärten Feind, den Peter Carsten, genannt Tim — ehemals Tarzan
gerufen — , den hatte er seit Mittag nicht mehr gesehen.
    Hängebauch öffnete die Tür.
    Die Nacht war mondlos und
schwül, die Bude stockfinster. Kein Laut. Kein Atemzug. Kein Seufzer im Schlaf.
Kein Rascheln von Bettdecke oder Kopfkissen.
    Hängebauch machte Licht...
    Blinzelnd starrte er die
leeren, unberührten Betten an.
    In seinen Beinen zuckte es wie
vor einem Freudensprung. Das Triumphgefühl verweilte nur einen Moment in der
Brust, sank dann rasch in den Bauch, wo mehr Platz dafür war.
    Also doch! Dieser Bengel
widersetzte sich! Das war Aufruhr! Meuterei! Was bildete der sich ein? Daß er
sich alles erlauben könnte?
    „Der glaubt wohl nicht“,
murmelte Hängebauch feixend, „daß ich ihn überwache. Jetzt habe ich dich,
Bürschchen.“
    Beinahe vergaß er, das Licht zu
löschen.
    Er rannte hinunter, ins Freie,
vorbei am Pauker-Silo zu dem rückwärtigen Wohnhaus, das Direktor Dr. Freund mit
seiner Familie bewohnte.
    Noch Licht?
    Ja, in Freuds Arbeitszimmer.
    Hängebauch zog seine Jacke
gerade, auch die Krawatte und klingelte.
    Der Direktor kam an die Tür,
mit leicht besorgter Miene. Wenn er um diese Zeit gestört wurde, war es
garantiert etwas Unerfreuliches.
    Hängebauch entschuldigte sich.
Dann: „Der Schüler Peter Carsten ist nicht da. Sein Bett leer — und nicht mal
zerwühlt. Ich halte das für... Also, mir fehlen die Worte. Es ist wie ein
Schlag ins Gesicht.“
    Dr. Freund, der schon etwas
müde war, hob instinktiv eine Hand und rieb sich die Wange.
    „Tim nicht da? Nach diesem
Gespräch heute vormittag? Ich kann das nicht glauben.“
    „Leider eine Tatsache, eine
betrübliche.“ Dr. Volgsam lächelte gehässig und legte die Hände rechts und
links an seinen Bauch.
    Der Direktor blickte auf die
Armbanduhr. „Es ist mitten in der Nacht. Wo mag er sein?“
    „Bestimmt nicht hier auf dem
Gelände, Herr Direktor. Ja, dieser Bengel schlägt Ihre Mahnung in den Wind.
Peter Carsten ist unverbesserlich.“
    „Vor allem ist er kein Idiot.
Wenn er trotz des Verweises zuwider handelt, hat das Gründe. Entweder es ist
was passiert, oder Tim provoziert uns bewußt, weil er hier nicht länger bleiben
will. Unter uns gesagt, Herr Kollege: Es täte mir leid, wenn ich ihn von der
Schule entfernen müßte. In dem Jungen steckt eine Menge. Ich würde mich auch
sehr in ihm täuschen, wenn er mutwillig handelte. Seine Freunde bedeuten ihm
viel. Und mit Gaby Glockner ist er sehr innig verbunden. Vielleicht haben sich
die beiden zerstritten. Das würde eine Kurzschlußhandlung erklären.“
    „Es ist die zweite Nacht, Herr
Direktor, in der er verbotswidrig die Heimschule verläßt.“
    „Ich weiß, Herr Kollege: Sie
würden es begrüßen, wenn er rausfliegt. Aber zunächst mal muß ich jetzt die
Eltern seiner Freunde anrufen. Vielleicht ist dort was bekannt.“
    Volgsam durfte den Direktor in
dessen

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