Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ihn keiner hindern. Trotzdem — mir wird irgendwie übel. Außerdem wundere
ich mich sehr. Mortius hat doch diese aufgedonnerte Pestbeule. Ich kenne mich
zwar in Liebesbeziehungen nicht so gut aus. Aber nach meinem Urteil paßt Edith
Pressler recht gut zu dem Industriellen. Ich glaube, er weiß das selbst. Was
wißt ihr? Hat Susanne was gesagt? Schickt Mortius ihr Blumen?“
    „Nichts. Gar nichts.“ Marion
schüttelte befremdet den Kopf. „Susanne hat auch kein Wort erwähnt. Oder zu
dir?“
    Auch Anna wußte nichts.
    Tim bearbeitete seine
Unterlippe mit den Zähnen. „Das ist alles sehr sonderbar. Lügen und halbe
Wahrheiten sind offenbar so ineinander verflochten, daß man nicht mehr
durchblickt. Nur Susanne wird uns erklären können, was davon stimmt. Zunächst
folge ich den Weisungen der Kidnapper und mache nichts, was sie reizt.
Hoffentlich rückt Mortius das Geld raus.“
    Marion wunderte sich noch
immer. „Daß er Susanne verehrt — davon habe ich wirklich keine Ahnung. Vor den
Kidnappern kommt man sich richtig blöd vor. Die scheinen allwissend zu sein.“
    Ratlosigkeit stand in allen
Gesichtern.
    Es war spät geworden. Anna und
Marion verabschiedeten sich. Tim brachte sie nur bis zur Wohnungstür, weil er
in Hörweite des Telefons bleiben wollte. Unten fiel die Haustür zu, und im
Treppenhaus erlosch das Licht.

13. Leere Betten im Adlernest
     
    Motten umflatterten Laternen
und Lichtpeitschen. Der Himmel war schwarz. Schwüle kroch durch die Straßen.
    Vor dem Haus wechselten Anna
und Marion noch ein paar Worte und wünschten sich eine gute Nacht.
    Anna stieg in ihren BMW und
fuhr ab.
    Marion führte Goliath am
Gartenzaun entlang. Das Hundebaby wollte schnuppern und mußte auch mal. Marion
wurde bis zum übernächsten Grundstück gezogen.
    Im Dunkeln, unter den
überhängenden Zweigen einer Schirmulme, standen zwei Typen und beobachteten
sie.
    „Doch“, sagte Otto Kühnleber,
„das ist der Wagen. Erkenne ich genau. Und die Frau auch. Samt dem Köter. Nur
der Scheißkerl fehlt. Aber auf den kommt’s mir an.“
    Kühnlebers breiter Specknacken schwitzte.
Unter der Lederweste moderte das Hemd auf den Rippen. Mit der flachen Hand
strich er sich über die weißblonde Bürstenfrisur.
    „Diesmal gibst du ihm eins auf
die Nase“, flüsterte Roderich Bremmsel.
    „Worauf du dich verlassen
kannst.“

    Kühnlebers Nase hatte lange
geblutet — nach dem Zusammenstoß mit Tim auf dem Bahnhofs-Vorplatz.
    Bremmsel war im selben Alter
wie Kühnleber, also knapp 20: ein hagerer Typ mit einem Gesicht wie ein Sack
voller Knochen. Strähnige, schwarze Haare hingen nach allen Seiten.
    Beide beobachteten Marion.
    Sie kam jetzt zurück.
    Goliath tollte an der Leine,
biß hinein, verhedderte sich schließlich mit einer Vorderpfote.
    Marion bückte sich, um ihn zu
befreien.
    In diesem Augenblick wurde sie
hinterrücks gepackt. Eine Pranke, die schwielig war und ungewaschen roch,
preßte sich auf ihren Mund. Die Umklammerung war eisern. Keine Chance, sich zu
widersetzen.
    Marions Schrei erstickte auf
den Handlinien. Die Knie, vor Schreck butterweich, gaben nach.
    Kühnlebers Stimme zischelte
dicht an Marions Ohr.
    „Wo ist der Bengel, dein Sohn?
Im Haus?“
    Marion rang durch die Nase nach
Luft.
    „Du quetscht ihr den Atem ab“,
wisperte Bremmsel und lachte. „Laß sie mal schnaufen.“
    „Wenn du schreist“, warnte
Kühnleber, „werde ich rabiat.“ Er lockerte den Griff. „Also?“
    „Ich... ich... habe keinen
Sohn“, stammelte Marion.
    „Wer war der Bengel, der mich
vorhin am Bahnhof hinterrücks überfallen hat, als ich deinen Wagen ansah?“
    „Ich... weiß nicht. Kenne ihn
nur vom Sehen. Seinen Namen weiß ich...“
    Marion schrie auf. Kühnleber
hatte ihr linkes Ohr gepackt, als wollte er’s abreißen.
    „Du lügst, Tante.“ Er wollte
sie täuschen, indem er seine Vermutung wie eine Tatsache aussprach. „Der Bengel
wohnt in dem Haus hier. Wir sahen ihn reingehen. Klar?“
    Was ändert es, dachte Marion,
wenn ich etwas so leicht Nachprüfbares bestreite?
    Bremmsel stieß Goliath, der
jetzt wütend kläffte, mit der Schuhspitze an.
    Das Hundebaby jaulte auf und
überkugelte sich.
    „Ja“, bestätigte Marion. „Er
wohnt hier. Bitte, verschonen Sie meinen Hund. Er... ist noch ein Baby.“
    „Kannst dem Typ ausrichten“,
sagte Kühnleber, „daß er am besten seine Knochen numeriert. Denn mit ihm rechne
ich ab.“ Marion erhielt einen Stoß, daß sie gegen ihren Wagen taumelte.
    Goliath jaulte

Weitere Kostenlose Bücher