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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verrückt?“
    „Nicht diesen Ton, Adolf. Ich
weiß, daß ihr euch nicht vertragt. Er hat mir die Sache mit seinem Rennrad
erzählt. Das war ziemlich dumm von dir.“
    „Ich... äh... Papa, ich wollte
ihm eins auswischen.“
    „Und das ist danebengegangen.
Statt dessen hat er dir eine verpaßt.“
    „Das weißt du also auch.
Trotzdem gibst du ihm das Geld?“
    „Euer Streit hat mit der Sache
nichts zu tun. Ich kann Frau Carsten nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.“
    Adolf überlegte und verfluchte
die Hitze in der Telefonzelle Besenkammer.
    „Warst du dabei, Papa, als die
Kidnapper anriefen?“
    „Nein.“
    „Die ganze Geschichte steht
also auf dem, was dieser Typ dir erzählt.“
    „Anfangs hieß es nur, Frau
Carsten sei verschwunden. Dann rief der Kidnapper an, sagte, sie seien mehrere
und forderte das Lösegeld. All das weiß ich von Tim.“
    „Und darauf fällst du rein?“
grölte Adolf. „Die Sache ist doch völlig klar. Du wirst verschaukelt. Das hat
sich die Carsten mit ihrem Sohn ausgedacht. Sie versteckt sich. Er wird
angeblich von dem Kidnapper erpreßt, und auf dein Mitleid spekulieren sie. Eine
halbe Million, Papa, leiern sie dir aus dem Kreuz. Zumindest probieren sie’s.
Was kann schon passieren? Wenn du nicht darauf eingehst, kommt die Frau zurück
und behauptet, die Kidnapper hätten sie gehen lassen.“
    Der Chemie-Industrielle schloß
die Augen und wußte für einen Moment nicht, was er antworten sollte.
    „Habe ich recht, Papa?“ Der
Junior triumphierte. „Aber jetzt drehst du ihnen den Hahn ab, wie?“
    „Ich glaube, du irrst dich,
Adolf. Zu einem solchen Betrug wäre Frau Carsten nicht fähig.“
    „Willst du wirklich so viel
Geld rauswerfen, Papa? Aufgrund eines Märchens, das der Bengel dir erzählt. Gib
die Kohle mir. Ich kann sie besser verwenden.“
    „Adolf, ich habe zugesagt. Und
ich halte mein Versprechen.“
    „Papa, ich verstehe das nicht.“
    „Ist auch nicht nötig. Es gibt
da Hintergründe.“
    „Was denn?“
    „Die gehen nur mich was an. Wie
steht es bei dir? Hast du neue Freunde? Macht es Spaß auf der Schule?“
    „Papa, ich finde, du benimmst
dich wie ein Idiot. Schenkst meinem Erzfeind eine halbe Million, obwohl er dich
offensichtlich übers Ohr haut wie einen blutigen Anfänger. Ich verliere alle
Achtung vor dir. Ende.“
    Wütend knallte Adolf den Hörer
auf die Gabel und verließ die Besenkammer.
    Der Junior wußte, was er sich bei
seinem Vater erlauben konnte. Der verzieh ihm Beleidigungen. Der hätte sich
eher von Edith Pressler getrennt, als seinem Söhnchen die Freundschaft zu
kündigen.
    „Alter Blödmann!“ murmelte
Adolf. „Man faßt es nicht. Der verkalkt ja total. Wird höchste Zeit, daß ich
den Laden dort übernehme. Sonst gehen die Geschäfte den Bach runter.“ Wie
sollte der 19jährige auch ahnen, welches die wahren Gründe seines Vaters waren!

     
    *
     
    Nachmittags türmten sich
schwarze Wolken am Horizont auf. Ein heißer Wind schob sie näher.
Mückenschwärme sammelten sich unter den Bäumen. Die Schwüle nahm zu. Hunde
hechelten mit heraushängender Zunge, und die Menschen der Großstadt schwitzten
aus allen Poren.
    Die TKKG-Bande saß auf dem
kleinen Balkon. Alle hatten Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Der Sonnenschirm
war aufgespannt. Tim betrachtete den gewitterdunklen Himmel über der Stadt.
    „Das gibt nachher eine
Sintflut. Hat den Vorteil, daß die Straßen leer sind. Wahrscheinlich hält das
an bis Mitternacht.“ Ihr Plan stand fest. Tim würde das Geld übergeben, ohne
Sperenzchen zu machen — würde, wie verlangt, die Geldtasche an das Seil binden, das im
Hinterhof des Sudfrei-Hauses links an der Mauer herabhängen sollte. Dann wollte
er — ohne Verzögerung oder irgendwelchen Zickzack — nach Hause fahren. Denn der
TKKG-Häuptling rechnete damit, daß die Kidnapper ihn beobachteten — falls es
wirklich mehrere waren.
    Die Last der Verantwortung
trugen Gaby, Karl und Klößchen. Sie sollten das Fellgerber-Viertel sozusagen
umzingeln. Tim, der die Gegend genau kannte, hatte drei Ecken ausgesucht, wo
sie sich unauffällig postieren konnten. Die Chance, daß der Kidnapper an einem
von ihnen vorbeikam, war beträchtlich. Doch woran ihn erkennen? Natürlich an
der Geldtasche. Daß er sie offen trug, war allerdings nicht anzunehmen. Er
würde sie in einen Koffer, einen Rucksack oder eine besonders große Tasche
stecken. Oder er füllte das Geld um. Auf jeden Fall aber hatte er Gepäck bei
sich, und das würde

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