Wer hat Tims Mutter entführt?
italienisches Restaurant.“
Der TKKG-Häuptling nickte.
„Kann ich meine Freunde mitbringen? Sie sind heute aus dem Internat
eingetroffen, um mir beizustehen: Gaby Glockner, Willi Sauerlich und Karl
Vierstein. Selbstverständlich bezahlen sie ihre Rechnungen.“
Dramp grinste herablassend.
„Bring sie mit. Ich könnte mir
vorstellen, daß Herr Mortius auch für sie bezahlt, ohne dadurch zu verarmen.“
Dramp verschwand im Haus. Die
Tür schloß sich.
Tim prüfte das Gewicht der
Geldtasche. Sie war nicht so schwer, wie er geglaubt hatte.
Er lief zurück — bis hinter die
Sichtblende aus blühenden Sträuchern.
Dort hockte er sich auf den
Boden und öffnete die Tasche.
Tatsächlich! Geld! Hunderter,
500er. Alles gebündelt. Neue Banknoten, jedenfalls fast neue. Andere waren
abgegriffen. Dünne Gummibänder hielten jeweils 5000 DM zusammen. Es schienen
100 Bündel zu sein. Aber Tim zählte nicht nach.
Dramp hatte es eilig, ihn
auszuschließen.
Die Torflügel ließen nur noch
einen Spalt frei.
Tim hechtete hindurch, um nicht
wieder über den Zaun klettern zu müssen.
Auf der gepflegten
Kranich-Allee nahm er drei Tatsachen nahezu gleichzeitig wahr.
Sein Tourenrad war
verschwunden.
Baron Felshart von Frunz, der
Opa mit dem Bernhardiner Berthold, stolperte im Laufschritt durch die geöffnete
Einfahrt des gegenüberliegenden Grundstücks heran, ohne Jacke, aber mit
wehender Krawatte. Berthold folgte bedächtig.
Drittens bemerkte Tim, daß der
Alt-Opel mit den beiden Typen die Bildfläche geräumt hatte.
„Timotheus!“ rief Frunz. „Diese
Kerle haben dein Rad gestohlen. Ich sah das. Ich war auf dem Balkon. Aber wie
sollte ich sie hindern?“
Keuchend blieb er stehen.
Empörung und Eile trieben ihm das Blut ins Gesicht. Dadurch wirkte es frischer
als gestern abend.
„Das ist ärgerlich.“ Tim
knirschte mit den Zähnen. „Konnten Sie die Diebe erkennen?“
Der Bernhardiner kam heran und
rieb seinen mächtigen Schädel an Tims Hüfte. Mit der freien Hand kraulte Tim
ihn hinter den Ohren.
„Erkannt?“ rief Frunz, nach
Luft schnappend. „Na, und ob! Ich weiß sogar, wer die sind.“
Himmel! dachte Tim. Der Opa
kennt die Kidnapper. Das darf nicht wahr sein.
„Autoknacker sind das“, rief
Frunz. „Sie haben nämlich meinen Rolls Royce aufgebrochen, als ich vor dem
Hauptbahnhof parkte, um meine Gattin Isolde vom Zug abzuholen. Keine
Viertelstunde war der Wagen allein, schon hatten sie ihn aufgebrochen. Aber ein
Polizist hat’s beobachtet. Der Mann war in Zivil und saß dösend in einem
anderen geparkten Fahrzeug. Er nahm die beiden fest. Sie wurden dann zu einer
Jugendstrafe verurteilt. Das war nämlich vor zwei Jahren.“
Tim war enttäuscht. Er ahnte,
von wem der Opa redete. Die Kidnapper waren das jedenfalls nicht.
„Ist einer von den beiden ein
Weißblonder, Herr von Frunz, mit einer Narbe auf der Augenbraue?“
„Richtig. Du kennst ihn? Er
heißt Otto Kühnleber. Den Namen des anderen habe ich vergessen. Ist so ein
dünner Schwarzhaariger. Damals machte er geltend, daß er noch an den Folgen
einer Kopfgrippe leide und deshalb nicht wisse, was er tue. Ah, Bremmsel! Ja,
so heißt er. Bremmsel!“
„Und die haben mein Rad
mitgenommen?“
„Es paßte nicht in den
Kofferraum. Sie sind mit offnem Deckel weitergefahren.“
„Ich bin Ihnen sehr zu Dank
verpflichtet, Herr von Frunz. Meinen Drahtesel werde ich mir zurückholen.“
Der Baron schüttelte ihm die
Hand.
Berthold gab Pfote.
Dann eilte Tim fußläufig in die
Richtung, aus der er gekommen war, verärgert bis an die Galle.
Diese blöden Typen! Die ahnten
ja nicht, was auf dem Spiel stand. Klauten ihm das Stahlroß — ausgerechnet
jetzt, wo Eile geboten war.
Tim kürzte ab.
Hinter dem Pfeilanger, wo man
einen Rest der historischen Altstadt erhalten hatte, gab es einen Fußweg
zwischen hohen Häusern aus dem 18. Jahrhundert. Die Bezeichnung Weg war
übertrieben. Spalt oder Lücke sollte man den kaum halbmeterbreiten Abstand
zwischen den fensterlosen Hauswänden besser nennen. An einigen Stellen schienen
sie sich zu berühren. Ein Fettmops wäre hoffnungslos steckengeblieben, und mit
Klößchen zusammen hätte Tim diese Route nicht gewählt.
Er joggte mit seiner Geldtasche
und erreichte den sogenannten FINSTERSTEG, wie ein Schild verkündete. Für
Radfahrer gesperrt.
Zwischen den Mauern war es
dunkel und kühl. Tim mußte aufpassen, um nicht in einen Hundehaufen zu treten.
Überhaupt — es roch stark nach Abort. Weil der
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