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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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in diesem Fall verräterisch sein. Mit dem Gepäck eines
Reisenden, der zum nahen Bahnhof eilt, konnte man es bestimmt nicht
verwechseln. Außerdem fuhr nach 23.45 Uhr — Tim hatte den Fahrplan studiert —
kein Zug mehr ab.
    Um Gaby in dieser berüchtigten
Gegend nicht zu gefährden, hatte Tim einen sicheren Standort entdeckt: vor
einem Polizeirevier, wo niemand sie belästigen würde. Es befand sich im
Erdgeschoß eines großen Gebäudes zwischen Bahnhof und Fellgerber-Viertel.
    Karl und Klößchen hatten ihre
Walkie-Talkies (tragbare Sprechfunkgeräte) mitgebracht. Je zwei. Also
ein Gerät für jeden. Tim würde seins unter der Jacke verstecken. Der
Sprechkontakt bis auf etwa 800 Meter Entfernung war gesichert.
    Es wurde halb sechs.
    Tim zog seine Regenjacke an.
    „Gib acht, daß das Geld nicht
naß wird“, meinte Klößchen.
    „Keine Sorge! Befeuchten werden
wir das erst — nachher mit Karls Banozifa.“
    Tim lief hinunter und schwang
sich aufs Rad.

19. Tim wird niedergeschlagen
     
    Sie saßen in einer Rostlaube,
die in zwei Monaten zum TÜV mußte, aber dort bestimmt durchfallen und damit aus
dem Verkehr gezogen würde. Das Auto war 15 Jahre alt. Und keiner seiner elf
Besitzer hatte es gepflegt. Repariert wurde immer nur das Wichtigste. Jetzt
gehörte die Kiste Roderich Bremmsel.
    Er saß am Lenkrad, neben ihm
sein Kumpan Otto Kühnleber. Der trug wieder seine Lederweste und roch stark
nach Schnaps. Aus Bremmsels schwarzen Strähnhaaren tropfte der Schweiß. Im
Wagen herrschte eine Affenhitze.
    „Da... da... der!“
    Kühnleber deutete nach vorn,
die Straße hinab, wo Tim durch das Gartentor kam. Er schob sein Rad und stieg
jetzt auf.
    „Das ist der, der Mistkerl.“
    „Na, prima!“ feixte Bremmsel.
„Da hat sich das Warten gelohnt.“
    „Fahr ihm nach.“ Kühnleber
kratzte sich wild mit beiden Händen in der weißblonden Haarbürste. „Irgendwo
erwischen wir ihn.“
    Bremmsel ließ den Motor an. Es
klappte beim fünften Versuch.
     
    *
     
    Tim radelte langsam. Er war zu
früh dran. Diesmal brauchte er 20 Minuten bis zur superfeinen Kranich-Allee.
    Als er dort einbog, sah er sich
zum drittenmal um — verdeckt, über die Schulter, nur ganz kurz.
    Tatsächlich! Der Wagen folgte
ihm.
    Es war ein kleiner Opel,
schätzungsweise zwölf bis 15 Jahre alt — grau, verbeult, mit Rostlöchern und
verbogener Stoßstange.
    Zwei Typen saßen drin, hinter
herabgeklappten Sonnenblenden, obwohl von Sonne keine Rede sein konnte und das
Tageslicht jetzt so duster
war, daß fast alle Wagen die Scheinwerfer einschalteten. Auch der Alt-Opel.
    Tim konnte weder die Typen
erkennen noch das Nummernschild. Die Entfernung war zu groß.
    Sie beobachten mich, dachte er.
    Waren das die Kidnapper?
    Tim erreichte Nr. 16, die
Mortius-Adresse, hielt vor dem Tor, lehnte dort sein Tourenrad an den Pfeiler
und klingelte.
    Dramps heisere Stimme drang aus
der Gegensprechanlage. Tim nannte seinen Namen, und das Tor öffnete sich.
    Sein Rad ließ er stehen. Das
sah nicht so toll aus, daß es einen Dieb interessiert hätte. Außerdem — wer
klaute schon in diesem Viertel, wo die Anwohner im Geld erstickten!
    Tim joggte die Auffahrt
entlang, hinauf zum Haus.
    Den Rotweißen — der heute
allerdings ein grünes Polohemd trug und karierte Hosen mit Schenkelweite — sah
er von weitem.
    Dramp stand auf der obersten
Stufe und hielt eine große, aktenkoffer-ähnliche Tasche in der Hand.
    Diesmal werde ich wohl nicht
hereingebeten, dachte Tim.
    „Hier ist das Geld“, sagte
Dramp, als Tim bei ihm anlangte. „Eine halbe Million. Größtenteils Hunderter,
aber auch 500er Banknoten. Soviel Moos hast du noch nie auf einem Haufen
gesehen, wie?“
    „Doch! Meine Freunde und ich —
wir hatten schon mehrfach mit Verbrechen zu tun, wo es um solche Beträge ging.“
    „Ach, wirklich?“
    Ton und Stimme verrieten, daß
Dramp kein Wort glaubte.
    „Aber es war nie so schrecklich
für mich wie jetzt“, setzte Tim hinzu, „wo es um meine Mutter geht.“
    „Verlier das Geld nicht.“
    Tim lächelte schief.
    Dramp wandte sich ab.
    „Bitte, grüßen Sie Herrn
Mortius!“ sagte Tim. „Ich danke ihm sehr.“
    „Ach so! Hätte ich beinahe
vergessen.“ Dramp drehte sich wieder um. „Herr Mortius möchte dich morgen abend
zum Essen einladen. Nur, daß du dir das schon mal vormerkst. Nach der
Geldübergabe heute nacht wirst du ihn ja anrufen.“
    „Ganz bestimmt. Findet das
Essen hier statt?“
    „Nein, wir gehen alle zusammen
aus. In ein tolles

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