Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
glamourös findet) und Eric bewundert sie natürlich zutiefst.
»Ach, wen haben wir denn da? Katherine Ellison!«, rief Ms Hayes, als sie mich entdeckte. (Was leider sehr schnell der Fall war.) »Du hast doch bestimmt deine Kamera mitgebracht, nicht wahr?«
Weil die Sony, die meine Eltern mir zu Weihnachten geschenkt haben, in meinem Rucksack lag, nickte ich.
»Wunderbar! Ich bin vorhin im Supermarkt nämlich Stan Gatch begegnet, der mir gesagt hat, dass er in der Gazette Fotos von der Generalprobe veröffentlichen würde, um Werbung für unsere kleine Veranstaltung zu machen, wenn wir sie ihm bis fünf in der Redaktion vorbeibringen. Glaubst du, das könnten wir schaffen?«
»Klar.« Ich fragte mich, ob Ms Hayes wusste, dass ich nicht als Fotografin hier war, sondern um als Kandidatin an der Generalprobe teilzunehmen.
Diese Sorge war unbegründet, denn im nächsten Moment rief sie: »Wenn du schon da bist, kannst du dich gleich nützlich machen und helfen, den Flügel an die richtige Stelle zu rücken. Du bist ja sowieso die Einzige, die nachher darauf spielen wird.«
Gehorsam ging ich nach vorn und half den Bühnenarbeitern – unter Aufsicht von Ms Hayes, die nicht mit anpacken konnte, weil sie Angst um ihre langen, künstlichen Fingernägel hatte –, den Flügel so an die Seite zu rücken, dass er nicht im Weg stand, bis ich mit meinem Auftritt dran war.
»Gut. Das wäre schon mal geschafft.« Ms Hayes klopfte sich die Hände ab, als hätte sie schwer geschuftet. »Wo stecken die anderen? Unpünktlichkeit steht einer zukünftigen Quahog-Prinzessin ganz schlecht zu Gesicht!«
»Ich bin schon da, Ms Hayes!«, rief Sidney, die in diesem Moment zwischen den Stuhlreihen hindurch zur Bühne gerannt kam. Ein paar Minuten später tauchte auch Morgan Castle auf. Wie an dem rosa Ganzkörper-Bodysuit und den hochgesteckten Haaren unschwer zu erkennen, kam sie gerade vom Balletttraining. Sie schleppte eine Reisetasche, in der sich vermutlich ihre normale Kleidung befand. Als Letzte kam Jenna Hicks, die unter ihren vielen Schichten schwarzer Goth-Klamotten so sehr schwitzte, dass sie im Gesicht rot angelaufen war. Sie hatte die Stöpsel ihres iPods in den Ohren und schien wie immer in ihre eigene kleine Welt abgetaucht zu sein.
»Sehr gut.« Ms Hayes klatschte in die Hände. »Dann lasst uns keine Zeit verlieren und gleich anfangen.«
Die nächste Stunde verbrachten wir damit, zu üben, an welcher Stelle der Bühne wir während der verschiedenen Durchgänge stehen würden. Nachdem der Gemeinderat vor langer Zeit beschlossen hat, die Kandidatinnen nicht wie sonst bei Miss-Wahlen üblich im Badeanzug auftreten zu lassen, weil zu viele unschuldige Kinder im Publikum sitzen, die nachhaltig traumatisiert werden könnten, besteht die Wahl zur Quahog-Prinzessin lediglich aus drei Runden. In der ersten werden wir vorgestellt, danach kommt die Talent-Runde und zuletzt der Auftritt im Abendkleid (mit männlicher Begleitung), bei dem wir Fragen der Jury beantworten müssen.
Der erste Teil erforderte keine große Übung. Wir standen einfach in der Mitte der Bühne und lächelten ins imaginäre Publikum, während Ms Hayes uns vorstellte. Anschließend verschwanden wir im Zelt, um uns für die Talent-Runde umzuziehen. Da ich zum Klavierspielen kein eigenes Kostüm brauche (Ms Hayes hat zwar versucht, mich davon zu überzeugen, einen mit roten, weißen und blauen Pailletten bestickten Body aus dem Fundus der Theater- AG anzuziehen, aber ich habe mich geweigert), war ich als Erste dran.
Womit ich absolut einverstanden war, weil das bedeutete, dass ich auch schneller fertig sein würde.
Ms Hayes fand zwar, dass das nicht die richtige Einstellung sei, weil wir schließlich Spaß an unserem Auftritt haben sollten, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht die Einzige war, die das so empfand. Jenna Hicks schien nicht gerade enttäuscht darüber zu sein, dass sie als Letzte drankommen sollte. Und das lag garantiert nicht daran, dass sie sich und ihren Auftritt für das Beste hielt, das bekanntlich immer am Schluss kommt, sondern weil sie sich am liebsten gar nicht erst zur Wahl gestellt hätte. Ehrlich gesagt, war ich überrascht, dass sie überhaupt zur Generalprobe erschienen war. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie kneifen würde. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie, ihr wäre nichts anderes übrig geblieben, ihre Mutter hätte sie hergefahren. Ihr eigener Wagen war in der Werkstatt, weil sie vor ein paar
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