Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
haben uns nur geküsst. Etwas, was ich mit dir übrigens nie machen würde.«
»Dafür, dass du so vehement bestreitest, Interesse daran zu haben, mich zu küssen, redest du aber viel darüber«, sagte Tommy und lachte leise. » Verdächtig viel.«
Wütend riss ich den Lenker herum und wollte gerade in die entgegengesetzte Richtung losfahren, ohne noch etwas zu sagen, als ich mich doch noch einmal zu ihm umdrehte. »Verrate mir einfach, aus welchem Grund du plötzlich wieder hier auftauchst. Willst du dich rächen?«
Im nächsten Moment hätte ich mich am liebsten dafür geohrfeigt. Was sollte er darauf schon antworten? Ja, Katie. Ich bin hier, um mich für etwas zu rächen, von dem du nicht weißt, ob ich weiß, dass du es getan hast, dabei weiß ich es sehr wohl und werde dich dafür büßen lassen, muhahaha.
Natürlich würde er niemals zugeben, dass sein Motiv Rache war. Denn dadurch gäbe er mir ja Gelegenheit, geeignete Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Deswegen war ich nicht überrascht, als er so tat, als wüsste er nicht, wovon ich redete. »Rache?« Er zog die Augenbrauen hoch. »An wem? Und wofür?«
Zum Glück schaffte ich es diesmal, den Mund zu halten und nur frostig zu sagen: »Du weißt genau, wofür.«
Danach drehte ich mich um und radelte stillschweigend davon. Ich muss sagen, ich bin sehr stolz darauf, dass ich das geschafft habe, wenn man bedenkt, dass ich am liebsten vom Rad gesprungen wäre und mich ihm an den Hals geworfen hätte.
Ich weiß, ich weiß, ich bin ernsthaft gestört und sollte dringend etwas gegen meine nymphomanischen Anwandlungen tun. Darf man auch ins Kloster eintreten, wenn man nicht so sehr an Gott glaubt?
ZEHNTES KAPITEL
Das alljährliche Quahog-Festival in Eastport ist eine sehr wichtige Veranstaltung, die Tausende von Touristen anzieht und den örtlichen Gastronomen und Einzelhändlern Millionen von Dollar einbringt. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung im Gaststättengewerbe weiß ich, dass die Leute so ungefähr alles essen, wenn man es in Teig taucht und danach frittiert. Sogar schleimige maritime Weichtiere, die nach Gummi schmecken.
Genauso wie sie anscheinend alles kaufen – Baseballcaps, Becher, T-Shirts und sogar Tanga-Slips –, solange nur ein malerischer rot-weiß-gestreifter Leuchtturm, eine Möwe oder eine Muschel draufgedruckt ist. Noch besser ist es, wenn irgendwo auch noch »Eastport Quahog Festival« steht.
Wo sonst auf der Welt feiert eine ganze Stadt ein Fest zu Ehren einer Muschel? (Okay, es gibt noch eins in Rhode Island, aber das hören die Leute in Eastport nicht so gern.)
Und weil das Ganze so eine ernste Angelegenheit ist, wird der Eastport Park gegenüber von unserem Rathaus schon einen Tag vorher für die Allgemeinheit geschlossen, damit die Stände aufgebaut werden können, an denen kulinarische Muschel-Spezialitäten, Bier, Quahog-Souvenirs und anderer Unsinn verkauft werden.
Abgesehen davon, dass Radfahren fit hält, hat es den zusätzlichen Vorteil, dass man mit dem Rad praktisch jedes Hindernis umfahren kann, das jemand aufgebaut hat, um den Verkehr aufzuhalten. Dadurch gelangte ich problemlos zum anderen Ende des Parks, wo extra für die Wahl der Quahog-Prinzessin ein riesiges weißes Zelt (in dem wir uns zwischen den einzelnen Runden umziehen können) und eine Bühne aufgebaut worden waren.
Da einem als Radfahrerin auch die zeitraubende Parkplatzsuche erspart wird, kam ich natürlich viel zu früh zur Generalprobe. Ich machte mein Fahrrad an einer Parkbank fest. (Das würde ich an einem normalen Tag niemals tun, aber da der Park für die Öffentlichkeit gesperrt war, wusste ich, dass mich deswegen niemand anschreien würde.) Dann setzte ich mich auf einen der Klappstühle vor der Bühne und hoffte, dass mich Ms Hayes, die den Wettbewerb organisiert und moderiert, nicht bemerken würde.
Es ist übrigens kein Zufall, dass Ms Hayes denselben Nachnamen trägt wie der Trainer der Quahogs. Sie ist nämlich seine Frau und moderiert nicht nur die Wahl, sondern leitet außerdem auch noch die Theater- AG an unserer Schule. Vor vielen Jahren wurde Ms Hayes selbst zur Quahog-Prinzessin gekürt, gewann danach auch noch die Wahl zur Miss Connecticut und nahm anschließend an der Wahl zur Miss America teil. Die wurde sie zwar nicht, kam aber dank des geschickten Einsatzes von doppelseitigem Klebeband immerhin in die Endrunde. Ms Hayes ist definitiv die glamouröseste Frau in ganz Eastport (wenn man auftoupierte Betonfrisuren und rosa Capri-Hosen
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