Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
es, dass er mich beim Knutschen mit Eric Fluteley erwischt hatte?
Oder dass ich jedes Mal, wenn ich Tommy gegenüberstand, von dem überwältigenden Bedürfnis gepackt wurde, mich auf ihn zu stürzen, mit beiden Händen in seinen Haaren zu wühlen und sein Gesicht abzulecken?
Niemanden!
Alles würde gut werden.
Ich hatte ja Seth, den süßen, ahnungslosen Seth, der sich jetzt neben Sidneys Freund Dave, der vor ein paar Minuten gekommen war, auf einen Klappstuhl setzte und Grimassen zog, um mich zum Lachen zu bringen.
Bloß dass dieser Moment des Glücks leider nur von kurzer Dauer war. Denn kaum eine Minute später kam Eric Fluteley angeschlendert. (Ms Hayes war gerade dazu übergegangen, Morgan zu fragen, was sie an Quahogs am meisten schätze, worauf Morgan stammelte, dass sie eine wichtige Proteinquelle für die Möwen seien.)
Ich war entsetzt. Denn ich spürte, wie mein Herz plötzlich vor Liebe zu ihm anschwoll! Mit seinen dunklen Locken, dem bis zu den Ellbogen hochgekrempelten hellblauen Hemd und der fleckenlosen weißen Jeans sah er unwiderstehlich gut aus. Er setzte sich auf einen der Stühle und zwinkerte mir zu.
In diesem Moment erinnerte ich mich wieder daran, wie wahnsinnig intensiv und überzeugend er den John Bender im »Frühstücksclub« gespielt hatte und dass er mir immer sagte, mein Qi sei so stark, dass es ihn umhauen würde und dass wir uns in einem früheren Leben wahrscheinlich schon einmal gekannt haben und deswegen Seelenverwandte sind.
Wie soll ein Mädchen einem Jungen widerstehen, der so etwas zu ihr sagt?
»Katherine Ellison?«
Okay. Vielleicht weiß ich doch nicht, was die wahre Liebe ist. Gut möglich, dass ich einfach mal eine Auszeit von Jungs brauche, statt jetzt schon danach zu googeln, wie das zahlenmäßige Verhältnis von Studenten zu Studentinnen an den verschiedenen Universitäten ist, um zu entscheiden, an welcher ich mich nächstes Jahr bewerben soll. (Am Rensselaer Polytechnic Institute kommen zum Beispiel nur 23 Studentinnen auf 75 Studenten, was sich ziemlich vielversprechend anhört. Allerdings weiß ich nicht, ob man dort auch Fotografie studieren kann oder nur Polytechnik – was auch immer das sein soll. Wobei ich sogar bereit wäre, Mikrobiologie zu studieren, wenn es sein muss.)
»Katherine!«
Erst als Sidney mir ihren Ellbogen in die Rippen rammte, merkte ich, dass Ms Hayes mit mir redete.
»Ja?«, sagte ich, worauf Sidney kicherte.
»Du bist dran«, sagte Ms Hayes verkniffen. »Bitte erklär unserem Publikum – und unserer Jury, wofür du Quahogs am meisten liebst.«
»Oh, das ist leicht«, erwiderte ich mit dem Lächeln, das Sidney als mein schönstes bezeichnet hat, nachdem wir in ihrem Zimmer stundenlang vor dem Spiegel Quahog-Prinzessinnen-Lächeln eingeübt hatten. »Ich liebe die Quahogs für ihr zartes, saftiges Fleisch – das ganz besonders lecker ist, wenn es im weltberühmten Chowder schwimmt, der im Gull’n’Gulp serviert wird. Wenn Sie in den nächsten Tagen einer der Kellnerinnen im Restaurant meinen Namen nennen – Katie Ellison –, bekommen Sie eine Portion kostenlos!«
Seth und Dave klatschten begeistert, und sogar Ms Hayes sah zufrieden aus.
»Ausgezeichnete Antwort, Katie«, lobte sie mich. »Wenn du dieses Niveau hältst, wird die Jury dich lieben. Habt ihr anderen gehört, wie geschickt Katie den Namen ihres Sponsors in ihre Antwort eingeflochten hat?«
»Ich habe keinen Sponsor«, brummte Jenna. »Meine Mutter zahlt für alles.«
»Das hättest du in deiner Antwort durchaus erwähnen können, Jenna«, sagte Ms Hayes. » Am meisten schätze ich die köstlichen Quahog-Küchlein, die meine liebe Mutter uns zu Hause an kalten Wintertagen immer zubereitet. «
»Meine liebe Mutter bereitet uns aber keine Quahog-Küchlein zu«, entgegnete Jenna. »Dazu hat sie gar keine Zeit, weil sie jeden Tag ein paar Stunden im Fitnessstudio verbringt und danach zur Kosmetikerin geht.«
Ms Hayes hob ihren Blick wieder Hilfe suchend zum Himmel. Dann sagte sie mit einer Stimme, der deutlich anzuhören war, wie sehr sie sich zusammenriss: »So, ich glaube, das reicht als Training für die Fragen. Lasst uns jetzt zur Runde im Abendkleid übergehen. Ich sehe, dass eure Begleiter bereits hier sind.«
Die Jungs standen auf und stiegen auf die Bühne, wo jede von uns ihren jeweiligen Freund zur Begrüßung liebevoll umarmte und küsste. Sidney und ich taten das jedenfalls. Morgan Castle, die Eric offensichtlich noch nie geküsst hatte, gab ihm
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