Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
und Wasser gegangen war, die Ms Hayes mitgebracht hatte. »Wer schön sein will, muss leiden! Was glaubt ihr, wie ich leide, wenn ich mir die Haare an den Beinen mit Kaltwachs rausreißen lasse? Meint ihr, das macht Spaß? Nein! Aber ich lasse es trotzdem machen. Und warum? Um für meinen Freund gut auszusehen. Weil ich ihn liebe.«
Ich konnte dazu nichts sagen, weil ich mir aus Angst davor, dass durch das Waxing die Haare einwachsen und sich entzünden könnten, die Beine immer rasiere.
Dave hatte dafür um so mehr dazu zu sagen. Er schleuderte die Wasserflasche, die er gerade ausgetrunken hatte, in den Mülleimer und meinte: »Weißt du was, Sidney? Wenn du mir was mitzuteilen hast, sag es mir doch bitte ins Gesicht, statt so zu schreien, dass die ganze Stadt es mitbekommt!«
Darauf keifte Sidney: »Gut, kann ich gerne machen!«, und stapfte zu ihm rüber.
»Wow!« Seth sah mich verblüfft an. »Sidney ist wohl ziemlich nervös, was?«
»Kann sein.« Ich war immer noch ein bisschen irritiert darüber, dass mein Freund mich an einen Welpen erinnert hatte. Einen Welpen, der gerade auf den Teppich gepinkelt hat. Solche Gedanken sollte man nicht haben, wenn man seinen Freund ansieht. Was war nur los mit mir? Ja, okay, mir war selbst klar, dass Seth und ich nicht das perfekte Paar sein konnten, wenn ich hinter seinem Rücken mit anderen Jungs herumknutschte. Aber ich hatte ihn noch nie zuvor als Welpen empfunden – süß und niedlich, aber letztendlich … na ja, ein bisschen dumm.
»Hey, Katie?«, riss Seth mich aus meinen Grübeleien. »Ist alles okay? Ich meine, zwischen mir und dir?«
Oh mein Gott! Konnte er etwa Gedanken lesen? Wie war das möglich? Welpen können das normalerweise nicht.
»Zwischen mir und dir?« Ich wiederholte seine Frage, um Zeit zu schinden. Währenddessen stritten Sidney und Dave ein paar Meter von uns entfernt weiter, Morgan schluchzte wegen ihres vergessenen Kolophoniums leise, und Jenna saß auf ihrem Stuhl und stierte mit einem so leeren Blick vor sich hin, dass sie mich an Katie Holmes erinnerte. »Was meinst du damit?« Natürlich wusste ich, was er meinte. Ich hatte nur nicht erwartet, dass er es bemerkt haben könnte.
»Na ja, wir haben uns in den letzten Tagen kaum gesehen«, sagte Seth. »Ich weiß, du warst krank, aber …«
»Krank?« Ich sah ihn verwundert an.
»Na, deine Ehec-Infektion«, sagte Seth.
Heilige Quahog! Wie konnte ich das nur vergessen? Höchste Zeit, meine Lügen besser zu organisieren. Vielleicht gibt es da ja eine geeignete App fürs Handy.
»Ach so, ja.« Ich lachte nervös. »Das stimmt. Und dann war ja auch noch die Generalprobe, und im Gulp muss ich so viele Schichten wie möglich übernehmen, um noch ein bisschen Geld zu verdienen, bevor die Schule wieder anfängt …«
»Das verstehe ich doch«, sagte Seth. »Es ist nur … Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber für mich fühlt es sich fast so an, als … Keine Ahnung.« Er holte tief Luft. »Als würdest du nicht mehr auf mich stehen oder so.«
»Oh Gott, Seth!« Mir zerriss es fast das Herz. Wie konnte ich nur so gemein zu ihm sein?
Er ist doch so toll und nett und ein echter Kumpel. Das finden alle.
Na ja, außer Tommy. Für den Seth eine Deckenparty veranstalten wollte.
Schnell verdrängte ich diesen hässlichen Gedanken aus meinem Kopf.
»Ich verstehe gar nicht, wie du darauf kommst«, log ich. »Natürlich stehe ich noch auf dich.«
Echt, ich brauche wirklich eine App. Mein Lügengebäude wächst von Minute zu Minute höher und wird immer wackeliger.
Seth sah erleichtert aus. »Okay, dann ist ja alles cool.«
Wieder beugte er sich vor, um mich zu küssen.
»Oh, da fällt mir gerade ein …« Ich drehte mich hastig weg. »Ich muss … schnell noch mal raus. Ich habe etwas in meinem Fahrradkorb vergessen. Warte hier. Ich bin gleich wieder zurück, okay?«
Seth wirkte noch welpenhafter als vorher.
»Äh … okay«, sagte er verstört.
Ich lächelte aufmunternd und lief dann zum Ausgang. Als ich gerade rausgehen wollte, hob jemand die Plane an, und Eric Fluteley trat ins Zelt. Mir stockte der Atem: In seinem schwarzen Smoking mit den goldenen Manschettenknöpfen sah er noch mehr nach Hollywoodstar aus als je zuvor. Und dann hielt ich noch ein bisschen weiter die Luft an, weil ich nämlich Angst hatte, er würde gleich mit mir rausgehen wollen, um vor der Wahl noch ein bisschen rumzuknutschen. Was so ungefähr das Allerletzte war, was ich jetzt gebrauchen konnte.
Aber meine
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