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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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etwas, Edgar hörte seinen tiefen ruhigen Bass, und Katrin lachte.
    Entschlossen drückte Edgar auf die Klingel. Er hörte, wie oben eine Tür aufgerissen wurde, hörte junge Beine die Treppe hinunterstürzen. Die Tür schwang auf, und Edgar schaute in das Gesicht seines Sohnes.
    »Papa!«
    Johann riss Edgar die Schultüte aus der Hand und wühlte darin herum. Triumphierend hob er den Saurier hoch. »Ein Tyrannosaurus!«
    Seinen Schatz in der einen Hand, die restliche Tüte unter den anderen Arm geklemmt, stürmte der Junge wieder die Treppe hoch und merkte erst auf halber Strecke, dass sein Vater ihm nicht folgte. Er drehte sich um.
    »Was ist?«
    Edgar schluckte.
    »Jo, ich kann leider nicht bleiben. Ich muss … ganz schlimme Verbrecher jagen. Ich komme morgen. Oder übermorgen. Versprochen.«
    Edgar bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Katrin stand in der Küchentür.
    »Oooch.«
    Johanns Unterlippe zitterte. Bitte nicht, dachte Blume.
    »Ich wollte dir doch noch zeigen, wo ich sitze. Ich hab’s extra für dich aufgemalt, weil du ja nicht dabei warst.«
    Edgars Handy in der Hosentasche vibrierte. Er schaute auf das Display. Erkenschwick. Sie saßen schon in seinem Büro und warteten auf ihn. Er drückte den Anruf weg.
    »Morgen, o.k.? Versprochen.«
    Johann schluckte die Tränen herunter und sah ihn böse an. Für einen Moment schien der Junge zu überlegen, ob er die Geschenke des Vaters von sich werfen sollte. Aber dann presste er den Gummisaurier nur fest an sich und schrie:
    »Dann bleib doch weg, ich hab sowieso ganz viele neue Freunde!«
    Er rannte die Treppe hoch und schmiss die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu. Katrin ging an Edgar vorbei nach oben. Sie sah ihn an und sagte nichts.
    Edgar trat einen Schritt zurück und zog die Tür zu. Schnell ging er die Einfahrt zur Straße hinunter. Er stieg in sein Auto und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Er starrte auf das Armaturenbrett. Das ist es nicht wert, dachte er. Dann startete er den Wagen.

I hr Handy klingelte sie aus wirren Träumen. Emma schaute auf das Display. Sie hatte fast elf Stunden geschlafen.
    »Hab ich dich geweckt? Ich wusste nicht, wie früh du aus dem Haus gehst, und wollte dich nicht verpassen.«
    Helene. War sie heute Nacht wieder mehrmals aufgestanden und hatte Ida in den Schlaf gewiegt, die mit ihren acht Jahren noch immer nicht durchschlief? Helenes Stimme klang so frisch wie klares Wasser.
    »Soll ich später noch mal anrufen?«
    »Schon gut.«
    Emma kuschelte sich in das warme Bett. Das Telefon schob sie zwischen sich und das Kissen, so konnte sie die Hände zwischen den schlafwarmen Schenkeln wärmen.
    »Wie geht’s euch? Schön, dass du anrufst.«
    »Ach, wir kommen schon klar.«
    Im Hintergrund hörte Emma ein Rumpeln.
    »Ida vermisst dich natürlich schrecklich. Nein, lass das bitte stehen! Ich natürlich auch. Ich geb sie dir mal.«
    Ein Rascheln war zu hören, Helene sprach leise mit ihrer jüngsten Tochter. Emma schloss die Augen und wünschte sich dort in die Küche.
    »Hallo Emma!«
    »Ida, meine Süße! Hast du heute die erste frei?«
    Ida kicherte. Emma sah sie vor sich, wie ihr breiter Mund sich verzog, die schmalen Augen sich weiteten. Sie tastete nach dem Telefonhörer und streichelte ihn.
    »Nee, wir sind nur spät dran. Mir ist da ein kleines Malheur passiert.«
    Also hatte sie sich in die Hose gemacht. Das war ihr seit Jahren nicht mehr passiert. Emma bekam gleich ein schlechtes Gewissen. War ihr Gehen doch zu hart für das Mädchen gewesen?
    »Danke für die Feder. Sie ist wirklich sehr schön.«
    »Hast du schon was gefunden?«
    »Was ganz Tolles. Ist schon unterwegs an dich.«
    Ida klatschte in die Hände. Dabei fiel ihr das Telefon runter. Schnell hob sie es wieder auf.
    »Emma, hast du jetzt einen Fernseher?«
    Emma lachte. Ida konnte es nicht verstehen, dass Helene keinen Fernseher in der Wohnung haben wollte. Dass alle ihre Freundinnen einen hatten, zog bei ihrer Mutter nicht.
    »Nein, aber weißt du was? Hier nebenan wohnt ein kleines Mädchen, das ist genauso alt wie du, und wenn du mich besuchen kommst, dann könnt ihr zusammen spielen.«
    Ida japste vor Begeisterung.
    »Mama! Wann fahren wir zu Emma?«
    Gib sie mir mal, hörte Emma Helene sagen. Dann war sie wieder am Apparat.
    »Vielleicht solltest du so was erstmal mit mir besprechen, bevor du Ida köderst.«
    »Tut mir leid.«
    »Ach schon gut. Nur, du weißt ja, wie sie ist. Jetzt liegt sie mir damit tagelang in den

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