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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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erst wieder am Montag erreichbar.«
    »Können Sie mir etwas sagen über das Treffen mit Rosenberg?«
    Die Frau schnaubte. Aus Entrüstung, dass ich ihr so etwas zumute?, fragte sich Emma. Oder war sie einfach erkältet?
    »Natürlich nicht. Und der Professor ist nicht zu sprechen. Da müssen Sie und Ihresgleichen sich schon gedulden. Guten Tag.«
    Deinesgleichen kann mich mal, dachte Emma. Sie legte auf und ging in den Konferenzraum.
    In dem Raum war es schon fast voll. Sie setzte sich in die zweite Reihe zwischen zwei Kollegen, die sich mit Kaffeebechern in der Hand über Autoversicherungen unterhielten. Schneider blaffte einen Kollegen an, der das Radio angestellt hatte. Alle schauten auf, augenblicklich war es still im Raum. Schneider setzte sich. Sein Blick in die Runde war finster.
    »Zunächst einmal möchte ich klären, warum wir bei dem Straßenbahnunfall die Zeitungen zitieren müssen. Markus?«
    Haarms räusperte sich.
    »Die Nachricht kam gestern kurz nach 19 Uhr. Es gab keine Direktmeldung auf das Bereitschaftshandy. Heute Morgen hab ich es natürlich in den Agenturen gelesen, aber da war es ja auch schon groß in den Zeitungen.«
    »Wieso hat dann niemand einen Ton von der Polizei geholt? Herrgott, wie klingt das denn, wenn wir unsere Konkurrenten als Quelle nennen müssen!«
    Emma zog den Kopf ein. Sie wusste, dass er auch sie meinte und war froh, dass er es nicht vor allen Kollegen sagte.
    Etwas lahm meinte Haarms:
    »So früh ist doch noch niemand da. Und ich muss schließlich das Programm fahren!«
    Niemand sagte etwas. Schließlich wagte ein älterer Kollege in die Stille hinein zu fragen:
    »Was ist denn überhaupt passiert?«
    Haarms schaute in seine Unterlagen.
    »Ein Straßenbahnunfall gestern Abend gegen halb sieben. Eine Jugendliche hat das Klingeln der Bahn überhört und ist auf ihrem Fahrrad erfasst worden. Sie hatte Kopfhörer auf und hörte mit dem iPod Musik.«
    Schneider stöhnte und rieb sich die Nase.
    »Wir müssen heute an der Geschichte dranbleiben und eigene Ergebnisse präsentieren. Möglichst mit dem Ü-Wagen. Haarms, du behältst das im Auge. Irgendeine Idee?«
    Jemand schlug vor, die Autofahrer nach der Lautstärke ihres Radios zu befragen. Alle redeten durcheinander, wie gefährlich es sei, so abgeschirmt von Geräuschen durch die Stadt zu fahren.
    Bente beugte sich vor und fragte mitten in die Stimme:
    »Und das Mädchen?«
    Wieder wurde es still. Haarms zuckte mit den Schultern.
    »Sieht nicht so gut aus. Vielleicht überlebt sie.«
    Emma beobachtete Bente. Der Fall schien sie zu berühren. Emma fiel ein, dass auch Bente Kinder hatte. Sie musste an Ida denken. Ida liebte es, Musik per Kopfhörer zu hören. Aber dabei fuhr sie nicht Fahrrad. Was Ida machte, das tat sie ganz und gar. Musik hören. Lachen. Traurig sein. Wie sie geweint hatte, als Emma ihren Koffer nahm und die gemeinsame Wohnung verließ.
    Die Vormittagsredakteurin trug jetzt das Programm vor. Ein Senatsmitglied stand vor Gericht wegen häuslicher Gewalt, eine Zeitschrift hatte Tiefkühlkost getestet. Dazu Tipps für die letzten schönen Herbstabende. Schneider erinnerte die Redakteurin daran, Beiträge für den Straßenbahnunfall einzuplanen, sobald Haarms einen Weiterdreh gefunden hatte.
    Sie kritzelte etwas an den Rand ihres Sendeplans. Schneider schaute wieder in die Runde.
    »Gibt’s was Neues in dem Mordfall?«
    Sein Blick blieb an Bente hängen. Emma spürte einen feinen Stich der Eifersucht. Bentes dunkle Stimme ließ wie immer alle aufhorchen.
    »Nichts Neues von der Polizei jedenfalls. Aber da ist was im Busch. Gib mir noch ein bisschen Zeit, ich löcher die noch mal.«
    Schneider nickte und machte sich eine Notiz.
    »Was machst du heute, Emma?«
    Emma setzte sich gerade hin. Sie blätterte nervös in ihren Zetteln.
    »Der Freund, von dem die in den Zeitungen berichten, der ist erst Montag zu sprechen. Ich hab aber mit der Frau gesprochen, die Rosenberg hier von der Uni aus begleitet hat. Eine alte Dame aus dem Stiftungsrat. Nichts für die Nachrichten, eher was Buntes, wie er so war, was sie gemacht haben. Außerdem …«
    Sie ließ die Blätter sinken und sah Schneider an.
    »Ja?«
    »Er hatte Familie hier. Jedenfalls bis 33. Wahrscheinlich sind keine mehr da, aber vielleicht finde ich ja doch noch Verwandtschaft.«
    »Gut.«
    Schneider schaute einen Moment mit gerunzelter Stirn auf den Sendeablauf vor ihm. Dann hob er den Kopf.
    »Wir halten uns eine Stunde am Nachmittag offen. Falls wir etwas

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