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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Ohren.«
    Helene seufzte. Dann klopfte sie mit ihrem Zeigefinger auf den Tisch und lachte. Das machte sie immer, wenn sie verlegen war und das Thema wechseln wollte. Emma saugte die vertrauten Geräusche auf.
    »Wie geht es dir denn da in der großen Stadt?«
    »Gut.«
    Emma setzte sich auf.
    »Ich hab Arbeit.«
    »Das ist doch super!« Helene klang begeistert. Was ist super – fragte Ida im Hintergrund. Was ist, Mama? Gleich, sagte Helene. Emma räusperte sich.
    »Ich kann dann auch bald etwas Geld schicken.«
    »Das hab ich doch jetzt gar nicht gemeint.«
    Sie hatte ihre Mutter mit allem sitzen gelassen. Die teure gemeinsame Wohnung und die Betreuung von Ida. Jetzt musste Helene jemanden bezahlen, der Ida holte, wenn sie Spätschicht hatte.
    »Ich mach’s aber trotzdem bald.«
    »Wie du meinst.«
    Jetzt herrschte Stille. Mutter und Tochter hörten sich beim Atmen zu.
    »Du, ich muss dann auch. Wir sind sowieso schon zu spät.«
    »Ja. Schön, dass du angerufen hast.«
    »Halt die Ohren steif, meine Große.«
    Ein Klicken, die Leitung war tot. Emma hängte noch einen Moment den vertrauten Stimmen nach, dann warf sie entschlossen die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett. Sie duschte und zog sich an. Nach der Arbeit musste sie ein paar Sachen einkaufen, der Kühlschrank war leer.
    Mit dem Fahrrad war sie in zwanzig Minuten am Funkhaus. Sie warf einen Blick in das Sendestudio, Sönke war am Mikrofon, er hob die Hand zum Gruß. Noch lief das Frühprogramm. Haarms saß mit dem Rücken zu ihr am Regiepult.
    Im Büro war noch wenig los. Emma setzte sich wieder an den Platz des Wochenendredakteurs und fuhr den Computer hoch. Sie spielte die Töne von Martha Steiner ins System und schrieb einen Text dazu. Dann hörte sie sich den Nachruf und den Bericht von Bente über die rechten Gruppen an. Sie notierte sich die Namen, keiner sagte ihr etwas. Sie vermutete, dass es sich um lokale Gruppen handelte. Emma lauschte Bentes dunkler Stimme. Ihr Bericht war nüchtern und wurde an keiner Stelle spekulativ. Sie hatte sich Schneiders Worte zu Herzen genommen, dachte Emma. Ein heißes Eisen, der Fall, bleibt bei den Fakten.
    Als sie fertig war, schaute sie auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zur Konferenz. Sie googelte die Telefonnummer der Jüdischen Gemeinde und hoffte, dass das Büro schon besetzt war.
    »Ja bitte?«
    Emma räusperte sich, sagte ihren Namen und den des Senders.
    »Ich bin auf der Suche nach einem jüdischen Paar, Berliner, die vor den Nazis geflüchtet sind. Haben Sie darüber noch Informationen?«
    »Wie ist denn der Name?«
    »Rosenberg. Die Vornamen weiß ich leider nicht.«
    »Rosenberg?«
    Die Frau in der Leitung tippte etwas in eine Computertastatur. Emma wartete gespannt.
    »Hier, Augenblick. Ach nein, da muss ich Sie leider enttäuschen.«
    »Sie haben gar nichts?«
    »Im Gegenteil. Wir haben für 1933 unter dem Namen Rosenberg 312 Eintragungen. Wissen Sie denn sonst gar nichts über die Leute?«
    Emma dachte nach. Gab es irgendwelche Anhaltspunkte?
    »Ich weiß nur was über den Enkel. Aber der hat nicht hier in Deutschland gelebt.«
    »Dann kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Versuchen Sie es doch im Jüdischen Museum. Die haben von manchen Familien die Stammbäume. Vielleicht haben Sie Glück.«
    »Ja, danke.«
    Nachdenklich legte Emma auf. Eine Zeitung landete mit einem Knall auf ihrem Schreibtisch. Schneider stand vor ihr. Sein Blick verhieß nichts Gutes.
    »Im Berliner Boten bringen die was von einer Verabredung. Schade, dass wir das nicht hatten.«
    Er ging weiter auf den Konferenzraum zu. Mit einem Ruck riss er die Tür auf und stapfte hinein.
    Emma zog die Zeitung zu sich. Die Geschichte um Rosenberg stand als Aufmacher im Lokalen. Das Opfer habe noch einen Freund treffen wollen, am Tag vor seinem Tod. Reißerisch schrieb der Journalist, »Wusste Rosenberg um die Gefahr? Wollte er Hilfe suchen bei einem Freund?«
    Emma notierte sich den Namen des angeblichen Freundes und trug ihn bei Google ein. Er war Professor für Steuerrecht und hatte sein Büro ebenfalls an der neuen Elite-Universität in Mitte.
    Emma schaute wieder zur Uhr. Noch zehn Minuten. Sie wählte die Nummer des Büros in Mitte.
    Eine Frau meldete sich.
    »Ja?«
    Sagt hier eigentlich niemand seinen Namen, wenn er ans Telefon geht, dachte Emma. Laut sagte sie:
    »Ich arbeite für BerlinDirekt und möchte gerne Herrn Hans Waldreich sprechen.«
    »Tut mir leid. Professor Waldreich ist übers Wochenende weggefahren und

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