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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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tippte den Namen in ihren Terminal.
    »Augenblick.«
    Sie schlurfte davon. Emma stützte sich mit den Armen auf der Theke ab. Ihre Augen verfolgten den Sekundenanzeiger der Uhr.
    »Hier.«
    Die Mitarbeiterin war zurück und legte Emma eine meterlange Papprolle hin. Emma drehte die Rolle in den Händen und las eine Zahlenfolge.
    »Was ist das?«
    »Eine Bauakte. Sie dürfen Sie nicht ausleihen, können sie aber hier im Lesesaal anschauen. Hier, dafür müssen Sie sich hier in die Liste eintragen. Schreiben Sie einfach BA und die Zahl.«
    Emma trug sich in dem Heft ein, das die Frau gleich wieder an sich zog und hinter die Theke legte. Emma ging mit der Rolle zu einem der Lesetische. Ihr Handy klingelte. Die Archivarin schaute von ihrem Brot hoch.
    »Das ist hier aber nicht erlaubt.«
    Emma trat einen Schritt zurück und drückte auf die Telefontaste.
    »Hallo?«
    Die Frau wurde lauter.
    »Sie müssen rausgehen, wenn Sie telefonieren wollen!«
    Es war Schneider.
    »Wie sieht’s aus?«
    Emma winkte mit der Hand beruhigend in Richtung der Archivarin und verließ schnell den Raum. Im Flur blieb sie stehen.
    »Ich hab den Großvater gefunden. Also nicht wirklich, nur seinen Namen. Er ist 33 mit seiner Frau geflohen. Er hat als Bauunternehmer in Berlin gearbeitet. Ich bin gerade im Bauhaus-Archiv.«
    »Bist du sicher, dass das sein Großvater war?«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Emma konnte ihren Atem hören.
    Leise sagte sie:
    »Nein.«
    Schneider seufzte.
    »Dann lassen wir es fallen.«
    Emmas Magen zog sich zusammen. Schneiders Stimme drang dumpf an ihr Ohr.
    »Die Polizei rückt auch nichts raus. Komm wieder rein. Das Thema ist heute tot.«
    Emma hörte noch, wie jemand nach Schneider rief, dann war die Leitung unterbrochen.
    Sie klappte ihr Handy zu und schaute einen Moment lang ins Leere. Dann ging sie entschlossen zurück in den Lesesaal. Die Archivarin schaute kurz auf. Sie hatte ihr Brot mittlerweile fast aufgegessen.
    Emma zog die große Papprolle an sich und öffnete den Plastikdeckel. In der Rolle waren großformatige Pläne auf Transparentpapier, die sie vor sich auf dem Tisch ausbreitete. Als Erstes sah sie einen Lageplan. Unten konnte sie eine Adresse entziffern. Zehlendorf, stand dort, Bergstraße. Ein U-Bahnhof war eingezeichnet, Baugrundstücke waren markiert. Im Westen grenzte ein Waldstück an die Grundstücke, im Osten eine Kirche. Emma hob das durchscheinende Papier vorsichtig hoch und legte es beiseite. Auf dem zweiten Blatt waren die geplanten Häuser gezeichnet. Es waren zweistöckige Würfel. Ein paar Stufen führten auf eine Veranda, große Fenster umliefen die Ecken. Auch dieses Blatt war beschriftet. »Wohnhaus mit Drehbühne«, las Emma, »Landhaussiedlung Berlin-Zehlendorf. Entwurf: Carl Josef Rosenberg, Heinrich Bohmann«. Weiter unten noch eine Notiz, mit anderem Stift wie nachträglich dazugeschrieben. Zwei Jahreszahlen konnte Emma entziffern, 1933: 10 Jahre Pacht, 1943 i. E. ü.
    Emma notierte sich alles und rollte die Pläne vorsichtig wieder ein. Als sie mit der Papprolle wieder am Schalter stand, wischte sich die Frau gerade die Krümel aus den Mundwinkeln. Emma legte die Rolle auf die Theke.
    »Sagt Ihnen der Name Heinrich Bohmann etwas?«
    Die Frau schaute sie an.
    »Machen Sie Witze? Das ist einer der Stararchitekten von Berlin.«
    »Haben Sie vielleicht eine Zusammenfassung von seinem Werk?«
    Die Frau stemmte die Hände in die Seiten. Schnell redete Emma weiter.
    »Ich weiß, Ihre Pause, ich will auch gar kein Gesamtwerk. Aber Sie haben doch bestimmt so ein Lexikon, wo Bohmann aufgeführt wird, oder?«
    Stille.
    »Bitte.« Murmelte Emma.
    Zum ersten Mal lächelte die Frau. Ein Rest Schinken hatte sich in einem oberen Schneidezahn verfangen.
    »Geht doch. Augenblick.«
    Wieder verließ sie den Raum. Emma stellte sich auf Zehenspitzen und langte über die Theke nach dem Heft mit den Eintragungen. Sie drehte es zu sich und schlug die letzte Seite auf. Sie überflog die Zeilen. Nichts. Die Frau kam zurück, Emma hörte ihre Schritte auf dem Flur. Fahrig blätterte sie eine Seite zurück. Da stand es, ganz oben, in einer leicht schräg gestellten Schrift. Rosenberg. BA und dann die Zahl.
    »Hier muss er drin sein. Unter B schauen, ist ja klar, ne?«
    Im letzten Augenblick hatte Emma das Heft wieder zugeschlagen und weggekickt. Ruhig lächelte sie die Archivarin an und nahm das Lexikon entgegen. Innerlich jubelte sie. Tom Rosenberg war hier gewesen, und er hatte sich dieselbe

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