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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Königreiches der Heimattreuen. Neonazis.«
    »Also wurde Rosenberg bedroht?«
    Emma suchte den Raum mit den Augen nach Bente ab. Sie war nicht da.
    Blume räusperte sich.
    »Es gab Drohbriefe, ja.«
    Emma war bereits dabei, einen Text für die Nachrichten zu formulieren.
    »Ein Bekennerschreiben?«
    »Schön wär’s.«
    »Wie kamen Sie dann auf die Gruppe?«
    »Die Kollegen vom Staatsschutz hatten sich das angesehen und uns den Tipp gegeben.«
    »Und was haben Sie gefunden?«
    »Genug, damit sie zumindest die Briefe zugeben mussten. Mit dem Mord wollen sie nichts zu tun haben.«
    »Kann ich das bringen?«
    »Unsere Pressestelle schickt in einer halben Stunde ein Schreiben raus. Wenn Sie also noch so lange …«
    Emma hatte es jetzt eilig.
    »Versprochen, Herr Kommissar. Bis bald!«
    »Heh!«
    Sie hatte schon fast aufgelegt. Jetzt nahm sie den Hörer noch mal ans Ohr.
    »Ja?«
    »Ist Ihnen bei Ihren Recherchen der Begriff ›Junge Fische‹ untergekommen?«
    Junge Fische, kritzelte Emma schnell an den Rand ihres Blocks.
    »Nein. Was bedeutet das?«
    »Wahrscheinlich gar nichts. Vergessen Sie es einfach wieder.«
    Emma kreiste die Worte ein und machte ein Ausrufungszeichen dahinter.
    »Alles klar.«

J a?«
    Emma riss die Tür auf, kaum dass Schneider gerufen hatte. Drinnen blieb sie abrupt stehen. Bente saß auf dem Besucherstuhl. Schneider lehnte sich über den Schreibtisch, die beiden schienen sich gerade gut unterhalten zu haben.
    Schneider richtete sich auf.
    »Emma, was ist los?«
    Da es keine weitere Sitzgelegenheit in dem Raum gab, ging Emma ein paar Schritte zum Fenster und lehnte sich gegen die Fensterbank.
    »Ich hab neue Informationen im Rosenberg-Mordfall.«
    Sie erzählte ihnen, was sie über die Familie herausgefunden hatte. Schneider und Bente hörten aufmerksam zu. Als sie von den Razzien berichtete, verengten sich Bentes Augen.
    »Ich dachte, du bist an der Familie dran?«
    »Bin ich auch, Bente, die Infos über die Razzien waren reiner Zufall.«
    Schneider stand auf. Seine Augen leuchteten.
    »Emma, schreibe bitte für die Nachrichten einen Aufsager, dreißig Sekunden. Die sollen das um Voll bringen. Aber ich will den Text vorher sehen. Ist die Verbindung zu Bohmann wasserdicht?«
    »Nachzulesen im Bauhausarchiv.«
    »Dann erzähl die Geschichte der Großeltern, aber bitte keine vagen Verbindungen vom Mordopfer zu Bohmann. Der Mann ist eine Legende in Berlin und hat bestimmt gute Anwälte. Um vier machen wir eine Sondersendung, ihr beiden kommt ins Studio. Da kannst du dann das Ganze etwas ausführlicher erzählen. Bente, du machst die Razziageschichte. Sprich noch mal mit der Polizei und such zusammen, was du über diese Heimattreuen findest.«
    Bente kreuzte ihre Arme vor der Brust. Sie sagte:
    »Aber das ist doch gar nicht meine Story …«
    Schneider schaute zu Emma. Die sagte schnell:
    »In einer halben Stunde kommt die Pressemitteilung raus. Wenn wir die Ersten sein wollen, dann müssen wir die Arbeit aufteilen.«
    »Genau.« Schneider rieb sich die Hände. Er sah jetzt viel fröhlicher aus als am Morgen.
    »Stell dich nicht so an, Bente. Betrachte es einfach als schnell verdientes Geld.«
    Bente stand ohne ein weiteres Wort auf und verließ den Raum. Schneider fegte jetzt auch Emma mit einer Handbewegung hinaus.
    »Hopp, hopp, an die Arbeit! Ich sag der Redakteurin Bescheid.«
    Als Emma ins Großraumbüro kam, saß Bente bereits an ihrem Schreibtisch und hatte den Telefonhörer in der Hand. Sie hob nicht den Kopf in ihre Richtung. Emma biss sich auf die Lippen.
    Sie schrieb schnell den Nachrichtentext, ließ ihn sich von Schneider absegnen und sprach ihn im Aufnahmestudio ein. Der Mann von den Nachrichten wartete schon auf ihren Beitrag, gemeinsam überlegten sie eine Anmoderation, dann lief er rüber ins Sendestudio. Emmas Adrenalin sackte in den Keller, jetzt hatte sie noch eine Stunde, sich auf das Livegespräch vorzubereiten. Sie merkte plötzlich, welchen Hunger sie hatte. Sie ging hoch in die Kantine und holte sich ein Käsebrötchen. Mit zwei Kaffeebechern in der Hand betrat sie wieder das Büro. Einen stellte sie vor Bente auf den Schreibtisch. Die Kollegin blickte angespannt hoch, erst als sie den Kaffee sah, lächelte sie dankbar. Emma rollte einen Schreibtischstuhl vom nächsten Platz rüber und setzte sich an ihre Seite.
    »Was weißt du über die Heimattreuen?« Bentes Lächeln verschwand. Sie nahm einen Schluck Kaffee und sah Emma prüfend an. Die sagte:
    »Der Tipp mit den

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