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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Inhaber eines Baustoffhandels. Die anderen beiden arbeiteten für ihn in der Firma. Die Namen halte die Polizei unter Verschluss.
    In der Küche schepperte es, ein Mann fluchte. Emma angelte in ihrer Tasche nach einem Stift und schrieb Baustoffhandel! auf eine Serviette.
    Wieder der Moderator: Glaubte die Polizei, dass diese Männer Tom Rosenberg ermordet hätten? Deswegen wären sie jedenfalls nicht verhaftet worden, antwortete Bente. Die Männer hätten anonyme Briefe an das Opfer geschickt und antisemitische Sprüche an seine Tür geschmiert. Das hätten sie zugegeben, und deswegen seien sie verhaftet worden.
    Aber, sagte der Moderator, machte sie das nicht verdächtig, auch den Mord begangen zu haben?
    Ja, dachte Emma. Sie malte einen Kreis um das Wort Baustoffhandel auf ihrer Serviette, das machte sie sogar sehr verdächtig.

    Das Kinn gereckt ging sie an den Kollegen vorbei in das Sitzungszimmer. Sie setzte sich vorn an den ovalen Tisch. Schnell füllte sich der Raum. Schneider blätterte durch seine Unterlagen und bat Haarms, den Morgen vorzutragen. Der hatte kaum angefangen, als Schulenburg hereinkam und sich leise auf einen freien Stuhl neben der Tür setzte.
    Haarms berichtete über den Inhalt der einzelnen Positionen, eine Umfrage zum Wetter, Herthas Kampf gegen den Abstieg, ein Ü-Wagen-Bericht vom Stau auf der Stadtautobahn. Keiner sagte ein Wort. Schneider sah aus, als hörte er gar nicht zu. Emma spürte Schulenburgs Blick von schräg hinten auf ihr ruhen. Unruhig rutschte sie hin und her. Sie versuchte, sich auf Haarms’ Stimme zu konzentrieren.
    »Dann kam die Meldung über die Verhaftung rein. Ich hab dich dann ja sofort angerufen, Manfred. Und natürlich Bente.«
    Haarms war der Verteiler, kein Wunder, dass sie nicht angerufen worden war. Emma war erleichtert, sie konnte nicht anders, sie musste lächeln. Schneider räusperte sich. Er nickte.
    »Das Gespräch war gut, Bente. Vielleicht etwas zu – emotionslos.«
    »Ich kann ja nur die Fakten melden. Soll ich jubeln, dass sie ein paar Rechte drankriegen?«
    Bentes Stimme klang verärgert. Schneider hob überrascht den Kopf. Eine senkrechte Falte erschien auf der Stirn.
    »Ein bisschen kannst du schon spekulieren. Was sind das für Männer? Was sind die Beweggründe? Das war schließlich ein Gespräch und keine Nachrichtenminute.«
    Bente schwieg. Sie kritzelte etwas auf ihren Notizblock. Schneider wartete noch einen Moment. Dann blickte er in die Runde.
    »Noch was dazu?«
    Emma holte Luft.
    »Der zuständige Kommissar unterhält sich heute mit Sohn und Vater Bohmann.«
    Die meisten Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Emma blickte starr zu Schneider. Bitte, dachte sie, bitte glaub mir. Sie sagte:
    »Vielleicht gibt es da doch eine unsaubere Geschichte in der Vergangenheit.«
    Schneider wechselte einen Blick mit Schulenburg.
    Dann wandte er sich an Emma:
    »Hast du darüber eine offizielle Aussage? Eine Stellungnahme von Bohmann? Oder einen eindeutigen O-Ton, der die Lage klärt?«
    Emma sah aus den Augenwinkeln, wie sich Schulenburg vorbeugte. Sie drehte sich halb zu ihm um.
    »Noch nicht.«
    Schulenburg betrachtete sie nachdenklich. Es war still im Raum. Dann sprach er Schneider an.
    »Wir lassen es fallen.«
    »Aber«, Emmas Stimme zitterte, sie versuchte, sie unter Kontrolle zu halten, »die Verbindung ist doch eindeutig!«
    »Inwiefern?« Schulenburg betrachtete sie jetzt wieder mit einem schiefen Lächeln.
    »Diese Typen arbeiten in einem Baustoffhandel, er gehört dem Chef der Gruppe. Bohmann ist Architekt. Vielleicht ein guter Kunde?«
    »Na klar.«
    Haarms’ sarkastischer Tonfall klang durch den Raum. Emma sah in die Gesichter ihrer Kollegen. Die meisten grinsten sich gegenseitig an. Nur Bente blieb ernst. Emma konzentrierte sich auf sie. Sonst fehlte ihr der Mut weiterzureden.
    »Bohmann will nicht, dass der Enkel alte Geschichten aufwärmt. Also bittet er seinen Geschäftsfreund um einen Gefallen. Vielleicht sollte er ihn nicht gleich umbringen, vielleicht nur ein bisschen Angst einjagen, mit den Briefen und so. Und dann ist das Ganze außer Kontrolle geraten …«
    Die Kollegen fingen an zu murmeln.
    »Moment mal, Emma.«
    Schneiders Stimme beruhigte die Stimmung. Es wurde wieder still. Alle schauten nun auf den Redaktionschef.
    »Verstehst du, was du da behauptest? Du sagst, Bohmann, also der prominente Bohmann, arbeitet mit einem polizeibekannten Rechtsradikalen zusammen, und er hat ihn auch noch zu einem rassistischen Angriff

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