Wer im Trueben fischt
nickte.
»Er hat mich gefragt, wie ich die Sache einschätze.«
Sie drehte sich jetzt ganz zu ihm.
»Und?«
»Ich hab gesagt, das muss er dich selbst fragen.«
Emma rückte an den Tisch, begann, die Zeitung zusammenzulegen. Schneider beobachtete sie dabei. Als sie fertig war, saß er immer noch ruhig da. Sie zuckte mit den Schultern, versuchte ein Lächeln. Schneider lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
»Helene hat mich angerufen.«
Jetzt sah Emma ihn an. Sie sagte nichts, wartete ab.
»Sie macht sich Sorgen.«
»Helene macht sich immer Sorgen.«
»Das stimmt nicht, und das weißt du auch.«
Stille. Ernst ging an ihnen beiden vorbei und beobachtete sie neugierig. Emma wartete, bis er im Flur verschwunden war.
»Ich kümmere mich um sie. Meinst du, ich kann hier einen Vorschuss bekommen?«
»Ich hab ihr erst mal was geschickt.«
Ihr Blick war überrascht. Sie lächelte, spürte, wie ihr eine Sorge vom Körper rückte.
»Danke.«
Schneider nickte, stand auf. Laut sagte er:
»Vielleicht kommst du mal zum Essen zu uns raus?«
Er drehte sich in Richtung Tür.
»Manfred?«
»Ja?«
»Kennst du jemanden, der sich mit Architekturgeschichte auskennt?«
Schneider stutzte, überlegte und nickte.
»Ich schau mal nach.«
»Jetzt gleich?«
Er sah sie an. Und musste lächeln.
»Augenblick.«
Er ging in sein Büro. Emma ließ sich zurück in den Stuhl fallen. Sie schaute um sich. Die Kollegen waren in ihre Arbeit vertieft. Manche tippten, telefonierten oder sprachen den Text halblaut am Monitor vor. Emma fuhr mit dem Stuhl wieder an den Schreibtisch heran. Noch immer blinkte der Cursor. Abmeldung bestätigen? Emma drückte auf Vorgang abbrechen. Bentes Eingangsmaske erschien. Die meisten Kollegen hatten private Bilder als Hintergrund auf dem Monitor. Die Kinder, der Hund oder der neue BMW . Bente hatte es beim Standardbild der Software belassen. Sie gibt wenig preis, dachte Emma. Ihre Finger zitterten, als sie auf das Icon mit dem Namen RECHERCHE drückte.
Ein lautes Niesen, Emma fuhr hoch. Ein Kollege schnäuzte sich. Keiner beachtete sie. Schnell klickte sie sich durch, Politik, rechtsradikale Gruppen. Ihre Augen fuhren über die Liste. Da waren sie, Königreich der Heimattreuen.
Noch ein schneller Blick in die Runde. Eine Frau hatte den Hörer am Ohr und sah in ihre Richtung. Dann plötzlich lachte sie auf, senkte den Blick und redete weiter.
Ein Klick.
Vorsitzender: Martin Siebenschläger, Besitzer eines Baustoffhandels.
Emma notierte sich Namen und Adresse.
»Hier.«
Schneider stand vor ihr und reichte ihr über den Monitor hinweg einen Zettel. Emma lächelte. Sie klickte Abmelden an. Der Bildschirm wechselte die Maske.
»Danke.«
Sie nahm den Zettel. Schneider verschränkte die Arme.
»Nimm das Mikro mit. Der kann reden. Wir hatten den im Studio, als diese große Bauhaus-Ausstellung war.«
Emma schaute auf den Zettel. Nikolaus Klinke, eine Telefonnummer.
»Historiker?«
Schneider nickte.
»Gut«, Emma stopfte ihre Zeitung, den Block und den Zettel in ihre Tasche, »ich geh jetzt.«
»Ja.« Schneider beobachtete Emma. Noch immer stand er vor dem Schreibtisch. Sie erhob sich, zögerte.
»Ist noch was?«
»Nee.«
»Na dann …«
Emma wollte an ihm vorbei, da hob er leicht den Arm. Sie blieb stehen, sah ihn fragend an. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. Schließlich sagte er:
»Wollen wir noch einen Kaffee trinken?«
Emma schüttelte den Kopf.
»Ich will los.«
Schneider ließ den Arm sinken.
»Okay.«
Sie ging auf den Flur in Richtung der Aufzüge. Schneider folgte ihr. Vor seinem Büro blieb er stehen. Sie nickte ihm zu und wollte weitergehen.
»Emma?«
Sie drehte sich zu ihm um.
»Was?«
»Die Sache da in Bremen … wie siehst du das?«
Sie ging drei Schritte auf ihn zu. Sah ihm prüfend ins Gesicht.
»Wie meinst du das?«
»Bist du schuld am Tod dieses Mädchens?«
Emma schluckte.
»Ich habe nie etwas erfunden. Und Jenni auch nicht.«
»Das glaube ich dir. Aber ich habe dich etwas anderes gefragt.«
»Ja.« Sagte Emma.
Sie drehte sich um und ging den Flur runter.
Er rief ihr hinterher.
»Trotzdem – schönes Wochenende!«
Sie dachte, Wochenende. Und am Montag hab ich hier wahrscheinlich Hausverbot.
Diesmal drehte sie sich nicht um.
T ut mir leid, dass wir Ihnen nicht helfen konnten.«
Blume ignorierte die Hand, die Alexander Bohmann ihm reichte. Erkenschwick trat einen Schritt vor, nahm die ausgestreckte Hand und schüttelte sie
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