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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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aufgefordert.«
    Schneider hielt inne. Er schien nachzudenken. Dann redete er weiter.
    »Das wäre der Hammer.«
    Schulenburg räusperte sich.
    »Manfred, ich glaube nicht …«
    Schneider hob abwehrend die Hände.
    »Ja, schon klar. Emma, ich hab keine Ahnung, wie du das rausfinden willst, aber solange es dafür keine Beweise gibt, bleibt das hier im Raum. Das gilt für alle!«
    In die Stille hinein sagte Emma:
    »Wir sollten versuchen, an diesen Chef der Gruppe heranzukommen. Er wird sicher nicht lange in Haft sein. Bente kennt vermutlich seinen Namen, wir könnten ihn ins Studio einladen und mal kräftig …«
    »Nein.«
    Bentes Gesicht verschloss sich. Emma sagte fast bittend:
    »Aber wieso, Bente, kann doch sein, dass er was sagt, wir könnten …«
    »Wir geben solchen Typen hier keine Plattform für ihre kruden Gedanken, Emma.«
    Emma schaute Schneider an. Der schüttelte fast unmerklich den Kopf. Sie versuchte es noch mal an Schulenburg gewandt:
    »Es muss ja nicht live sein, wir könnten voraufzeichnen und …«
    »So einen Menschen will ich nicht auf meiner Welle hören.«
    Schulenburgs Ton war hart. Emma spürte die Wand gegen sie, aber sie konnte nicht aufgeben.
    »Aber vielleicht kann er uns wichtige …«
    »Schluss jetzt. Die Entscheidung ist klar.«
    Schulenburg senkte seine Stimme.
    »Haben Sie denn gar nichts in Bremen gelernt?«
    Bei den Worten zuckte Emma zusammen. Sie krallte ihre Hände um ihren Kugelschreiber, um das Zittern zu verbergen. Starr blickte sie geradeaus. Schulenburg wandte sich Schneider zu.
    »Das Thema ist für heute tot. Es sei denn, die Polizei meldet einen neuen Stand. Dann will ich informiert werden.«
    Schneider schaute in die Runde.
    »Fragt immer mal wieder bei euren Informanten nach. Falls der Haftbefehl aufgehoben wird oder die Anklage auf Mord lautet, dann bringen wir das als Sondermeldung. Natürlich«, Schneider warf einen Blick auf seinen Chef, »nur nach Absprache. So, jetzt mal wieder weiter im Programm. Markus, bist du durch? Brigitte, was gibt’s heute Vormittag?«
    Der Rest der Sitzung lief wie ein Rauschen an Emma vorbei. Als alle aufstanden und den Raum verließen, folgte sie ihnen automatisch. Schulenburg legte an der Tür die Hand auf Schneiders Schulter. Emma sah, wie sie im Flur stehen blieben und leise redeten. Als der Wellenchef den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke. Schnell wandte sich Emma ab. Im Büro herrschte Betrieb. Freitags mussten die Beiträge für das Wochenende vorproduziert werden. Jeder Schreibtisch war besetzt, der Raum summte von den Geräuschen der Computer und dem leisen Reden der Kollegen am Telefon. Bente winkte Emma zu.
    »Setz dich hierher, ich bin gleich weg.«
    Emma ging auf sie zu.
    »Was machst du?«
    »Den Ü-Wagen.« Bente packte ihre Tasche. Sie verzog das Gesicht, lachte. »Fischmarkt am Freitag.«
    »He, Bente, bring uns was mit!« Ein Kollege vom Nachrichtentisch ging an ihnen vorbei in Richtung Studio.
    »Keine Chance. Ich komm heut nicht mehr rein.« Bente lächelte Emma zu. »Schönes Wochenende.«
    »Dir auch.«
    Emma ließ sich auf den frei gewordenen Platz fallen. Die Eingangsmaske blinkte. Abmeldung bestätigen? Jetzt nur auf Enter, dann konnte sich Emma einloggen. Sie hatte schon die Maus in der Hand. Und zögerte.
    Schneider kam rein. Er rollte einen Schreibtischstuhl zu ihr rüber und setzte sich dicht neben sie. Abwesend starrte er auf den Bildschirm. Emma lehnte sich vom Tisch weg und kramte in ihrer Tasche. Sie legte die Zeitung mit dem Berlin-Teil nach oben auf die Tastatur. Das Mordopfer Rosenberg lächelte die beiden an.
    »Noch immer auf der Berliner Eins.«
    Schneider starrte jetzt auf die Titelstory. Unwillig verzog er die Mundwinkel.
    »Von Bohmann kein Wort.«
    »Aber gerade deswegen müssen wir dranbleiben, noch ist das eine exklusive …«
    »Emma.«
    Sie schwieg. Schneider betrachtete sie. Er sagte:
    »Mach doch erst mal Wochenende. Du hast dich gut geschlagen die letzten Tage. Aber du bist – ich weiß nicht.«
    Der Nachrichtensprecher kam zurück. Er grinste und ging am Tisch vorbei. Schneider senkte die Stimme.
    »Das ist zu viel. Fahr mal runter, du bist hier nicht auf der Flucht.«
    Emma schwieg. Sie kaute an ihrer Lippe.
    »Als du eben mit dem Chef im Flur standest – habt ihr da über mich gesprochen?«
    Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an. Schneider seufzte. »Schulenburg ist informiert worden. Der Rundfunkrat tagt dieses Wochenende. Aber das weißt du ja wahrscheinlich?«
    Emma

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