Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
Vom Netzwerk:
Amerikaner das Eis billiger geben wollte, wie er dann in den Zeitungen von dem Tod erfahren hatte und danach nächtelang nicht schlafen konnte. Blume lächelte, nickte und bestätigte, aber seine Augen blickten enttäuscht. Emma dachte, dass sie ihm den Samstag verdorben hatte. Er hatte dem absagen müssen, für den seine Stimme so leicht klang. Blume stellte sich noch einmal näher an den Mann hinter der Theke.
    »Jetzt vergessen Sie mal das Eis. Hat der Amerikaner Sie noch was gefragt? Sie hier im Kiosk, Sie wissen doch über alles Bescheid hier.«
    Der Mann hinter der Theke lächelte jetzt breit und erleichtert.
    »Ob it teuer hier in der Jejend is, wollte der wissen. Expensive oder wat? Na, hab ick dem jesacht, schauen Se sich doch mal die Häuser hier an. Very expensive!«
    »Hatten Sie das Gefühl, der Mann will hier was kaufen oder mieten?«
    Der Kioskbesitzer dachte nach. Er war dem Polizisten dankbar und wollte jetzt gerne helfen. Nach einer Weile schüttelte er entschlossen den Kopf.
    »Nee. Dit hab ick ja ooch erst jedacht. Er kannte sogar den Bohmann, dat is der Besitzer der Baujrundstücke. Ick wollt ihm die Adresse jeben, aber ne, er sacht, die kennt er schon.«
    Blume wechselte einen Blick mit Emma. Sie fragte:
    »Warum glauben Sie dann nicht, dass er sich hier was suchen wollte?«
    Der Mann drehte sich ihr zu.
    »Wissen Se, wenn hier Leute kommen und so was fragen, also, wejen der Jejend und so, dann sehen die anders aus.«
    »Wie anders?«
    »Na, irgendwie froher. Dit is ne jute Jejend für Leute mit was inne Tasche. Und Jeld hatte der, dafür hab ick nen Blick.«
    »Was stimmte dann nicht?«, fragte Blume.
    »Der Typ hat sich auf nix jefreut. Der fand auch die Jejend nicht toll. Der war – wütend, genau, dit war er. Stinksauer war der.«
    Danach standen sie draußen, vor dem Kiosk. Es regnete nicht mehr, aber ein kalter Wind strich um die Häuser. Emma zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch bis unters Kinn und schlang ihre Arme um den Körper. Blume kramte seinen Autoschlüssel aus der Tasche. Er sah sie zögernd an.
    »Soll ich Sie irgendwo absetzen?«
    Emma drehte sich zu ihm um. Natürlich sah er jünger aus als sonst im Anzug. Sie sagte:
    »Tut mir leid.«
    Er lachte und zuckte mit den Schultern.
    »Aus so was besteht der Hauptteil der Polizeiarbeit. Hinweise, die nirgendwohin führen. Unter dem Aspekt war das hier zumindest nicht völlig umsonst.«
    »Und was machen Sie jetzt?«
    »Was ich jetzt mache?«
    Sie nickte ungeduldig.
    »Im Fall Rosenberg.«
    Blume spielte nervös mit seinem Autoschlüssel.
    »Ich werde das Montag ins Protokoll geben, aber …«
    »Alles läuft auf Bohmann zu.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Rosenberg war hier. Hat sich angeschaut, was einmal seinem Großvater gehört hatte. Er war wütend.«
    »Das kann schon sein, aber …«
    »Vielleicht hat er Bohmann ganz schön zugesetzt.«
    Blume schüttelte den Kopf.
    »Er hat überhaupt keinen Kontakt aufgenommen zu Bohmann.«
    Emma lächelte spöttisch.
    »Wer sagt das? Bohmann?«
    »Hören Sie, ich muss jetzt wirklich …«
    »Ich bin sicher, dass da was dahintersteckt. Wenn Sie mir nicht glauben, dann kommen Sie doch mit.«
    Er wollte nicht fragen. Johann wartete sicher schon. Ganze fünf Sekunden war Stille. Er presste seinen Mund zusammen, aber es rutschte ihm doch heraus.
    »Noch so eine heiße Spur?«
    Emma zog ihren Kalender aus der Tasche.
    »Der Mann heißt Nikolaus Klinke. Ist Dozent an der FU. Und kennt sich angeblich gut aus mit der Architekturgeschichte hier in Berlin. Als ich den Namen Rosenberg erwähnte, wusste er jedenfalls gleich was damit anzufangen.«
    Blume kaute auf der Lippe herum. Schaute auf die Uhr.
    »Er wohnt nicht weit weg von hier. Mit Ihrem Auto nur fünf Minuten.«
    Er gab auf.
    »Ich muss noch eben telefonieren, in Ordnung?«
    »Sicher.«
    Diskret ging Emma ein paar Schritte weiter. Blume sprach in sein Mobiltelefon. Als er fertig war, ging sie auf ihn zu. Er stand da mit hängenden Armen. Sie fragte sich, wen er enttäuscht hatte.
    »Das war eben ziemlich gut.«
    Er schreckte hoch. »Was denn?«
    »Wie Sie mit dem Mann geredet haben. Also wenn Sie noch mal Reporter werden wollen …«
    Er lachte, während er den Wagen aufschloss. Der schuldbewusste Ausdruck auf seinem Gesicht löste sich auf.
    »Ich überleg es mir.«
    Die Fahrt dauerte tatsächlich kaum fünf Minuten. Klinke wohnte in einer kleinen Seitenstraße. Emma hatte nur den Namen der Straße genannt, und Blume war schweigend

Weitere Kostenlose Bücher