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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Schlagzeilen der Zeitungen im Regal. Rosenberg war von den Headlines verschwunden. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
    »War hier in den letzten Tagen ein Mann mit roten Haaren? Ein Amerikaner?«
    Der Mann wurde schlagartig ernst. Er kniff seine Augen zusammen und zog wieder ein Stück Zigarettenpapier aus der Hülse. Emma ging noch einen Schritt auf ihn zu.
    »Der Mann, der gestorben ist. Das haben Sie doch sicher in Ihren Zeitungen gesehen!«
    Seine Hände zitterten. Er zerknüllte das kleine Seidenpapier.
    »Und warum sollte der unbedingt hier jewesen sein?«
    Emma fühlte ihren Mund trocken werden. Sie tastete nach ihrem Aufnahmegerät.
    »Er war hier, nicht wahr? Haben Sie das der Polizei erzählt?«
    Das Gesicht verschloss sich, die Augen verschwanden jetzt fast ganz im Fettwulst der Wangen.
    »Wat denn, dat der hier ne Zeitung gekooft hat? Wen soll dit denn interessieren?«
    Emma warf einen Blick in das Regal.
    »Haben Sie denn englischsprachige Ausgaben hier?«
    »Icke? Nee, wieso, wat soll ick denn mit …«, zu spät bemerkte er seinen Fehler, »jetzt jedenfalls jrad nich. Allet ausverkauft.«
    Emma ging nach draußen und wählte Blumes Handynummer. Während es läutete, schaute sie durch das Fenster in den Kiosk. Der Mann beobachtete sie. Das Radio hatte er ausgemacht.
    Als sie gerade auflegen wollte, ging Blume ran.
    »Bin schon unterwegs.«
    Seine Stimme klang entspannt, weicher als sonst. Sie nannte ihren Namen und fragte sich, wen er am Telefon erwartet hatte.
    »Er war hier. Rosenberg. Ich bin auf dem Gelände vom Großvater.«
    Blume fragte mit Erstaunen in der Stimme:
    »Arbeiten Sie eigentlich immer?«
    Emma schwieg. Der Kommissar seufzte.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab den Kioskbesitzer gefragt. Er hat ihn wiedererkannt.«
    Noch ein tiefer Seufzer. Emma stellte sich vor, wie er dastand, die Schlüssel schon in der Hand. Was er wohl gerade vorgehabt hatte.
    »Er soll hier eine Zeitung gekauft haben, dabei konnte er doch gar kein Deutsch.«
    Pause.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen den Samstag versaue.«
    Jetzt endlich lachte er.
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Warten Sie auf mich? Ich bin in zwanzig Minuten da.«
    Emma nannte ihm noch mal die genaue Adresse und legte dann auf. Sie bemerkte, dass sie noch immer den durchweichten Hut auf dem Kopf trug. Sie nahm ihn, zerknüllte das Papier und warf es in den Mülleimer vor dem Kiosk. Sie ging wieder hinein, bestellte sich noch einen Kaffee und versuchte, mehr von dem Mann zu erfahren. Aber er blieb stur. Er hatte die Arme vor seinem mächtigen Bauch verschränkt und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. So kaufte sie sich eine Zeitung und schwieg ebenfalls. Sollte sich doch Blume an dem Mann versuchen, dachte sie.
    Blume kam fast eine halbe Stunde später. Er trug Jeans und eine dunkelblaue Adidas-Kapuzenjacke. Er lächelte Emma an, wandte sich dann aber an den Kioskbesitzer, zeigte seinen Ausweis und fing ein Gespräch mit ihm an. Und jetzt erlebte Emma, dass auch Blume seinen Beruf beherrschte. Er schweifte ab, redete über die Zehlendorfer Kundschaft, wie man sich vor Überfällen schützen konnte in so einem Ein-Mann-Betrieb und wusste sogar noch etwas zu der Band zu sagen, deren Logo sich über dem T-Shirt des Kioskbesitzers in die Breite zog. Billige Masche, dachte Emma und registrierte erstaunt die Wirkung. Der Kioskbesitzer wurde zusehends ruhiger. Als Blume das Gespräch vorsichtig auf Rosenberg lenkte, lehnte er sich, soweit sein enormer Bauch es zuließ, über die Theke und senkte die Schweinsaugen.
    »Dit war schon alt. Abjeloofen. Aber sowat wird eben nur selten verlangt. Und ick hab’s ihm ooch jesacht, Ehrenwort!«
    Blume wechselte einen Blick mit Emma. Die schüttelte den Kopf. Er drehte sich wieder zu dem Mann.
    »Was meinen Sie? Was war abgelaufen?«
    »Na, dit Eis. Diäteis, wollta, nich zum Abnehm, sondern für Diabetiker. Dit verkooft man ja nich alle Tage. Und ick sach ihm, too old, but o.k. Taste trotzdem good. Und später hieß es ja, daran isser jestorben, an seine Erkrankung. Aber dit Eis hier is eins a einwandfrei, ›Kühlkette niemals unterbrochen worden‹, da könn’Se jeden frajen hier inne Jejend. War eben nur abjeloofen.«
    Emma schaute zu Blume. Aber der Kommissar blieb ernst.
    »Klar doch. Kein Problem. Das hat dem Mann nicht geschadet, bestimmt nicht. Machen Sie sich keine Gedanken.«
    Sie redeten noch eine Weile. Jetzt, wo der Mann sein Geheimnis losgeworden war, mochte er alles noch einmal erzählen. Wie er dem

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