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Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Titel: Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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vertrauten Stich versetzt – Neid, ein Gefühl, das sie von der Highschool kannte, wenn sie den alternativ gekleideten Mädchen in den Gängen begegnet war. Was, wenn …
    Mat und Nealy hatten ihr nie das Gefühl gegeben, sie müsste einen höheren Standard einhalten als die anderen Mädchen in ihrem Alter, aber das war Lucy bereits vor dem Zwischenfall mit der Alkoholvergiftung auf der Party klar gewesen, weshalb sie ihr Bedürfnis unterdrückt hatte, sich ein Nasenpiercing stechen zu lassen, schrille Klamotten anzuziehen und mit den verrufenen Leuten abzuhängen. Damals war es das Richtige gewesen.
    Aber jetzt nicht.
    Sie las sich die Packungsanleitung durch und machte sich an die Arbeit.
    Obwohl es in der Nacht spät geworden war, wurde sie am nächsten Morgen früh wach, mit übersäuertem Magen vor Nervosität. Sie sollte eigentlich mit dem Leihwagen nach Hause fahren. Oder vielleicht in Richtung Westen aufbrechen. Vielleicht nach Erleuchtung suchen auf einem dieser mystischen Road Trips entlang dessen, was von der Route 66 übrig geblieben war. Ihre Psyche war zu angeschlagen, um das Geheimnis eines mürrischen, rätselhaften Leibwächters zu ergründen. Und glaubte sie tatsächlich, dass es ihr half, sich selbst besser zu verstehen, wenn sie ihn verstand?
    Sie konnte keine Antwort auf diese Frage finden, also kletterte sie aus dem Bett, stellte sich kurz unter die Dusche und zog die neue Kleidung an, die sie gekauft hatte. Die blutende rote Rose, die ihr enges, ärmelloses schwarzes T-Shirt zierte, biss sich perfekt mit dem kurzen hellgrünen Tutu-Rock, der in der Taille mit schwarzen Lederriemen und zwei Schnallen gebunden wurde. Ihre Sneakers hatte sie gegen schwarze Springerstiefel getauscht, ihre Fingernägel mit mehreren Schichten dickflüssigem schwarzem Nagellack bemalt.
    Aber die größte Veränderung betraf ihre Haare. Sie hatte sie zunächst in einem harten Kohlschwarz gefärbt. Dann, nach der Anleitung auf der Dose Spezialwachs, hatte sie sich ein halbes Dutzend Dreadlocks gedreht und sie orange eingesprüht. Nun umrandete sie ihre Augen dick mit Kajal, den sie anschließend verwischte, und steckte sich einen Nasenring an den Nasenflügel. Eine rebellische Achtzehnjährige starrte ihr entgegen. Ein Mädchen, das keinerlei Ähnlichkeit hatte mit einer einunddreißigjährigen professionellen Lobbyistin und durchgebrannten Braut.
    Als sie die Lobby auf dem Weg zu ihrem Wagen durchquerte, tat sie so, als würde sie die verstohlenen Blicke der anderen Hotelgäste nicht bemerken. Während sie rückwärts ausparkte, juckten bereits ihre Oberschenkel von dem Tutu. Ihre Stiefel waren unbequem, das Make-up übertrieben, aber sie fing trotzdem an, sich zu entspannen.
    Viper, die Bikerin.
    Panda lief eine Morgenrunde auf der Seepromenade. Normalerweise verschaffte ihm die Schönheit der Skyline von Chicago einen klaren Kopf, aber an diesem Tag klappte es nicht.
    Aus zwei Meilen wurden drei. Aus drei vier. Er wischte sich mit dem Ärmel seines schweißgetränkten T-Shirts über die Stirn. Er war wieder dort, wo er hingehörte, aber nach der Stille am Caddo Lake war die Stadt zu laut, zu schnell.
    Zwei Wochenendidioten auf Rollerblades versperrten ihm den Weg. Er wich auf die Wiese aus, um sie zu überholen, bevor er auf der Promenade weiterlief.
    Lucy war eine kluge Frau. Sie hätte es kommen sehen müssen. Aber das hatte sie nicht, und das war nicht seine Schuld. Er hatte getan, was er tun musste.
    Trotzdem, er hatte genug Menschen in seinem Leben verletzt, und zu wissen, dass er nun einen mehr verletzt hatte – und zu wissen, dass er die Grenze überschritten hatte –, war etwas, das er sich nicht verzeihen konnte.
    Ein Radfahrer sauste an ihm vorbei. Panda rannte schneller. Er wünschte, er könnte sich selbst davonlaufen.
    Wie aus dem Nichts zerriss eine Explosion die Luft. Er warf sich auf den Boden. Der Beton schürfte sein Kinn auf, kleine Steinchen bohrten sich in seine Handflächen. Sein Herz schlug hart gegen die Rippen, seine Ohren dröhnten.
    Langsam hob er den Kopf. Schaute sich um.
    Es war gar keine Explosion. Nur die Fehlzündung einer alten Gärtnerkarre.
    Ein Spaziergänger mit Hund blieb auf der Promenade stehen und starrte ihn an. Ein Jogger wurde langsamer. Der Kleinlaster fuhr davon und hinterließ eine Auspuffwolke über dem Lake Shore Drive.
    Shit. Das war ihm seit Jahren nicht mehr passiert. Zwei Wochen mit Lucy Jorik hatten genügt, um nun hier zu liegen. Flach auf dem Boden. Dreck im

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