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Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Titel: Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Ferienpensionen, Gästehäuser und Bed-and-Breakfasts gesehen, es gab also ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten. Aber bevor sie sich irgendwo einmietete, wollte sie einen Blick in das Haus werfen.
    Sie zwängte die Hand durch einen Riss in der Fliegengittertür des Wintergartens und drückte den Innenriegel auf. Die Dielen knarrten, als sie sich zwischen zwei Chaiselongues mit verschimmelten Leinenkissen, die früher einmal marineblau gewesen waren, durchschlängelte. Ein kaputtes Windspiel aus Löffeln hing schief in einer Ecke, eine verlassene Kühlbox stand in einer anderen. Die Tür ins Haus war verschlossen, aber davon ließ Viper sich nicht aufhalten. Mit einer rostigen Gartenkelle schlug sie eine der kleinen Glasscheiben ein, steckte die Hand durch das Loch und entriegelte die Tür.
    Der muffige Geruch eines Hauses, das lange Zeit des Jahres unbewohnt war, empfing sie, als sie die altmodische Küche betrat. Die hohen Einbauschränke waren unklugerweise irgendwann in einem unschönen Grün lackiert worden. Die Griffe an den Schränken und Schubladen waren sicher noch original. Ein außergewöhnlich hässlicher nachgemachter viktorianischer Tisch stand in einer Ecke, die zu klein war für seine Größe. Die zerkratzte weiße Küchenanrichte beherbergte eine alte Mikrowelle, eine neue Kaffeemaschine, einen Messerblock und einen Salztopf, der vollgestopft war mit verbogenen Spachteln und angesengten Plastikkochlöffeln. Ein Keramikschwein, angezogen wie ein französischer Kellner, stand neben der Spüle.
    Lucy knipste eine Lampe an und erkundete das Erdgeschoss, durchquerte ein Wohnzimmer und den Erkerraum und steckte den Kopf in ein muffiges Arbeitszimmer, bevor sie schließlich in ein großes Schlafzimmer kam. Ein schmales Doppelbett mit einer marineblau-weiß gemusterten Tagesdecke, Beistelltischchen, eine Kommode und zwei Polstersessel standen darin. Zwei Druckgrafiken von Andrew Wyeth hingen in billigen Bilderrahmen an der Wand. Der Einbauschrank enthielt eine Windjacke, eine Jeans, Sneakers und eine Baseballmütze von den Detroit Lions. Von der Größe her könnten die Sachen Panda passen, aber das war kaum ein schlüssiger Beweis, dass sie in das richtige Haus eingebrochen war.
    Das angrenzende Badezimmer mit seinen altmodischen türkisfarbenen Keramikkacheln und dem neuen weißen Duschvorhang war nicht viel aufschlussreicher. Lucy zögerte, dann öffnete sie den Spiegelschrank. Zahnpasta, Zahnseide, Schmerztabletten, ein Nassrasierer.
    Sie kehrte in die Küche zurück und inspizierte den einzigen Gegenstand, der fehl am Platz wirkte – ein hochmoderner deutscher Kaffeeautomat, genau die Art von Gerät, die ein hochbezahlter professioneller Bodyguard, der guten Kaffee schätzte, besitzen könnte. Aber erst als sie einen Blick in den Kühlschrank warf, war sie überzeugt, dass sie sich im richtigen Haus befand. In einem der Fächer entdeckte sie ein Glas Orangenmarmelade, genau von der Marke, die Panda jeden Morgen auf ihr selbst gebackenes Brot geschmiert hatte.
    Echte Männer bevorzugen Traubengelee, hatte sie bemerkt, als er genau so ein Glas in dem Lebensmittelmarkt am Caddo Lake gekauft hatte. Das ist mein Ernst, Panda. Wenn Sie Orangenmarmelade essen, büßen Sie an Männlichkeit ein.
    Das ist meine Lieblingssorte, finden Sie sich damit ab, hatte er geantwortet.
    Im Kühlschrank standen auch zwei Cola-Sixpacks. Kein Bier. Sie hatte unzählige Highway-Meilen damit verbracht, über diesen ersten Morgen nachzudenken, als sie an dem Fluss wach geworden war und die leeren Bierflaschen im Gebüsch gesehen hatte. Welcher Bodyguard trank Bier, wenn er im Dienst war? Aber sosehr sie ihr Gedächtnis auch bemühte, die einzigen Male, die sie ihn tatsächlich hatte trinken sehen, waren die wenigen Schlucke, bevor sie in den Büschen verschwunden war, als sie wieder herauskam, war noch ein kleiner Rest in der Flasche gewesen. Dann war da noch das Sixpack, das er an diesem Abend im ersten Motel auf die Kommode gestellt hatte. Wie viel davon hatte sie ihn tatsächlich trinken sehen? Nicht mehr als einige Schlucke. Was ihren Aufenthalt am Caddo Lake betraf … Dort hatte er nur Cola getrunken.
    Sie blickte zu der Treppe, die in das Obergeschoss führte, konnte aber keinen Enthusiasmus dafür aufbringen, es auszukundschaften. Draußen war es inzwischen stockdunkel, und sie hatte immer noch keine Unterkunft. Aber sie wollte nirgendwohin. Sie wollte hier übernachten, in diesem großen, gespenstischen Haus mit

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