Wer Liebe verspricht
es hören. Es muß gesagt werden!«
»Als Beweis, daß du gewonnen hast?« fragte er spöttisch und eine Spur gereizt, »als Beweis, daß ich meine Worte bereue?«
»Nein. Ich hatte bereits gewonnen, noch bevor ich dich herausgefordert habe!« Sie setzte sich auf und ließ ihn nicht ausweichen.
»Wenn es so ist, warum ist es dir dann so wichtig? Es sind nur Worte. Was nützen sie dir, wenn ich sie ausgesprochen habe?«
Tränen nahmen ihr die Sicht. Warum verletzte er sie so grundlos, so überflüssigerweise? »Sie werden mich trösten und mir helfen, wenn ich nicht bei dir bin. Dann werden sie mich nähren, mich am Leben halten, und ich kann atmen, bis ich wieder wie jetzt bei dir bin. Aus keinem anderen Grund …«
»Nein, das sollen sie nicht tun. Du darfst sie dir nur anhören und dann mußt du sie wieder vergessen.« Seltsame Schatten lagen in den unergründlichen Tiefen seiner Augen, die unglücklich und beunruhigt wirkten. »Du hast eine gefährliche Todessehnsucht, Olivia«, stöhnte er, »und du bist naiv, unverbesserlich, hartnäckig und entsetzlich störrisch.« Er schwieg, sank gegen die Kissen und legte ihr die Hand auf die Wange, und plötzlich lag in der Geste eine wunderbare Zärtlichkeit, »aber ja, ich liebe dich …«
Er hatte es gesagt – endlich, endlich hatte er es gesagt!
Sie ließ Wort für Wort in ihr staunendes Herz dringen und dort Wurzeln schlagen, damit sie dort wachsen und Blüten treiben würden wie die wächserne lavendelfarbige Vanda-Orchidee, die sich um den Mimosenbaum rankte. In der Stille hallten die Worte endlos in ihr wider. In ihren Händen lag die Erfüllung ihres Glücks! In diesem Augenblick schien ihr Leben unsagbar reich geworden zu sein. Sie wollte vor Freude weinen.
Er brach das Schweigen nicht. Er füllte es mit Dingen, für die es keine Worte brauchte. Er teilte mit ihr die Freude, die er so mühelos mit dieser Kleinigkeit bewirkt hatte. In seinen Augen lag zärtliche und von allen Fesseln befreite Liebe. Er streichelte und berührte ihren Körper, der noch von den Spuren seiner Leidenschaft gerötet war. Ihre Brüste, die Brustwarzen richteten sich wieder auf. Die runden und schimmernden Hüften drückten sich an ihn, die langen Beine legten sich um seine. Die Zehen wanderten sanft an seinen Schenkeln entlang. Er berührte sie überall. In Olivias Topasaugen leuchtete das Glück und das Sehnen der geschenkten und empfangenen Liebe. Sie betrachtete ihn wie er sie. Der Einklang, die Verbindung zwischen ihnen war so vollkommen wie ein Regenbogen, eine Rose im Sommer, ein in der Sonne funkelnder Tropfen Tau. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte die Tränen von ihren Wangen. Als er sie an sich zog, spürte sie, wie sein Verlangen sich regte und ihre Lust von neuem weckte.
»Zeig mir, wie ich dich lieben soll, Jai«, flüsterte sie, »zeig mir alles.« Mit der Zungenspitze entfernte sie den winzigen getrockneten Tropfen Blut auf seiner Wange. Er bebte vor Lust ohne Angst und ohne Scham. Ihre Hand wanderte zärtlich über seinen Körper, und er stöhnte überrascht auf. Er gab ihr das Recht, ihn zu lieben. Und um das zu tun, gab es keine Grenze, die sie nicht bereitwillig überschreiten würde.
Er nahm sie leidenschaftlich und zärtlich wieder in die Arme. Seine Liebe überstieg alle Forderungen körperlicher Befriedigung. Und er gab Olivia zögernd Befehle, die sie berauscht von ihrem Erfolg bereitwillig befolgte. Sie lernte schnell und war geschickt und überwand ihre Scheu ohne Gewissensbisse. Wie er es wollte, reizte, folterte und kostete sie ihn so rückhaltlos wie er sie, denn sie wollte ihm so viel Freude und Genuß schenken, wie er ihr gegeben hatte. Überrascht, aber berauscht und gebannt von dem vertrauensvollen Angebot führte er sie sanft und unterwies ihre Hände, wenn sie nicht weiter wußte, bäumte sich heftig auf, wenn sie ihm folgte, und immer stärker selbst erregt überraschte sie ihn mit eigenen erotischen Einfällen. Sie erwiderte Kuß um Kuß, Zärtlichkeit um Zärtlichkeit, nutzte die wundervolle Freizügigkeit, die er ihr einräumte. Er nahm sie noch einmal, diesmal sanft und langsam. Ihr Rhythmus war genußvoll und gedehnt, ein gegenseitiges Fest, eine Offenbarung, die sie beide in vollen Zügen genossen. Er führte sie behutsam und unbeirrbar zum Höhepunkt, und als es soweit war, verließen sie die Sinne. Sie rief seinen Namen und krallte sich überwältigt an seine Schultern. Er lachte ihr noch enthemmter als sie es war
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