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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Brennerei ausstößt.«
    Natürlich durfte Dr.Humphries nicht erfahren, daß Sir Joshua seit der schicksalhaften Nacht nicht mehr im Schlafzimmer erschienen war. Sobald er das Haus betrat, zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück, wo ihn nur Rehman und Arthur Ransome aufsuchten. Versunken in die stummen Welten ihrer eigenen Bitterkeit, hatten Sir Joshua Templewood und Lady Bridget aufgehört, das Vorhandensein des anderen zur Kenntnis zu nehmen.
    Die Entscheidung, ein paar Tage in Barrackpore auszuspannen, versetzte Arthur Ransome vorübergehend in bessere Laune, und er sagte etwas fröhlicher: »Ich sehne mich nach einem Angelurlaub. Und das Haus dort ist sehr schön, obwohl Josh und Bridget es kaum benutzen.« Wieder einmal saßen sie am Ende eines langen Tages vor dem knisternden Feuer am Kamin und unterhielten sich. Olivia trank einen Becher heiße Milch und musterte ihn mitfühlend. Hinter ihr lagen harte Tage, aber für ihn war es auch nicht viel leichter gewesen. Ransome wirkte blaß und völlig aufgerieben. Er sah sie an und sagte plötzlich: »Slocum will die ganze unerquickliche Sache begraben. Nachdem der Vogel davongeflogen ist, lohnt es sich nicht, den Käfig zu behalten.«
    Dieses Thema hatten sie bis jetzt nicht wieder angesprochen. Für Olivia lag es inzwischen in so großer Ferne, daß jede Vorsicht überflüssig war. »Aber man hat die Leiche von Das doch noch nicht gefunden, oder?«
    Er sah sie scharf an. »Vielleicht ist er nicht tot.«
    »Onkel Josh scheint nicht daran zu zweifeln. Um seinetwillen und vielleicht auch um deinetwillen hoffe ich, daß er recht hat. Wenn Das lebt, kann das umfassende Geständnis euch beide in große Schwierigkeiten bringen«, erklärte sie. Olivia konnte sich diese Offenheit leisten, denn jetzt stand sie weder auf der einen noch auf der anderen Seite.
    Er versuchte nicht, ihre Schlußfolgerung in Frage zu stellen, sondern räumte bereitwillig ein: »Ja, das stimmt. Woher kennst du das Geständnis?« fragte er.
    »Onkel Josh hat die Kopie.«
    »Slocum ebenfalls«, bemerkte Ransome bitter. Er dachte nach und nickte. »Josh irrt sich nicht, Jai hat Das umgebracht. Das verfluchte Geständnis und seine Rolle bei diesem … diesem unseligen Abenteuer … war für Das so gut wie ein Todesurteil.« Er schloß gequält die Augen.
    »Und man wird die Leiche nicht finden«, sagte Olivia tonlos.
    »Nein, man wird sie nicht finden. Raventhorne hat sie auf der Ganga mitgenommen.« Olivia bekam eine Gänsehaut – in jener letzten Nacht im Hafen war eine Leiche an Bord gewesen, während sie bei ihm war …? Ransome fuhr fort: »Josh ahnte es, aber Slocum wußte natürlich nichts. Er ließ verschiedene andere Plätze durchsuchen …«
    »Hat Onkel Josh ihm die Augen geöffnet?« fragte Olivia sarkastisch und erinnerte sich an sein merkwürdiges Verhalten an jenem Abend.
    »Er hat sich doch sicher die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, seinen verhaßten Feind hängen zu sehen?«
    »Nein. Bevor er es tun konnte, erreichte ihn deine Nachricht«, sagte Ransome. »Und danach war es zu spät. Selbst wenn Slocum der Ganga ein Polizeiboot flußabwärts bis Kedgeree nachgeschickt hätte, wäre Raventhorne bereits auf dem offenen Meer gewesen.«
    »Andererseits, Onkel Arthur«, bemerkte Olivia spöttisch, »ist das doch für alle Beteiligten das beste! Jetzt kann man unbesorgt Das allein die Schuld geben und indirekt sogar Raventhorne. Slocum wird erklären, der Mann sei von Schuldgefühlen überwältigt geflohen, nachdem er auf plumpe Weise versucht habe, euch beide durch dieses Geständnis in die Sache hineinzuziehen. Das Geständnis ist wertlos. Man kann es verbrennen und vergessen. Selbst die wenigen, die die Wahrheit kennen, werden sie im Interesse der Gesellschaft bereitwillig für sich behalten. Was würde noch ein sinnloser Skandal auch nützen? Also ist keiner der Verlierer.« Genau das hatte Jai vorausgesagt. Unter anderen Umständen und zu einer anderen Zeit hätte Olivia sich schrecklich darüber aufgeregt. So konnte sie nur bitter lächeln.
    Ransome wurde rot. »Ich würde deine Behauptungen gern zurückweisen, Olivia«, murmelte er unglücklich, »aber ich kann es nicht. Es war ein widerwärtiger, unmoralischer und böser Plan. Ich habe erst davon erfahren, als es zu spät war. Ich kann den Schaden nicht wiedergutmachen, und auch zu Joshs Verteidigung kann ich nichts sagen – oder vielleicht nur, daß er es wie Raventhorne nicht ertragen kann zu verlieren. Im

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