Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
Vom Netzwerk:
wiegte den Oberkörper hin und her.
    »Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, Olivia, und zwar bald! Jai hat Sie abscheulich behandelt. Besitzen Sie die Größe, nicht nur sein Kind zu bekommen, sondern es auch zu lieben und mit Hingabe zu pflegen, obwohl Sie den Verrat seines Vaters an Ihnen nicht verzeihen können?«
    In die Enge getrieben, rief Olivia: »Ich habe versprochen, alles zu ertragen, was Jai tut. Ich habe ihm mein Wort gegeben. Weiß Gott, ich wünsche, ich könnte ihm einen Vorwurf machen, aber in aller Aufrichtigkeit, ich kann es nicht. Er ist, was er ist. Er hat nie vorgegeben, etwas anderes zu sein. Ja, ich kann groß genug sein, sein Kind zu lieben, und sei es auch nur, weil Jai mich in jener Nacht geliebt hat, soweit es ihm möglich ist, eine Frau zu lieben …« Ihre Stimme versagte. Sie konnte sich nicht länger selbst zerfleischen.
    Kinjal nahm sie wortlos in die Arme und drückte sie an sich. Dann sagte sie mit belegter Stimme: »Ja, in seiner seltsamen Art hat Jai Ihre Liebe erwidert. Daran zweifle ich nicht. Aber Jai ist nicht wie andere Männer. Er ist ein Wesen wie der Wind, wie das fließende Wasser. Man kann ihn nicht in Besitz nehmen. Erfüllen Sie das Versprechen, das Sie ihm beim Abschied gegeben haben, vertrauen Sie ihm. Selbst wenn es Ihnen noch so schwerfällt, vertrauen Sie ihm. Wo Sie auch sein mögen, eines Tages wird er zu Ihnen kommen. Soviel Vertrauen setze ich in den Mann, den ich einmal als meinen Bruder bezeichnet habe.«
    »Und was«, fragte Olivia mit einem Anflug von Bitterkeit, »soll ich bis dahin mit meinem Leben anfangen?«
    »Warten«, erwiderte Kinjal ruhig. »Und denken Sie nach. Auch wenn Sie das Wort ablehnen, Sie sind einfallsreich. Auch in Sie setze ich mein Vertrauen. Es wird sich eine Lösung finden.«
    »Es ist zu spät für Vertrauensbekundungen, Kinjal!« Wieder erfaßte Olivia eine Welle der Bitterkeit, und sie verzog das Gesicht. »Mir bleibt nur noch übrig, wie dieser giftige Tumor abzusterben. Ich habe es nicht besser verdient.«
    Kinjal lachte leise. »Es ist nicht zu spät. Sie waren dumm und eigensinnig. Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde zulassen, daß Sie eine übereilte Entscheidung treffen?« Sie küßte Olivia sanft auf die Stirn.
    »Meine liebe Freundin, ich habe Ihnen eine groteske Scharade vorgespielt, damit Sie vor Schreck wieder zu Verstand kommen. Ich wollte nur feststellen, wie ernst es Ihnen mit dieser Entscheidung war. Ich bin glücklich, so glücklich, daß ich es getan habe.« Sie deutete auf die zurückgebliebenen Dinge der alten Frau. »Sie hat Ihnen nur einen harmlosen Schlaftrunk gegeben. Ruhen Sie sich jetzt aus. Das Kind in Ihrem Leib ist im Augenblick sicher und wird dort bleiben.«
    Olivia starrte sie fassungslos an.
    Kinjal wurde wieder ernst. »Die alte Frau sagt, noch ist die Zeit auf unserer Seite. Nutzen Sie diese Frist, denken Sie gut, gründlich und ohne Emotionen nach, Olivia. Ich weiß, Sie befinden sich in einer Zwickmühle. Wie Ihre Entscheidung auch aussehen mag, Sie werden sehr darunter zu leiden haben.« Sie legte die Hand auf Olivias Leib und fügte hinzu: »Das Leben hier ist noch nicht größer als ein Mangokern. Aber es wächst mit jedem Tag, mit jeder Stunde, jedesmal, wenn Sie Atem holen. In vier Wochen wird es zu gefährlich sein, es zu entfernen. Für welchen Weg Sie sich auch entscheiden, es wird schmerzvoll sein. Aber Sie sollen wissen, was immer Sie tun, ich werde Sie unterstützen und Ihnen helfen.« Zum ersten Mal füllten sich die Augen der Maharani mit Tränen. »Wenn Sie in Indien bleiben, werde ich auf Ihre Nachricht warten. Wenn nicht, dann werde ich Sie sehr vermissen. Ich werde Gott bitten, daß er Ihnen in allen Schwierigkeiten beisteht.«
    Olivia war überwältigt. Sie konnte nicht sprechen und nickte nur stumm.
    *
    Olivias Fahrt nach Kirtinagar wurde zu Hause als Abschiedsbesuch betrachtet und führte zu ihrer großen Erleichterung nicht zu Fragen. Aber die Zeit lief ab, und Olivia konnte nicht länger aufschieben, was sie eigentlich nicht mehr wollte: denken. Sie mußte nachdenken, rechnen, abwägen, prüfen und einschätzen – Entscheidungen treffen. Das vorübergehend beruhigte Gewissen meldete sich wieder und ließ sich nicht mehr beschwichtigen. An dieser schicksalsträchtigen Kreuzung ihres Lebens fühlte sie sich getrieben, gemartert und gequält wie bei einem Spießrutenlaufen. Und wohin sie den Blick auch richtete, überall sah sie nur Niederlagen vor sich.
    Sei

Weitere Kostenlose Bücher