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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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versteckt!«
    Olivia lächelte traurig – eine Maus wollte zu einem Tiger werden!
    »Er ist dieser Mühe nicht wert, Freddie. Aber wir kommen vom Thema ab. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Möchtest du mich immer noch heiraten?«
    Er schluckte wieder heftig und sah sie empört an. »Mein Gott, Olivia, was glaubst du denn, wer ich bin. Hältst du mich für einen dieser verdammten Wetterhähne, die sich nach dem Wind drehen? Natürlich möchte ich dich immer noch heiraten!«
    »Und ein Kind, dessen Vater du nicht bist, als dein eigenes anerkennen?«
    »Ja, verdammt noch mal, ja!« Er kniete vor ihr, griff nach ihren Händen und küßte sie leidenschaftlich. »Glaubst du, ich würde dich in dieser Lage und unter diesen Umständen im Stich lassen? Glaubst du das wirklich?«
    Olivia spürte einen Kloß im Hals. Freddies klare, blaue Augen, sein unerschütterliches Vertrauen in sie, seine naive Liebe – all das war so unschuldig, so kindlich. Sie wußte, er hatte die unerbittliche Endgültigkeit einer solchen Verpflichtung noch nicht völlig begriffen, auch nicht die möglichen schrecklichen Konflikte, in die er sich kopflos stürzte. Seltsamerweise ärgerte Olivia sich. Warum stieß er sie nicht einfach zurück? Warum zwang er sie nicht, diese widerwärtige Möglichkeit zu vergessen? Aber dann streckte sie spontan die Hand aus, strich ihm über die dünnen, strohblonden Haare und schämte sich ihrer Gedanken. »Überlege es dir gut, Freddie«, sagte sie heiser, »möchtest du mich wirklich unter diesen skandalösen Bedingungen heiraten?«
    »Ich würde dich unter allen Bedingungen heiraten«, erwiderte er schlicht, »weißt du, ich liebe dich …«
    Olivia verstummte. Dieser herzensgute Mann, der so wenig von ihr verlangte, machte sie sprachlos. In seiner unzweideutigen edlen Haltung lag soviel Selbstlosigkeit, daß sie daneben zu einem Nichts wurde. Er sah nicht, daß sie ihn ausnutzte, seine Unschuld zu ihrem Vorteil gebrauchte und sich an ihm verging. Olivia fühlte sich elend und besudelt, aber in ihrer Verzweiflung hilflos. Sie verbarg das glühende Gesicht hinter ihrem Schultertuch. Sie stieß ihn nicht zurück, als er sie in die Arme nahm, sondern legte den Kopf an seine Schulter und weinte. »Eins will ich dir versprechen, lieber Freddie – wenn mein Kind geboren ist, werde ich es, wenn du willst, nehmen und für immer aus deinem Leben verschwinden. Dann bist du deiner Pflicht mir gegenüber enthoben. Ich möchte nichts von dir oder deiner Familie.«
    »Du weißt, daß ich das niemals wünschen werde, mein Schatz. Meine Pflicht dir und deinem Kind gegenüber endet erst, wenn mein Leben endet. Die Ehre verlangt das von mir.« Er drückte sie beschützend an sich.
    Jai Raventhorne hatte einmal beklagt, daß ihre Liebe ihn demütige. Es war nun ihr Schicksal, daß Freddie ihr dieselbe bittere Medizin zu kosten gab.
    O Götter, wie schwarz ist euer Humor!
    *
    »Nein, Tante Bridget, du hast dich nicht verhört«, versicherte Olivia ihrer ungläubigen Tante erschöpft, »ich habe Freddies Heiratsantrag angenommen.«
    Wenn es für Olivia überhaupt eine Belohnung gab, dann war es das strahlende Gesicht ihrer Tante. Nach der erwarteten Tränenflut und dem überschwenglichen Dank an Gott, der ihre Gebete erhört hatte, verlor Lady Bridget keine Zeit und bedachte die praktische Seite.
    »Natürlich wirst du Weiß tragen. Satin? Nein, vielleicht chinesische Seide mit rosa Röschen, Joshs Mutter war versessen auf Spitze. Im zweiten Wäschezimmer gibt es immer noch mehr als genug.« Beglückt und erregt griff sie nach einem Stift und setzte sich an ihren Sekretär. Ihre Handgelenke waren noch verbunden, und die Haut hatte noch nicht die normale Farbe wiedergewonnen. »Natürlich mußt du einen gerüschten Petticoat tragen, der mit blauem Band besetzt ist. Wir werden einen Schleier bestellen – einen langen. Ich finde, lange Schleier haben etwas Majestätisches. Moment mal, was hat Jane Watkins noch gesagt über …?«
    Olivia fühlte sich so elend, daß sie ihre Tante eine Weile reden ließ. Dann erklärte sie so liebenswürdig wie möglich: »Wir möchten beide eine Hochzeit in aller Stille, Tante Bridget. Du bist noch nicht wieder ganz gesund, und ein großes Fest geht über deine Kräfte. Auch werden die Leute Fragen nach Estelle stellen …« Lady Bridget schloß die Augen, und Olivia sprach weiter. »Außerdem bleibt keine Zeit für große Vorbereitungen und eine Hochzeit in St. John oder sonstwo.

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