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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Wir wollen nächste Woche heiraten.«
    »Nächste Wo …?« Lady Bridget schlug die Augen fassungslos auf, und ihr versagte die Stimme. Aber bei der Erinnerung an die harte Wirklichkeit sank sie in sich zusammen.
    »Je länger wir warten, desto mehr Zeit bleibt für Fragen. Man wird dich mit Besuchen bestürmen. Die heimtückischen Katzen kommen mit spitzen Krallen und warten nur auf eine Gelegenheit zu kratzen. Bist du fähig, es mit ihnen aufzunehmen, wenn sie sich nach Estelle erkundigen?« Das sollte bewußt herzlos klingen. Es war vielleicht grausam, die Begeisterung ihrer Tante zu dämpfen, aber es war notwendig.
    Lady Bridget sank an die Stuhllehne und begann wieder zu weinen.
    »Aber ich wollte für dich eine Hochzeit, die du nie vergessen würdest«, flüsterte sie niedergeschlagen. »Es ist das mindeste, was ich dir schulde.«
    Olivia lächelte. »Ganz gleich, wie die Feier aussehen wird, meine Hochzeit wird für mich so denkwürdig sein, daß ich sie wohl kaum vergesse.«
    Wenn Lady Bridget die Bitterkeit in der Stimme ihrer Nichte hörte, dann wurde sie ihr nicht bewußt. Die Freude überwog. Sie trocknete sich die Augen, putzte sich die Nase und zwang sich zu einem glücklichen Lächeln. »Ich habe es Josh schon vor langer Zeit prophezeit, daß du Freddie eines Tages freiwillig heiraten wirst!«
    Es war Olivia nicht sonderlich schwergefallen, ihre Tante für ihre Pläne zu gewinnen, aber das Gespräch mit Lady Birkhurst wurde zu einer Qual. »Wegen meiner Mutter brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, hatte Freddie erklärt, »unser Gespräch wird unser Geheimnis bleiben.«
    Wirklich? dachte Olivia, lächelte aber nur und ließ es dabei bewenden.
    »Eine Hochzeit im kleinsten Kreis in der nächsten Woche?«
    Olivia saß im herrschaftlichen Salon der Birkhursts, wurde wieder von den stechenden Augen durchbohrt, denen nichts entging, und blickte ernst auf ihre Füße. Freddie ließ die lange Musterung durch die Lorgnette jedoch unerwartet tapfer über sich ergehen. »Ja, Mutter«, erklärte er mit fester Stimme und räusperte sich, »Lady Bridgets schwache Gesundheit macht etwas Aufwendigeres unmöglich. Und da es nun einmal so ist, warum also … äh … warten?« Er war vor Anstrengung rot geworden, griff sich an den Kragen und lockerte ihn.
    »Ich … verstehe.« Die Lorgnette drehte sich in Olivias Richtung.
    »Ob dies nun der Wunsch meines Sohnes ist oder nicht, so ist es doch ganz sicher Ihr Wunsch?« Wie geschickt sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte!
    »Ja, das stimmt, Lady Birkhurst.«
    Hinter ihrer Maske strahlenden Glücks und gelassener Haltung überlief Olivia ein Schauer. Lady Birkhurst hatte zwar bewundernswert beherrscht reagiert, aber das konnte Olivia nicht darüber hinwegtäuschen, daß unter den kleinen, weißen Locken ein kluger Verstand saß, in dem die Gedanken so schnell kreisten wie ein Schaufelrad. Mit Sicherheit würden ihr die Fragen, die in dem Strudel kreisten, in nicht allzu ferner Zukunft gestellt, und dann mußte sie Antworten parat haben. Diesem Augenblick der Wahrheit sah Olivia keineswegs begeistert entgegen.
    Lady Birkhurst aß nachdenklich eine Brustbeere. »Und was macht das mysteriöse Tropenfieber, unter dem Lady Bridget leidet? Ich hätte sie ja besucht, aber Millie Humphries hat mir erklärt, ihr Mann habe jeden Besuch verboten.«
    »Meiner Tante geht es inzwischen sehr viel besser«, erwiderte Olivia und war erleichtert, daß das Gespräch relativ sicheren Boden erreicht hatte, in dem es allerdings auch Fallgruben geben konnte, denn Lady Bridgets Selbstmordversuch mochte inzwischen durchaus bekannt geworden sein. »Es geht ihr sogar gut genug, daß sie in ein oder zwei Tagen bei Ihnen vorsprechen wird, um die … Vorbereitungen endgültig mit Ihnen abzustimmen.«
    Endgültig abstimmen – wie schrecklich diese Worte klingen!
    »Wie ich höre, befindet sich Ihre Cousine auf dem Weg nach England.«
    »Ja.«
    Ob Lady Birkhurst die Gerüchte kannte oder nicht, sie äußerte sich nicht mehr über Lady Bridget oder ihre Tochter. »Also gut, Sie können Ihrer Tante mitteilen, daß ich ihrem Besuch entgegensehe. Es freut mich, daß sie wieder auf den Beinen ist. Und ich nehme an, Freddie wird in Kürze um ein Gespräch bei Sir Joshua bitten und offiziell seine Erlaubnis einholen?« Wie üblich sprach sie von ihrem Sohn in der dritten Person.
    »Freddie wird heute nachmittag von meinem Onkel erwartet«, antwortete Olivia, »nicht wahr, L …

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