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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Vater und Sally, die Menschen, vor denen sie nie etwas verborgen hatte, wußten es nicht einmal! Für Olivia verriet das mit bedrohlicher Deutlichkeit das abgrundtief Böse hinter dieser Maskerade, auf die sie sich so entschlossen eingelassen hatte.
    Olivia hatte bisher geglaubt, sie werde nie eine heftigere Leidenschaft empfinden als die Liebe zu Jai Raventhorne. Jetzt erkannte sie, daß sie das Potential ihrer Gefühle unterschätzt und ihre Fähigkeit zu vergeben überschätzt hatte.
    An Bord der Seagull mußte sich Olivia vom ersten Augenblick an übergeben. Mit jedem Heben und Senken des Schiffes im Wellengang der Bucht von Bengalen hob und senkte sich auch ihr Magen. Sie hatte sich mit Flitterwochen in Madras hauptsächlich deshalb einverstanden erklärt, weil es ihr im Grund völlig gleichgültig war. Aber als sie sich jetzt nicht mehr von dem großen Himmelbett in der Kabine erheben konnte – das Schiff gehörte den Birkhursts –, verwünschte sie sich selbst.
    Nicht enden wollende Krämpfe der Übelkeit schüttelten ihren Körper. Wenn sie auf dem Rücken lag, bezweifelte sie, sich jemals wieder aufrichten zu können. Es war allgemein bekannt, daß Freddie dieses Schiff oft benutzte, um mit einem seiner Flittchen nach Burma, Siam oder Malaia zu segeln. Olivia wünschte sich sehnsüchtig, eine dieser Damen wäre jetzt an ihrer Stelle, während sie so grausam gefoltert wurde.
    Freddie bemühte sich eifrig um sie. »Du mußt essen, mein Schatz«, beschwor er sie in bester Absicht an ihrem ersten Abend auf See.
    »Soll ich dir etwas von dem Fischcurry mit Kokosnuß holen?«
    Olivia drehte sich zur Seite, griff nach der Schüssel, denn sie mußte sich schon wieder übergeben, und bat ihn, sie eine Weile allein zu lassen. Zu ihrer Erleichterung verließ Freddie leise die Kabine, und bald schlief sie erschöpft ein. Als letztes dachte sie noch: Olivia Siobhan O’Rourke gibt es nicht mehr. Es gibt den Namen und auch die Person nicht mehr.
    Sehr viel später wurde sie durch Freddies heftige Umarmung, die ihr den Atem nahm, aus dem tiefen Schlaf der Erschöpfung gerissen. Erschrocken stieß sie einen Schrei aus, aber er bedeckte ihren Mund mit feuchten, sabbernden Küssen, erstickte sie mit seinem Keuchen und der unverkennbaren Alkoholfahne. Olivia erstarrte. »Freddie, bitte  …!« Sie mußte würgen. Sie wehrte sich heftig und entwand sich seinem Griff.
    »Bitte … was?« Er lachte mit offenem, übelriechendem Mund. Im nächsten Augenblick waren seine Hände überall auf ihrem Körper.
    »Mein Gott, du hast sehr verführerisch in dem vielen, vielen …«, er rülpste, »Stoff ausgesehen. Ich konnte mich kaum noch beherrschen …« Er preßte so schnell und gierig seinen Mund auf ihre Lippen, daß sie seine Zunge nicht daran hindern konnte, tief in ihren Gaumen zu stoßen.
    Sie würgte wieder, kämpfte wie eine wilde Katze und nutzte den Vorteil, als er fluchend die Arme sinken ließ, um sich von ihm zu lösen. »Freddie, du bist betrunken! Und du riechst ekelhaft  …!« Sie rang angsterfüllt nach Luft und wich in die entfernteste Ecke des Betts aus.
    » Natürlich bin ich betrunken!« Er machte einen Satz, packte Olivia und zog sie zu sich. »Kannst du dir einen Vollidioten vorstellen, der in seiner Hochzeitsnacht nicht betrunken ist, du süßes kleines Aas? Verdammt noch mal, hör auf dich zu wehren!« Die großen Hände hatten plötzlich mehr Kraft, als Olivia sich je hätte vorstellen können. Sie legten sich auf ihre Brüste unter dem Nachthemd und drückten sie fest.
    Der stechende Schmerz ließ Olivia aufschreien, aber sein gieriger Mund drückte sich wieder auf ihre Lippen. Er biß, leckte und verschlang sie förmlich. In blinder Panik schlug Olivia heftig auf ihn ein. »Freddie, nicht jetzt … ich flehe dich an! Mir geht es nicht gut. Mir ist schrecklich übel … aber morgen … ich verspreche es dir … ich gebe dir mein Wort …« Vor Ekel und Demütigung hätte sie beinahe geschluchzt.
    Er fluchte laut und hob den Kopf gerade so weit, daß sie sah, wie wütend er war. »Wovor hast du denn Angst?« stieß er leise zwischen den Zähnen hervor. »Ich werde dir nicht wehtun – du hast doch nicht zum ersten Mal einen Mann zwischen den Beinen, mein Goldschatz!«
    Trotz ihrer unsagbaren Angst trafen sie seine Worte wie ein Keulenschlag, so daß sie sich unwillkürlich nicht mehr bewegte. Das hatte Freddie gesagt? Freddie, der freundlichste, liebenswürdigste und anständigste Mann, den sie

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