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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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ertragen können.
    *
    »Guten Morgen, Liebste, ich bringe dir ein Glas Milch. Geht es dir heute besser?«
    Olivia schreckte auf und zuckte zusammen. Freddie beugte sich über sie. Er roch noch immer nach Alkohol, aber er sah sie offen und ängstlich an. In seinen Augen stand eine nervöse Spannung. Olivia wandte sich stumm ab.
    Freddie wurde rot. Seine rosa Haut wurde noch fleckiger. »Ich weiß … äh, ich äh … habe gestern abend zuviel getrunken. Dummerweise habe ich mich vom Kapitän überreden lassen … äh, ein paar über …« Er lachte kleinlaut. »War ich … äh, gestern nacht grob zu dir … äh … ja?« Er wurde feuerrot und senkte den Kopf.
    Grob?
    Olivia setzte sich langsam auf, nahm das Glas Milch, das er ihr reichte, und trank mit abgewandtem Gesicht. »Erinnerst du dich nicht daran?« fragte sie bitter.
    »Ehrlich gesagt … äh, nein.« Er lächelte sie fröhlich an. »Weißt du, ich kann mich nie erinnern. Blödsinniger Mist, und das … äh, in der eigenen Hochzeitsnacht.« Er runzelte die Stirn und war bekümmert.
    Olivia verbarg ihre Überraschung und sah ihn noch immer vorsichtig prüfend an. Sie entdeckte in seinem Gesicht keine Spur Verlogenheit, Scham oder Argwohn. Wie immer strahlte er sie aufrichtig und mit einer gewissen absurden, für ihn typischen Unschuld an. Olivia war verwirrt. Sagte er die Wahrheit? Ihr Mißtrauen verflog nicht ganz. Sie fragte noch einmal: »Kannst du dich wirklich nicht an … die vergangene Nacht erinnern?«
    Er griff verzweifelt nach ihrer Hand und bedeckte sie mit Küssen. »Ich war also grob ! Verzeih mir, verzeih mir, meine schöne, liebe und vollkommene Olivia. Ich würde mich eher auf der Stelle umbringen, als dir auch nur ein Haar zu krümmen. Ich bin ein Tölpel, noch schlimmer, ein W-Wüstling. Ich verdiene es nicht, daß du meine Frau geworden bist. Ich …«
    »Nein, du warst nicht grob.« Olivia unterbrach ihn ruhig. »Du bist sehr … sehr rücksichtsvoll gewesen.« Die Röte stieg Olivia in die Wangen, und sie drehte den Kopf zur Seite.
    Er ließ ihre Hand los, umarmte sie ungeschickt und küßte sie zaghaft. »Wenn ich in meinem betrunkenen Zustand etwas getan oder gesagt habe, das dich beleidigt, dann bitte ich dich um Verzeihung. Ich habe es unwissentlich getan.« Seine Stimme zitterte. »Ich liebe dich von ganzem Herzen, Olivia. Du mußt es mir glauben … du mußt …«
    Sie mußte sich beinahe wieder übergeben, da sein Atem immer noch nach Alkohol roch. Aber sie biß die Zähne zusammen, und irgendwie gelang es ihr zu lächeln. »Nein, du hast nichts getan oder gesagt, um mich zu beleidigen. Du machst dir unnötigerweise Gedanken.« Seine Erleichterung war ebenso bemitleidenswert wie seine Ergebenheit. Er küßte ihr wieder die Hand. »Bist du unglücklich, wenn ich … äh, trinke?«
    »Ja, sehr unglücklich. Es ist unanständig, so viel zu trinken, daß man sich an nichts mehr erinnern kann.«
    »Gut, dann werde ich nicht mehr trinken.« Er warf sich tapfer in die Brust. »Von jetzt an keinen Tropfen mehr. Es wird nicht leicht sein, aber wenn es dich glücklich macht, dann muß es sein.«
    Sie glaubte ihm natürlich nicht. »Wenn das ein Versprechen ist, Freddie«, murmelte sie und versuchte vergeblich, diesen entwaffnend gutmütigen und liebenswerten Mann mit dem brutalen und rohen Tier der vergangenen Nacht in Verbindung zu bringen, »dann versichere ich dir, es ist mehr wert als alle Diamanten, die du mir schenken kannst.«
    »Natürlich ist es ein Versprechen! Ich halte mein Wort, teure Gattin. Habe ich das nicht schon unter Beweis gestellt?«
    Den ganzen Tag über blieb Freddie ihr ergebener Diener. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und dachte nur daran, wie er ihr helfen konnte. Mit vielen kleinen Aufmerksamkeiten verwöhnte er sie; er sprach, wenn sie unterhalten werden wollte, und schwieg gehorsam, wenn es ihr zuviel wurde. Am Abend zweifelte Olivia nicht mehr daran, daß er sich tatsächlich an nichts mehr erinnerte. Diese Erkenntnis erfüllte sie mit Trauer. Armer Freddie! Unter der Oberfläche der unfehlbar guten Laune und der untadeligen Selbstbeherrschung lauerte eine gefährliche Bestie. In nüchternem Zustand konnte er damit fertig werden, vielleicht war es ihm nicht einmal bewußt, aber wenn der Alkohol ihm die Zunge löste, entlud sich die ganze unterdrückte Bosheit und Gehässigkeit. Wie sollte er ein Leben lang mit dieser Doppelrolle leben können?
    Wie sollte sie es …?
    Stocknüchtern legte

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