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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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hielt er nicht hinter dem Berg) waren die Straßen, wenn überhaupt, dann mit Pferde- und Kuhmist gepflastert. Außerdem langweilte er sich zu Tode. Seit seiner Ankunft hatte er nur ein paar Pflüge, ein paar hundert Scheffel Baumwollsamen und einige wenige Entkörnungsmaschinen verteilt. Lubbock fand, die Männer, mit denen er es im Writer’s Building zu tun hatte, wären überheblich, dumm und aufgeblasen und könnten Baumwolle nicht von Zuckerwatte unterscheiden. Inzwischen kam er immer mehr zu der Ansicht, der Osten sei nur etwas für Vögel. Es war schlimm genug, sich in einer fremden Sprache unterhalten zu müssen (denn kein Mensch verstand ein Wort von dem, was er sagte, und umgekehrt!), aber seit er das amerikanische Schiff verlassen hatte und an Land gegangen war, bekam er nicht einmal einen ordentlichen Schluck Bourbon zu trinken. Und das war für Lubbock der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
    Deshalb beschloß Olivia, es sei Zeit, zur Sache zu kommen, als er wie ein Ertrinkender mehrere Gläser seines geliebten Bourbon hinuntergestürzt hatte. Auf die übliche Konversation folgte ein gegenseitiges Abtasten, und jetzt mußte sie mit der Sprache heraus. »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Mr.Lubbock«, begann Olivia.
    »Nach allem, was Sie mir von sich erzählt haben, glaube ich, es wird Sie interessieren.«
    »Ein Geschäft?« Er sah sie verblüfft an. »Was für ein Geschäft, Ma’am?«
    »Ein Geschäft, bei dem Sie mit etwas Geschick und Einfallsreichtum Geld wie Heu verdienen können, Mr.Lubbock. Mein Vorschlag liegt allerdings vielleicht nicht ganz auf Ihrer Linie.«
    Er blickte stirnrunzelnd in sein Glas und richtete sich dann etwas auf. »Für Geld wie Heu«, sagte er schlicht, »liegt alles auf meiner Linie.« Lubbock mochte zwar mit gepflegtem Englisch aufs Kriegsfuß stehen, aber »Geld wie Heu« und »ein Geschäft« gehörten zu den Wörtern, die Lubbock bestens verstand. Um Geld und Geschäfte drehte sich sein Leben. Für ihn waren sie das Leben schlechthin. Zum ersten Mal in diesem gottverdammten Land wurde ihm etwas Vernünftiges zum Trinken angeboten. Er konnte sich auch wieder in einer Sprache unterhalten, die ihm seinen Glauben an die Menschheit wiedergab, und er saß bei einer charmanten waschechten Amerikanerin aus Sacramento. Im Augenblick verlangte Lubbock nicht mehr vom Leben. Er hörte Olivia wie gebannt zu. Als sie mit ihren ausführlichen Erklärungen zu Ende war, lehnte er sich zurück und dachte über das Gehörte nach.
    »Möbel?« fragte er verwirrt, »Sie meinen Stühle und so etwas?«
    »Ja, genau das, Mr.Lubbock. Stühle und so etwas. Viele, viele Möbel.«
    Er kratzte sich ausgiebig das geölte Haar, und dann lachte er. »Verflucht noch mal, ich glaub’, mich laust der Affe!«
    Olivia schloß Hiram Arrowsmith Lubbock in diesem Augenblick in ihr Herz. Er war groß, stiernackig und hatte viele Goldzähne im Mund, die er beim Lachen zeigte, und er kleidete sich entsetzlich geschmacklos. Aber wie alle Amerikaner, die sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hatten, war er zäh, schlau, offen und praktisch. Olivia kannte diese Art Menschen und traute ihnen. Sie störte sich nicht daran, daß er in Indien wie eine Spottdrossel unter Pfauen wirkte. Über seine gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten setzte sie sich hinweg, denn im Augenblick brauchte sie Lubbock.
    »Hören Sie zu, Mr.Lubbock«, erklärte sie nach seinem vierten Glas, »ich werde Ihnen jetzt genau sagen, wie ich mir das vorstelle.«
    Die nächste Stunde war nicht vertan, denn am Ende hatte sich seine Verwirrung in echtes Interesse verwandelt. »Geld wie Heu, was?« Er strich sich über das Kinn und dachte nach.
    »Das hat man mir versichert, Mr.Lubbock. Sie werden sich natürlich meine Aussagen durch Ihre Informanten in Europa bestätigen lassen wollen.«
    »Mmm … mmm.« Er rechnete bereits und addierte Zahlen. »Und Sie meinen, wir können gleich anfangen?«
    »Ja, auf der Stelle.«
    Er nickte und kniff die Augen zusammen.
    »Bislang, Mr.Lubbock, scheint noch niemand den Export in einer ernstzunehmenden Größenordnung versucht zu haben. Mein Informant hat einige Stücke verkauft und sieht in Amerika und Europa ein beachtliches Potential an Kunden. Der Markt ist vielleicht klein, aber, wie man mir sagt, die Gewinne sind groß. Jeder, der das Geld hat, ist bereit, viel zu zahlen.«
    Lubbock nickte wieder. »Warum nicht?« Die goldenen Zähne blitzten im Schein der Leuchter. »Möbel, das

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