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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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nicht. Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre Arbeiter ausleihen könnten. Ich brauche sie nur ein oder zwei Tage – allerhöchstens drei.«
    Lubbock sah sie erstaunt an. »Sie wollen Möbel bauen?«
    »Nein, ich möchte ein paar Hütten abreißen lassen. Ich weiß, das ist eigentlich nicht die übliche Arbeit der Leute, aber sie sind stark, packen zu, und Sie haben genug Werkzeug für den Abbruch. Ich glaube, die Leute werden das sehr gut erledigen.« Lubbock erklärte sich verblüfft einverstanden. »Besten Dank, Mr.Lubbock. Ich werde Sie wissen lassen, wann wir mit dem Abbruch beginnen.«
    »Klar, wenn Sie wollen, auf der Stelle«, erklärte er hoffnungsvoll.
    Olivia dachte nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, es müssen zuerst noch ein paar andere Dinge erledigt werden, ehe ich die Hütten abreißen lasse. Noch etwas, Mr.Lubbock«, sie schwieg kurz, »es besteht die Möglichkeit, daß es auf dem Templewood-Gelände zu … Schwierigkeiten kommen kann. Darf ich Sie deshalb bitten, mit einer Schrotflinte ebenfalls anwesend zu sein?«
    Lubbock schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel. Seit seiner Ankunft in Indien hatte er keine anständige Prügelei mehr erlebt, und nach seinem Terminkalender war schon lange eine überfällig.
    »Schwarz oder weiß, Ma’am, eine Ladung Schrot in den Hintern ist immer das beste Rezept, und dafür werde ich in Ihrem Namen sorgen! Sie können sich auf Hiram Arrowsmith Lubbock verlassen!«
    Das Gespräch mit Lubbock war glatt verlaufen, aber der zweite Besuch, den sich Olivia vorgenommen hatte, erfüllte sie mit etwas größerer Unsicherheit. Lubbock hatte sie bei Tag gesehen, aber der zweite Besuch mußte im Schutz der Nacht stattfinden. Und die damit verbundene Begegnung fürchtete Olivia ebenfalls. Auf ihren Brief, den Salim überbrachte, erhielt Olivia nur eine unverbindliche kühle Antwort. Aber ein Treffen wurde nicht kategorisch verweigert. Olivia wußte, es würden Spannungen entstehen, sie mußte auch mit Vorwürfen und Beschimpfungen rechnen. Aber darauf war sie gefaßt. Der Einsatz stand in keinem Verhältnis zu dem, was sie möglicherweise erreichen konnte.
    Außerdem hätte sie damit bewiesen, daß vielleicht nicht ganz Indien auf Jai Raventhornes Seite stand.
    Sujata empfing sie ohne ein Zeichen von Überraschung, denn der Brief hatte sie auf die Begegnung vorbereitet. Sie staunte nur über Olivias merkwürdigen Aufzug. Sie trug eine Burka wie eine Moslemfrau, um Körper und Gesicht völlig zu verhüllen. Viele ihrer Besucher, besonders die Männer, kamen im Schutz der Nacht und ebenfalls getarnt. Sujata akzeptierte Olivias Wunsch, nicht erkannt zu werden, wenn sie ihn auch nicht verstand. Mit einem Schulterzucken und der unvergleichlichen Anmut, die zu ihrem Beruf gehörte, bat sie Olivia stumm in das Haus. Sie gingen durch einen Bogengang, durch einen Vorhang aus Glasperlen und betraten einen großen, nur schwach erleuchteten Salon. Olivia entledigte sich ungeduldig des unangenehmen Umhangs. Er war naß vom strömenden Regen, denn sie hatte es vorgezogen, den letzten Teil des Wegs zu Fuß zu geben. Ein Diener brachte ihr einen Stuhl – offensichtlich der einzige weit und breit. Sujata ließ sich auf einem etwas schäbig wirkenden Polster nieder. Sie war wachsam wie eine Schlange. Die Höflichkeit des angebotenen Stuhls wirkte eher wie ein Affront. Er unterstrich den Unterschied, der zwischen ihnen bestand, und brachte eine gewisse Verachtung zum Ausdruck.
    Olivia setzte sich und überging die Provokation. »Danke, daß Sie so freundlich waren, mich zu empfangen. Ich hoffe, Sie vergeben mir die Störung.« Olivia sprach fließend Hindustani. Ihr Gesicht war ausdruckslos. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, der Sie vielleicht interessieren wird.« Olivia erlaubte sich ein angedeutetes Lächeln. »Wir werden beide davon profitieren.«
    Es war Salim nicht schwergefallen, Sujatas Kotha, die Wohnung der Kurtisane, ausfindig zu machen. Sujata war in der Gegend gut bekannt, und viele Gerüchte kursierten über sie. Aber in ihrem Beruf, so fand Olivia, schien sie nur bescheidenen Erfolg zu haben. Man erzählte sich, sie bezahle pünktlich ihre Rechnungen, habe ein paar Stammkunden, aber sie sei nicht mit dem Herz bei ihrem Geschäft. Das dreistöckige Haus gehörte ihr, aber es waren dringend Reparaturen notwendig. Der Putz bröckelte von den Wänden, andere mußten neu getüncht werden. Die Brokatstoffe waren fadenscheinig, die Kissen und Polster

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