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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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ist mir egal, ob er ein guter Fang ist oder nicht, und es wäre mir lieber, er würde seine Liebe für sich behalten. Das jedenfalls kannst du mir glauben, ich werde Freddie nicht heiraten!« rief Olivia aufgebracht. »Und wenn er ein so guter Fang ist, warum hat Tante Bridget dann nicht versucht, dich mit ihm zusammenzubringen?«
    »Oh, versucht hat sie es schon. Aber Papa hat es entschieden abgelehnt – und ich auch.« Sie schauderte: »Stell dir vor, jeden Tag aufwachen und als erstes Freddie Birkhursts gekochte Stachelbeeraugen zu sehen …!«
    »Vielen Dank! Weil du ihn nicht willst, möchtest du ihn mir aufhängen.«
    »Nein, Olivia, darum geht es doch überhaupt nicht«, sagte Estelle geduldig. »Du mußt die praktische Seite der Angelegenheit sehen. Papas Geld garantiert mir ohnehin einen Mann mit Titel. Aber Onkel Sean hat kein Geld. Wenn du Freddie heiratest, brauchst du keine Mitgift, weil er schon genug hat und seine Seele verkaufen würde, um dich zu bekommen. Außerdem trägst du dann einen der angesehensten englischen Titel und hast Besitzungen in Suffolk und Indien – das ist doch ideal für jede Frau, begreif das doch endlich!«
    Welch ein berechnendes Geschöpf! Trotzdem konnte man angesichts einer solch naiven Unverfrorenheit nicht lange wütend bleiben, und Olivia lachte. »Für jede Frau außer mir! Weshalb kümmerst du dich nicht um deinen John und überläßt mich meinem Schicksal als alte Jungfer?«
    »Ach, John kann ich jederzeit haben. Er betet mich an.« Estelle wirkte sehr zufrieden, als sie ihren treuen Verehrer mit einer Handbewegung abtat.
    »Aber er hat keinen Titel.«
    »Eines Tages wird er einen haben. Vielleicht schon bald. Der ältere Bruder von Johns Vater ist nämlich der Marquis von Quentinberry, verstehst du, und er ist Junggeselle. Johns Vater wird ihn also beerben, es sei denn, sein Bruder heiratet und bekommt Kinder. Und das wird er nicht, denn John sagt, er ist impotent – nicht John, sondern der Marquis.« Sie machte eine Pause, errötete mädchenhaft und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
    »Du mußt es mir nicht erklären«, sagte Olivia belustigt. »Ich weiß auch, was ›impotent‹ bedeutet.«
    »Nun ja, also Johns Vater ist bereits krank«, fuhr Estelle unbekümmert fort. »Deshalb fährt John auch nach Hause. Es ist sehr wahrscheinlich, daß John seinen Onkel und seinen Vater überlebt. Also, ich werde die Marquise von Quentinberry …« Sie ließ den Namen ein paarmal zufrieden auf der Zunge zergehen. »Ja, ich glaube, das macht sich gut. Es sei denn, nun ja, ein Herzogstitel mit Geld kommt dazwischen. Schließlich ist John ein Jahr lang weg, und es schwimmen noch andere Fische im Meer.« Sie kniff die Augen zusammen, überließ sich gefühllosen Spekulationen und trommelte geistesabwesend mit den Fingern gegen die Scheibe der Kutsche.
    Diese unbekannte Seite ihrer Cousine verblüffte Olivia, und sie starrte Estelle sprachlos an. »Andere Fische?« fragte sie schließlich argwöhnisch. »Wer? Doch nicht zufällig Clive Smithers? Wie ich höre, hat er in seiner Marineuniform großen Erfolg, und seit er hier aufgetaucht ist, hat Charlotte plötzlich eine ganze Schar neuer Freundinnen – dich eingeschlossen. Dabei konntest du sie bis vor kurzem nicht ausstehen.«
    Estelle zuckte leicht zusammen, sagte dann aber hochmütig: »Ich bin nicht in Clive verknallt, damit du es nur weißt! Ich will überhaupt noch nicht heiraten. Ich will nur nach London fahren, mich amüsieren und endlich einmal frei sein.« Ihre Lippen zitterten plötzlich, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich war noch nirgends, habe noch nie etwas unternommen, noch nie einen wirklich atemberaubenden Mann kennengelernt. Weißt du, daß ich bis heute nicht einmal Schnee gesehen habe?«
    *
    Lady Birkhursts offizielle Einladung zum Mittagessen am Sonntag im Tollgygunge Club traf wie angekündigt ein. Freundlicherweise war auch Sir Joshua mit eingeschlossen, falls er nicht anderweitig beschäftigt war. Sir Joshua erklärte sofort, er werde dafür sorgen, daß er beschäftigt sei. Lady Bridget zeigte ihre Begeisterung jedoch offen, denn schließlich hatte sie durch einen Zufall alle anderen Damen in Kalkutta mit heiratsfähigen Töchtern überflügelt.
    »Du mußt dein blaues Leinenkleid mit den weißen Organdyrüschen tragen. Und natürlich den weißen Ledergürtel. Das steht dir nämlich sehr gut.« Lady Bridget wurde sofort sehr praktisch. »Oder vielleicht das getupfte gelbe? Nein, lieber

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