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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Unabhängigkeit erklärt.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen. Lady Birkhurst ließ die Lorgnette sinken und rieb die Gläser energisch blank. Lady Bridget blickte aus dem Fenster, als sei sie von einer Krähe fasziniert. »Einmal Kolonie, immer Kolonie«, erklärte die Baronin entschieden. »Es ist eine Sache der Prinzipien. Ich nehme an, Ihre Heimat fehlt Ihnen.«
    »Nun ja, ich …«
    »Olivia reist gern, Lady Birkhurst.« Mit ihrem Einwurf kam Lady Bridget weiteren peinlichen Indiskretionen zuvor. »Leider hat ihr lieber Vater, wie andere erfolgreiche Gentlemen, wenig Zeit. Olivia freut sich sehr darüber, ein Jahr bei uns zu sein.«
    »Hmmm.« Nachdem die Brillengläser zu ihrer Zufriedenheit glänzten, ersetzte Lady Birkhurst die verbrauchte Energie, indem sie ein Stück Kirschkuchen aß. Estelle in der Fensternische tat es ihr nach. Wenn jemand im Raum sich in punkto Essen mit Lady Birkhurst seelenverwandt fühlte, dann Olivias Cousine.
    »Die O’Rourkes leben in Kalifornien, aber Sean hat natürlich an mehreren Orten Häuser – nicht wahr, mein Kind?« Olivia öffnete den Mund eher vor Staunen, als um ihrer Tante zu widersprechen, aber Lady Bridget ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Wenn meine liebe Schwester noch am Leben wäre, hätte sie natürlich selbst dafür gesorgt, daß Olivia auf eine Weise in die Gesellschaft eingeführt worden wäre, die ihrer Herkunft entspricht. Aber der arme Sean hat so viele geschäftliche Dinge im Kopf und kann sich wenig um Konventionen kümmern.« Sie lehnte sich zurück und betupfte ihre Augen mit einem Spitzentaschentuch.
    »Ah ja.« Lady Birkhurst nickte mitfühlend und richtete ihre Aufmerksamkeit inzwischen auf eine große Glasschale mit Früchten.
    »Zu meiner größten Enttäuschung habe ich in diesem Jahr die Mangoernte versäumt. Calebs Gesundheitszustand ist alles andere als zufriedenstellend, und er behauptet, niemand könne so gut wie ich seine Furunkel behandeln. Ich weiß nie, ob das ein Kompliment ist oder nicht. Aber«, sie beugte sich vor, als wolle sie den Anwesenden eine Mitteilung von ungeheurer Tragweite machen, »im Augenblick bin ich ganz begeistert von einer komischen kleinen Frucht, die man Avocado nennt. Ich kann mich nicht erinnern, sie auf dem Markt schon einmal gesehen zu haben. Lady Bridget, haben Sie diese köstliche Neuheit schon einmal probiert?«
    »Avocados?« Lady Bridget richtete sich erregt auf. »O ja, natürlich. Ich habe gehört, ein paar Offiziersfrauen haben von einem durchreisenden Brasilianer Kerne bekommen und bauen sie mit großem Erfolg im Süden an. Können Sie mir vielleicht sagen, Lady Birkhurst, wieviel Sie dafür bezahlt haben?« Das Funkeln in ihren Augen verhieß nichts Gutes für Babulal.
    Lady Birkhurst sah ihren Sohn fragend an. Freddies Augen blieben leer. »Ich habe leider nicht die geringste Ahnung, aber das läßt sich mühelos herausfinden.«
    Lady Bridget gehörte nicht zu den Leuten, die ein Eisen nicht schmieden, solange es heiß ist – noch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sobald sich die Gelegenheit bietet. »Darf ich es mit Ihrer Erlaubnis selbst herausfinden?« Sie stand entschlossen auf. »Außerdem wollten Estelle und ich unbedingt einmal einen Blick in Ihr Küchenhaus werfen, Mr.Birkhurst. Hätten Sie vielleicht die Güte, uns dort hinzuführen?«
    »Eine ausgezeichnete Idee!« Lady Birkhurst sah ihren Sohn auffordernd an. »Raschid Ali hat großen Ärger mit den Termiten. Er sagt, sie sind überall. Bei Ihrer großen Erfahrung, Lady Bridget, können Sie ihm vielleicht einen Rat geben. Freddie wird Sie und Estelle natürlich begleiten.«
    »Ja, wunderbar!« Freddie verstand nicht genau, was eigentlich vor sich ging, und sah die Damen leicht verwirrt an. Aber dann erklärte er tapfer: »Ich weiß zwar nicht genau, wo das Küchenhaus ist, aber ich denke, wir werden es schon finden. Im Prinzip müssen wir nur unserer Nase folgen …«
    Sie verließen hintereinander das Wohnzimmer. Estelle blickte verzweifelt zur Decke und versorgte sich für den Weg noch schnell mit ein paar Plätzchen. Olivia sank das Herz bis in die hellblauen Sandalen, die sie am Morgen passend zu dem Kleid gekauft hatte. Sie war wütend auf ihre Tante, die sie in eine so unmögliche Situation brachte, und machte sich auf das bevorstehende Verhör gefaßt.
    »Möchten Sie vielleicht einen Apfel, Miss O’Rourke?« Olivia schüttelte den Kopf. »Sie sollten zunehmen, meine Liebe. Sie haben viel zu schmale Hüften.

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